Die Lazarus-Vendetta
und dies nur, um ihre egoistischen und unmenschlichen Ziele zu verwirklichen. Die Welt würde sich in zwei Lager spalten: in die, die auf der Seite von Lazarus waren, und jene, die es nicht waren. Und die Regierungen der Welt würden sich, von ihren Bürgern unter Druck gesetzt, zunehmend gegen die Vereinigten Staaten wenden.
Die daraus resultierende Konfusion, das Chaos und die Unordnung würden ihm zupass kommen. Es würde ihm die Zeit verschaffen, die er brauchte, um seinen großen Plan zu vollenden – ein Plan, der die Erde für immer verändern würde.
Kapitel zehn
Die Nacht senkte sich schnell auf die wüstenhafte Hochebene um Santa Fe herab. Im Nordwesten leuchteten die höchsten Gipfel der Jemez Mountains purpurrot im letzten Licht der untergehenden Sonne. Das tiefer liegende Land im Osten war bereits in zunehmende Dunkelheit getaucht. Nicht weit südlich der Stadt schlugen noch immer gierige Feuerzungen aus den schwarzen Ruinen des Teller Instituts, flackerten orange, rot und gelb aus den Trümmern empor, wo die Flammen über ausgelaufene Chemikalien, zu Bruch gegangene Möbel und Deckenbalken, zerstörte Laboreinrichtungen und über die Leichen der Toten unter den Trümmern leckten. Ein widerlicher, beißender Rauchgeruch hing schwer in der kalten Abendluft.
Mehrere Löschzüge der Feuerwehr waren am Ort des Geschehens, doch sie durften nicht in den unmittelbaren Bereich um das Gebäude vorrücken, den die lokalen Polizeikräfte und die Nationalgarde abgesperrt hatten. Es gab keine Hoffnung mehr, in den brennenden Ruinen noch Überlebende zu finden, deshalb wollte niemand das Risiko eingehen, noch mehr Menschen den entwichenen Nanomaschinen auszusetzen, die so viele Aktivisten der Lazarus-Bewegung getötet hatten.
Jon Smith stand reglos ein paar Meter außerhalb der Absperrung und starrte auf die unkontrolliert lodernden Feuer. Sein hageres Gesicht wirkte eingefallen, und seine Arme hingen kraftlos herab. Wie viele Soldaten empfand er nach intensiven, lebensgefährlichen Aktionen jedes Mal ein Gefühl der Niedergeschlagenheit. Diesmal war es schlimmer. Er war nicht ans Verlieren gewöhnt. Frank Diaz und er mussten zusammen die Hälfte der Terroristen, die das Teller Institut überfallen hatten, getötet oder verwundet haben, aber die Bomben, die sie gelegt hatten, waren trotzdem hochgegangen. Außerdem würde Smith den entsetzlichen Anblick tausender in Todesangst schreiender, sich in roten Schleim und Knochenfragmente auflösender Menschen nie mehr vergessen können.
Das verschlüsselte Handy in der Innentasche seiner Jacke vibrierte plötzlich. Er zog das Handy hervor und nahm das Gespräch an. »Smith.«
»Ich brauche von Ihnen einen kurzen, detaillierten Bericht über die Ereignisse, Colonel«, sagte Fred Klein ohne sich mit irgendwelchen Präliminarien aufzuhalten. »Der Präsident sitzt noch immer im Meeting mit seinem nationalen Sicherheitsstab, aber ich erwarte in nicht sehr ferner Zukunft einen weiteren Anruf von ihm. Ich habe Ihren ersten Bericht bereits an ihn weitergegeben, aber er wird sicherlich mehr hören wollen. Ich möchte, dass Sie mir genau erzählen, was Sie gesehen haben und was Ihrer Meinung nach heute dort vorgefallen ist.«
Smith machte die Augen zu. Er fühlte sich plötzlich vollkommen erschöpft. »Verstanden«, erwiderte er dumpf.
»Sind Sie verwundet, Jon?«, fragte der Leiter von Covert-One. Er klang besorgt. »Sie haben vorhin nichts gesagt, und ich habe angenommen …«
Smith schüttelte den Kopf. Die abrupte Bewegung ließ jede Prellung und jeden gezerrten Muskel wie Feuer brennen.
»Es ist nichts Ernstes«, sagte er zusammenzuckend. »Ein paar blaue Flecken und Kratzer, mehr nicht.«
»Ich verstehe.« Klein schwieg eine Weile. Offenbar nahm er Smith die Sache nicht ganz ab. »Ich nehme an, Sie wollen damit sagen, dass Sie im Augenblick nicht aus irgendeiner offenen Wunde bluten.«
»Wirklich, Fred. Ich bin okay«, versicherte ihm Smith, fast ungeduldig inzwischen. »Ich bin Arzt, haben Sie das vergessen?«
»Na schön«, sagte Klein vorsichtig. »Dann machen wir weiter. Erstens: Sind Sie noch immer davon überzeugt, dass die Terroristen, die das Institut überfallen haben, Profis waren?«
»Ich habe keine Zweifel daran«, erwiderte Smith. »Diese Typen waren aalglatte, ausgefuchste Profis, Fred. Vorgehensweise, Waffen und Ausweise – alles wie in einem Schulungsfilm vom Secret Service. Wenn das echte SecretService-Team nicht aufgetaucht wäre, hätten die Täter
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