Die Lazarus-Vendetta
werden.« »Der Typ wurde markiert, Fred«, erklärte Smith grimmig. Er
machte die Augen zu und schob mit schierer Willenskraft die
schrecklichen Bilder seines sich vor seinen Augen auflösenden
Feinds beiseite. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihn jemand
mit einer Nadel angeschossen hat, die in eine Substanz getaucht
war, welche die Nanophagen aktivierte, die er zuvor eingeatmet
hat.«
»Was bedeutet, dass er von seinen eigenen Leuten geopfert
wurde, um eine mögliche Festnahme zu verhindern«, sagte
Klein.
»So sehe ich das auch«, stimmte Smith ihm zu. Er verzog das
Gesicht, als ihm plötzlich dieses kalte, tödliche Zischen wieder
einfiel, mit dem etwas dicht an seinem Ohr vorbeigeflogen war.
»Und ich habe den Verdacht, dass sie mir auch eine dieser
verdammten Nadeln verpassen wollten.«
»Passen Sie auf sich auf, Jon«, sagte Klein unverblümt. »Wir
wissen noch immer nicht genau, wer hier der Feind ist, und
schon gar nicht, was ihre Pläne sind. Bis wir es wissen, sollten
Sie jeden – Miss Donovan eingeschlossen – als potenzielle
Bedrohung betrachten.«
Stützpunkt des Überwachungsteams südlich von Santa Fe
In dem Haus zwei Meilen östlich des Teller Instituts, das von dem verdeckt operierenden Überwachungsteam als Basis und Unterschlupf benutzt wurde, war alles ruhig. Computer summten und surrten leise, während sie die Daten von den verschiedenen, auf das Areal um das Institut gerichteten Sensoren sammelten und speicherten. Die beiden Männer, die für diese Schicht eingeteilt waren, saßen schweigend unter ihren Kopfhörern und lauschten den Funkübertragungen, ohne dabei auf den Monitoren die hereinströmenden Informationen aus den Augen zu lassen.
Einer der beiden hob den Kopf und horchte angestrengt auf die Stimmen in seinem Kopfhörer. Er drehte sich zu seinem Teamleiter um, einem älteren weißhaarigen Holländer, der sich Willem Linden nannte. »Das Aktionsteam meldet sich. Smith hat soeben die Plaza Mercado betreten.«
»Allein?«
Der Mann mit den Kopfhörern nickte.
Linden grinste breit, wobei er eine Reihe tabakbrauner Zähne
zeigte. »Das sind ausgezeichnete Nachrichten, Abrantes. Sagen Sie dem Team, dass sie sich bereithalten sollen. Dann kontaktieren Sie die Zentrale und informieren sie, dass alles nach Plan läuft. Sagen Sie ihnen, wir melden uns wieder, wenn Smith eliminiert ist.«
Abrantes blinzelte besorgt. »Sind Sie sicher, dass das so einfach sein wird? Ich habe die Akte von diesem Kerl gelesen. Er könnte sehr gefährlich werden.«
»Keine Panik, Victor«, beruhigte ihn der Weißhaarige. »Wenn man ihm ein Geschoss oder ein Messer an der richtigen Stelle verpasst, stirbt jeder.«
Kapitel zwanzig
Smith blieb unter der Tür des Longevity Café stehen und ließ den Blick flüchtig über die Gäste schweifen, die an einigen der kleinen runden Tische saßen. Sie sahen aus wie eine bunt gemischte Gesellschaft – zufällige Besucher eines Cafés, wie man sie überall auf der Welt antrifft, stellte er zufrieden und mit einem Anflug von Amüsiertheit fest. Die meisten von ihnen, vor allem die Paare, die zusammensaßen, wirkten wie ganz gewöhnliche Leute – eine Mischung aus proper gekleideten Berufstätigen mit einem Hang zu gesundheitsbewusster Ernährung oder wie ernsthaft studierende College-Kids. Andere trugen eine bunte Vielfalt von ins Auge springenden Tätowierungen und Piercings zur Schau. Manche hatten ihre Haare mit Kopftüchern zusammengebunden oder trugen lange blonde Dreadlocks. Einige von ihnen drehten sich zur Tür und musterten den neuen Gast mit unverhüllt neugierigen Blicken. Die überwiegende Mehrheit jedoch ließ sich bei ihren intensiven Gesprächen nicht stören.
Das Café selbst nahm fast das gesamte erste Stockwerk des Gebäudes ein und hatte große Fenster, die auf die West San Francisco Street hinabblickten. Die Wände waren in leuchtenden Rot-, Orange- und Gelbtönen getüncht, und die Böden, wo sie nicht aus gebleichten Holzdielen bestanden, in einem kräftigem Blau gestrichen. Überall wo sich Platz dafür bot, waren ungewöhnliche Bilder und Plastiken mit asiatischem Touch – viele davon mit Hindu- oder Zen-Motiven.
Smith strebte geradewegs auf einen Tisch zu, an dem eine Frau allein saß, die sich ebenfalls umgedreht hatte, um den Neuankömmling zu mustern. Das war Heather Donovan. Fred Klein hatte in dem Couvert mit Smiths gefälschtem Presseausweis von der Le Monde auch ein Foto und eine kurze Biographie von Heather Donovan geschickt. Die
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