Die Lazarus-Vendetta
diesen Andrew Costanzo sagen, hat mich beeindruckt. So wie Sie ihn schildern, muss ich zugeben, wirkt der Typ auf mich nicht wie jemand, den ich für eine konspirative Aktion auswählen würde.«
»Das ist er auch nicht.«
»Das klingt ziemlich überzeugt«, sagte er. »Könnten Sie ein bisschen mehr ins Detail gehen?«
»Andy ist ein Schwätzer, kein Mensch der Tat«, erklärte sie. »Oh, er versäumt nie ein Meeting der Bewegung, und er hat immer eine Menge zu sagen oder sich über dieses und jenes zu beklagen. Aber ich habe ihn nie etwas tun sehen! Er kann sich stundenlang den Kopf heiß reden, aber wenn es darum geht, Rundbriefe in Couverts zu stecken oder Flugblätter zu verteilen, hat er plötzlich zu viel zu tun oder ist krank. Er denkt, er ist der wahre König der Philosophen, der Mann, dessen Visionen den Horizont von normal Sterblichen, wie wir anderen es sind, weit übersteigen.«
»Ich kenne diesen Typ«, warf Smith mit einem angedeuteten Grinsen dazwischen. »Der verkannte Plato aus dem Hinterzimmer eines Buchladens.«
»Das ist Andy Costanzo wie er leibt und lebt«, stimmte Heather zu. »Und deshalb ist die Behauptung des FBI so absurd. Wir akzeptieren ihn alle so wie er ist, aber niemand in der Bewegung würde Andy je eine ernsthafte Aufgabe anvertrauen
– und ganz bestimmt nicht hunderttausend Dollar in bar!«
»Jemand hat es aber getan«, erinnerte er sie. »Die Autohändler in Albuquerque haben ihn zweifelsfrei identifiziert.«
»Das weiß ich!« Sie klang frustriert. »Ich glaube ja, dass jemand Andy das Geld gegeben hat, damit er die Geländewagen kauft. Und ich glaube auch, dass er dumm und arrogant genug war, loszuziehen und zu tun, was sie von ihm verlangten. Aber das Geld kann unmöglich von der Bewegung gekommen sein! Wir sind zwar nicht unbedingt arm, aber so viel Geld haben wir nicht!«
»Sie glauben, dass Costanzo reingelegt wurde?«
»Ich bin mir dessen sicher«, sagte sie überzeugt. »Um Lazarus und alles, wofür wir eintreten, in den Schmutz zu ziehen und zu diskreditieren. Die Bewegung lehnt jede Anwendung von Gewalt bei Protestaktionen ab. Wir würden niemals Mord oder Terroranschläge gutheißen oder gar unterstützen!«
Smith war versucht, eine Bemerkung fallen zu lassen, dass die Zerstörung von Laboreinrichtungen per se die Anwendung von Gewalt mit sich brachte, doch er hielt den Mund. Er war hier, um Antworten auf bestimmte Fragen zu bekommen, nicht um eine politische Diskussion vom Zaun zu brechen. Außerdem war er sich inzwischen ziemlich sicher, dass diese Frau die Wahrheit sagte – zumindest über die Bereiche der Lazarus-Bewegung, mit denen sie vertraut war. Andererseits war sie nur eine Aktivistin der mittleren Ebene, vergleichbar etwa mit einem Captain oder Major der Armee. Wie viel konnte sie wirklich über irgendwelche geheimen Aktionen wissen, die auf den höheren Ebenen ihrer Organisation beschlossen und durchgeführt wurden?
Der Kellner brache ihren Tee. Dies verschaffte ihr genügend Zeit, sich wieder zu fassen.
Sie nahm einen vorsichtigen Schluck und musterte ihn wachsam über den Rand ihrer dampfenden Tasse hinweg. »Sie fragen sich, ob das Geld von irgendwo auf einer höheren Ebene innerhalb der Bewegung gekommen sein könnte, hab ich Recht?«
Smith nickte. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich das sage, Miss Donovan, aber Ihre Organisation hat die obersten Führungsebenen der Lazarus-Bewegung mit einem bemerkenswert dichten Schleier der Geheimhaltung umgeben. Es ist nur natürlich, sich zu fragen, wer oder was sich dahinter verbirgt.«
»Dieser Schleier der Geheimhaltung, wie Sie es nennen, ist eine reine Schutzmaßnahme, Mr Smith«, erwiderte sie ein wenig pikiert. »Sie wissen, was mit den Gründern unserer Bewegung passiert ist. Sie haben ein normales Leben in der Öffentlichkeit geführt. Und dann wurden sie einer nach dem anderen umgebracht oder entführt. Entweder von Konzernen, denen sie im Weg waren, oder von Regierungen, die im Auftrag dieser Konzerne handelten. Wie auch immer, die Bewegung wird nicht zulassen, dass sie ein zweites Mal so leicht ihrer Führung beraubt wird!«
Smith entschied sich, ihre reichlich gewagten Behauptungen nicht weiter zu kommentieren. Sie fing an, vorgefasste Statements von sich zu geben.
Zu seiner Überraschung erschien plötzlich ein Lächeln auf ihrem Gesicht, das ihre lebhaften Augen erstrahlen ließ. »Okay, ich gebe zu, das ist zum Teil Rhetorik. Allerdings eine Rhetorik, die aus dem Herzen kommt, wie
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