Die Lazarus-Vendetta
Bericht gab vor allem das wieder, was die Sprecherin der Lazarus-Bewegung, eine gewisse Heather Donovan, über Andrew Costanzo zu sagen hatte. Smith las ihre Statements sorgfältig. Wenn von dem, was sie sagte, auch nur die Hälfte stimmte, dann konnte es durchaus sein, dass das FBI einer falschen Spur nachhechelte, die möglicherweise absichtlich gelegt worden war. Er nickte. Es würde sich vielleicht lohnen, genauer nachzuforschen.
»Ich werde versuchen, mit dieser Sprecherin von Lazarus zu reden«, informierte er Klein. »Aber ich brauche irgendeine kurzfristige Tarnung, als Journalist vielleicht. Mit einer falschen Identität, die einer genaueren Prüfung standhält. Niemand von der Lazarus-Bewegung wird offen mit einem Armeeoffizier oder einem Wissenschaftler reden.«
»Wann brauchen Sie sie?«, fragte Klein.
Smith überlegte. Sein Tag war bereits voll ausgebucht. Gestern Abend hatten es ein paar Leute des Ermittlungsteams des FBI gewagt, ohne ihre schwere Schutzausrüstung zu arbeiten. Sie waren alle noch am Leben. In der Folge davon hatten medizinische Einsatzteams der örtlichen Krankenhäuser und der Nomura PharmaTech damit begonnen, die Leichen und Leichenteile vom Schauplatz des Massakers zu bergen. Er hatte vor, bei einigen der geplanten pathologischen Untersuchungen dabei zu sein, weil er sich erhoffte, Antworten auf einige der Fragen zu erhalten, die ihn nach wie vor beunruhigten.
»Irgendwann heute Abend«, entschied er. »Ich versuche, ein Treffen in einem Restaurant oder in einer Bar in Santa Fe zu arrangieren. Die Panik hier ist größtenteils vorüber, und die Leute gehen wieder in die Stadt.«
»Erzählen Sie Miss Donovan, dass Sie freischaffender Journalist sind«, schlug Klein vor. »Ein unabhängiger amerikanischer Reporter, der für die Le Monde und ein paar andere kleinere europäische, meist linksorientierte Zeitungen schreibt.«
»Klingt nicht schlecht«, sagte Smith. Er kannte Paris ziemlich gut, und die Le Monde und ihre europäischen Pendants waren bekannt dafür, dass sie mit der Umwelt-, der Antitechnologie- und der Antiglobalisierungsbewegung sympathisierten, deren Speerspitze die Lazarus-Bewegung war.
»Ich sorge dafür, dass heute Nachmittag ein Kurierfahrer ein Couvert mit einer Le Monde -Pressekarte auf Ihren Namen im Hotel abgibt«, versprach Klein.
FBI Deputy Assistant Director Kit Pierson saß an dem Klapptisch, der ihr als Schreibtisch diente, und blätterte in der als »vertraulich« klassifizierten CIA-Akte, die ihr Hal Burke gefaxt hatte. Langley hatte auch nicht viel mehr Informationen über diesen Jonathan Smith als das Bureau. Aber es gab in einigen Operationsberichten bestimmter Missionen oder in Depeschen von Fall-Offizieren der Agency immer wieder mysteriöse Hinweise auf ihn, in der Regel in Verbindung mit irgendeiner sich entwickelnden Krise oder einem bereits existierenden politischen Brennpunkt dieser Welt.
Ihre Augen wurden schmal, als sie die lange und besorgniserregende Liste betrachtete. Moskau. Paris. Schanghai. Und jetzt Santa Fe. Oh, es gab immer irgendeine plausible Erklärung für Smiths plötzliches Auftauchen am Ort des Geschehens – entweder kümmerte er sich um einen verwundeten Freund, nahm an einer Medizinertagung teil oder machte einfach nur den Job, für den er ausgebildet war. An der Oberfläche war er nur das, was er zu sein behauptete: ein Wissenschaftler und Arzt im Dienst der Armee, der hin und wieder zur falschen Zeit am falschen Ort auftauchte.
Pierson schüttelte den Kopf. Es gab für ihren Geschmack entschieden zu viele »zufällig« zur selben Zeit stattfindende Tagungen, um es zu schlucken. Was sie sah, war ein sich wiederholendes Muster – und zwar ein Muster, das ihr gar nicht gefiel. Obwohl die USAMRIID Smiths Gehalt zahlte, schien er eine außergewöhnlich große Unabhängigkeit bei seinen dienstlichen Missionen zu besitzen und auch die Freiheit, für längere Zeit einfach von der Bildfläche zu verschwinden. Sie war sich inzwischen sicher, dass er ein auf ziemlich hoher Ebene operierender Geheimagent war. Doch am meisten Sorge bereitete ihr, dass sie noch immer nicht zu sagen vermochte, wer sein wirklicher Auftraggeber war. Jede ernsthafte, über offizielle Kanäle gestartete Nachforschung über ihn versickerte im bürokratischen Niemandsland der Behörden. Es war, als hätte jemand, der ganz weit oben saß, ein dickes FINGER WEG über das Leben und die Karriere von Lieutenant Colonel Dr. Jonathan Smith gestempelt.
Und das
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