Die Lazarus-Vendetta
ich Ihnen versichern kann, aber ich gestehe, es ist nicht unbedingt das überzeugendste Argument, das ich je gebraucht habe.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Tee und stellte die Tasse dann auf das Tablett zwischen ihnen. »Ich versuche es stattdessen mit Logik: Nehmen wir einmal an, dass ich total falsch liege. Dass ich eine leichtgläubige, naive Närrin bin, und dass es in der Bewegung Leute gibt, die nicht davor zurückschrecken, heimlich Gewalt anzuwenden, um unsere Ziele zu erreichen. Versetzen Sie sich einmal in deren Situation: Wenn Sie eine streng geheime Operation planen würden, deren Entdeckung alles zerstören würde, wofür Sie je gearbeitet haben – würden Sie dann jemanden wie Andy Costanzo mit einer wichtigen Aufgabe betrauen?«
»Nein, das würde ich nicht«, erwiderte Smith. »Es sei denn, ich hätte es darauf angelegt, erwischt zu werden.«
Und genau das hatte ihn von Anfang an gestört, von dem Augenblick an, als er die von Seiten des FBI lancierte Version der Geschichte gelesen hatte. Jetzt, nachdem er ihre Version gehört hatte, war er noch mehr davon überzeugt, das die ganze Geschichte mit den Geländewagen zum Himmel stank.
Sich bei der Beschaffung der Fluchtfahrzeuge für einen Terroranschlag auf einen kopflastigen Seiltänzer wie Andrew Costanzo zu verlassen, hieß, jede Menge Schwierigkeiten heraufzubeschwören. Ein derart gravierender Fehler passte einfach nicht zu der rücksichtslosen, effizient kalkulierten Professionalität, die er während des Überfalls auf das Institut beobachtet hatte. Was bedeutete, dass jemand diese Ermittlungen manipulierte.
Einen Block westlich der Plaza Mercado wartete Malachi MacNamara geduldig im Schatten eines überdachten Gehwegs. Es wurde allmählich spät, und die Straßen in der Innenstadt von Santa Fe waren inzwischen fast menschenleer.
Der hagere Mann hob bedächtig sein monokulares Nachtsichtgerät und spähte mit einem Auge durch das Okular. Ein ziemlich nützliches Gerät, dachte er. Das in Großbritannien hergestellte Fernrohr war gedrungen, sehr leicht und lieferte ein scharfes, vierfach vergrößertes Bild. Sorgfältig ließ er das Objektiv über die nähere Umgebung schweifen und überprüfte, ob sich die Subjekte seines Interesses bewegt hatten.
Er fokussierte das Fernrohr auf einen Mann, der ungefähr fünfzig Meter entfernt reglos in einem etwas zurückversetzten Eingang einer Kunstgalerie stand. Der kahl geschorene Typ trug Jeans, schwere Arbeiterstiefel und eine alte Armeejacke. Immer wenn ein Auto vorüberfuhr, kniff er die Augen zu Schlitzen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Davon abgesehen verharrte er trotz der zunehmenden Kälte völlig reglos dort, wo er war. Ein junger Klotz fürs Grobe, dachte MacNamara abschätzig, aber ziemlich fit und mit einer ganz guten Disziplin.
Drei weitere Beobachter hatten an verschiedenen Punkten entlang der Straße Posten bezogen. Zwei hatten westlich der Plaza Mercado Stellung bezogen. Die anderen beiden lauerten östlich davon. Alle vier hatten sich eine gute Deckung ausgesucht und waren für niemanden zu sehen, außer für einen routinierten Beobachter mit Nachtsichtfernrohr.
Sie gehörten zu der Gruppe der verwegen aussehenden Burschen, die MacNamara seit der Katastrophe am Teller Institut gejagt hatte. Unmittelbar nach dem NanophagenMassaker hatte er sie aus den Augen verloren, aber sobald die Lazarus-Bewegung vor der Absperrung der Nationalgarde ihr neues Lager aufgeschlagen hatte, waren sie wieder aufgetaucht. Am frühen Abend, kurz nach Sonnenuntergang, waren diese vier zu Fuß nach Norden aufgebrochen und schließlich in den engen Gassen der Altstadt von Santa Fe untergetaucht.
Er war ihnen in sicherem Abstand gefolgt. Der kurze Fußmarsch hatte ihm viel über die Meute, die er jagte, verraten. Diese Männer waren nicht irgendwelche Straßenrowdys oder Kleinganoven oder von der Demonstration angelockte anarchistische Radaubrüder, wie er zuerst geglaubt hatte. Ihre Aktionen waren dafür zu präzise, zu gut geplant und zu diszipliniert ausgeführt. Sie waren problemlos durch den Überwachungskordon geschlüpft, den das FBI und die Polizei um das Camp der Lazarus-Aktivisten errichtet hatten. Und mehr als einmal hatte er blitzschnell zu Boden gehen müssen, um nicht von einem der vier, der als Nachhut fungierte, entdeckt zu werden.
Ihnen auf den Fersen zu bleiben, war so ähnlich gewesen, als würde er einem klugen, gefährlichen Großwild nachstellen – oder wie die Verfolgung der
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