Die Lazarus-Vendetta
er
vorantrieb, waren sehr erfolgreich. Und in diesem Fall deckte
sich die Behauptung des Direktors der CIA vollkommen mit
dem, was Castilla bereits von Fred Klein vom Covert-One
gehört hatte.
»Stelle ich hier etwa Spekulationen an, bevor ich alle Fakten
kenne? Ja, sicher, das tue ich«, räumte Hanson ein. Er warf der
Sicherheitsberaterin über den Rand seiner Brille aus Schildpatt
einen gönnerhaften Blick zu. »Aber ich finde, wir sollten unsere
Zeit nicht mit immer neuen Theorien vergeuden, Emily. Es sei
denn, Sie glauben allen Ernstes, dass die Leute, die in das Teller
Institut eingedrungen sind, nichts mit den Bomben zu tun hatten,
die weniger als eine Stunde später in die Luft gingen. Ehrlich
gesagt, kommt mir das ein bisschen sehr naiv vor.«
Emily Powell-Hill stieg die Röte ins Gesicht.
Castilla mischte sich ein, bevor die Diskussion aus dem Ruder
laufen konnte. »Nehmen wir mal an, Sie haben Recht, David.
Gehen wir davon aus, dass diese Katastrophe ein terroristischer
Anschlag war. Wer sind dann die Terroristen?«
»Die Lazarus-Bewegung«, sagte der Direktor der CIA ohne zu
zögern. »Aus genau den Gründen, die ich bereits bei der
Besprechung der Gefahreneinschätzung der Joint Intelligence
ausgeführt habe, Mr President. Wir haben uns gefragt, was das ›große Ereignis‹ in Santa Fe bedeuten könnte.« Er zuckte mit
seinen schmalen Schultern. »Jetzt wissen wir es.«
»Wollen Sie etwa allen Ernstes behaupten, dass die Führer der
Lazarus-Bewegung absichtlich und bewusst mehr als
zweitausend ihrer Anhänger umbringen ließen?«, fragte Ouray.
Der Chief of Staff machte gar nicht den Versuch, seine Skepsis
zu verbergen.
»Absichtlich?« Hanson schüttelte den Kopf. »Ich weiß es
nicht. Und solange wir keine klarere Vorstellung haben, was
genau diese Leute umgebracht hat, werden wir es auch nicht
wissen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die LazarusBewegung bei diesem Terroranschlag die Finger im Spiel
hatte.«
»Wie?«, fragte Castilla.
»Sehen Sie sich das Timing an, Mr President«, schlug der
Direktor der CIA vor und begann unverzüglich, die Punkte
seiner Beweisführung näher auszuführen, die er mit der
Präzision eines Professors herunterbetete, der sich bemüht, einer
besonders begriffsstutzigen Schar von Studienanfängern seine
innig geliebten Thesen näher zu bringen: »Erstens: Wer hat die
Massenkundgebung vor dem Teller Institut organisiert? Die
Lazarus-Bewegung. Zweitens: Warum waren die
Sicherheitskräfte des Instituts draußen vor dem Gebäude, als das
angebliche Vorausteam des Secret Service eintraf, und deshalb
nicht in der Lage, gegen sie einzuschreiten? Weil sie von eben
diesen Demonstranten festgehalten wurden. Drittens: Wer
hinderte die echten Agenten des Secret Service daran, ins
Gebäude zu gelangen? Dieselben von der Lazarus-Bewegung
mobilisierten Demonstranten. Und schließlich viertens: Warum
konnten die Polizeikräfte aus Santa Fe den Eindringlingen nicht
den Fluchtweg versperren, als sie aus dem Gebäude kamen?
Weil sie alle Hände voll zu tun hatten, mit dem Chaos vor dem
Institut fertig zu werden.«
Beinahe gegen seinen Willen nickte Präsident Castilla. Die
Argumente, die der CIA-Direktor vorbrachte, hatten einiges für
sich; sie waren zwar nicht ganz wasserdicht, aber ziemlich
überzeugend.
»Sir, wir können nicht mit einer derart massiven und nicht
bewiesenen Beschuldigung gegen die Lazarus-Bewegung an die
Öffentlichkeit gehen!«, gab Ouray zu bedenken. »Das wäre
politischer Selbstmord. Die Presse würde uns kreuzigen, wenn
wir so etwas auch nur andeuten würden!«
»Charlie hat vollkommen Recht, Mr President«, bemerkte
Emily Powell-Hill. Die Sicherheitsberaterin warf dem Chef der
CIA einen herausfordernden Blick zu, ehe sie fortfuhr. »Wenn wir der Lazarus-Bewegung die Schuld an dem
Anschlag in die Schuhe schieben, würde das nur den
Verfechtern sämtlicher Verschwörungstheorien rund um den
Globus in die Hände spielen. Wir können uns nicht leisten,
ihnen noch mehr Munition zu liefern. Nicht jetzt.«
Ein bedrücktes Schweigen senkte sich über den
Konferenztisch im Krisenraum.
»Eines ist auf jeden Fall sicher«, stellte David Hanson kühl
fest und brach das düstere Schweigen. »Die Lazarus-Bewegung
profitiert bereits vom öffentlichen Märtyrertod so vieler ihrer
Anhänger. Überall auf der Welt haben sich hunderttausende
neue Freiwillige in ihre E-Mail-Listen eingetragen. Und
Millionen mehr haben per Online-Überweisung Spenden auf
ihre bekannten
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