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Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Titel: Die lebenden Puppen des Gerald Pole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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gefragt?«
    »Habe ich.«
    »Und?«
    »Es gibt wohl einen Absender, aber er ist unleserlich geschrieben.«
    »Das kann bewusst so gemacht sein.«
    »Glaube ich auch, John. Jedenfalls habe ich veranlasst, dass es in unser Büro gebracht wird.«
    »Das hast du gut gemacht. Eine Fuhre Lob.«
    »Fährt man in einer Fuhre nicht auch Mist?«
    »Schon.« Ich lachte. »Es kommt ganz darauf an.«
    »Dann kann ich auf die Fuhre verzichten«, sagte Glenda, »und jetzt müsste der Knabe gleich da sein.«
    Glenda hatte sich nicht geirrt. Sekunden später erhielt sie Besuch, und Suko wandte sich an mich.
    »Wer schickt dir denn ein Päckchen?«, fragte er beinahe entrüstet.
    »Jemand, der mich zum Fressen gern hat.«
    »Aha, dann rechnest du mit einem Anschlag?«
    »Eine Bombe wird es nicht enthalten. Das haben die Kollegen ja gecheckt.«
    »Was dann?«
    »Wir lassen uns überraschen.«
    »Geht auch in Ordnung.«
    Nicht der Bote tauchte in der offenen Tür auf, sondern Glenda Perkins. Sie hatte sich das kleine Paket geben lassen und trug es so behutsam wie ein kostbares Geschenk.
    »Bitte, da ist das wundersame Präsent für den Geisterjäger, den wohl viele lieben.«
    »Haha, darauf kannst du dich verlassen.« Suko nahm ihr das Päckchen ab, wog es in den Händen und reichte es dann an mich weiter. »Schwer ist es nicht eben.«
    »Habe ich mir auch gedacht«, meinte Glenda und rieb ihre Nasenspitze. »Ich glaube, der Inhalt besteht aus Stoff.«
    »Da kannst du recht haben«, sagte Suko
    Ich beteiligte mich nicht an der Unterhaltung, sondern knotete die Verschnürung auf.
    Ein Schuhkarton kam zum Vorschein. Überrascht war ich nicht. Ein Karton für Schuhe ist wunderbar neutral.
    Der Deckel war auf das Unterteil geklebt worden. Ich konnte ihn nicht so leicht anheben.
    Glenda und Suko schauten mir zu. Der Klebestreifen war rasch zerschnitten.
    Endlich ließ sich der Deckel anheben. Ich war vorsichtig und hob das obere Teil nur ganz langsam ab. So dauerte es etwas, bis wir von zwei verschiedenen Seiten in den Karton schauen konnten.
    Ein Knäuel aus Stoff. Es handelte sich dabei um ein braunes Material. Ich griff hinein und zog den Gegenstand hoch, wobei ich Glendas Frage hörte.
    »Was ist das denn?«
    Noch hatte ich keine Ahnung. Der Stoff war zusammengeknüllt. Ich musste ihn erst ausschütteln und breitete ihn auf dem Schreibtisch aus. Jetzt sah ich, dass der Stoff auch ein schwereres Teil hatte. Es bestand aus Holz und war ein Kopf. Sogar ein Gesicht. Und das Kleidungsstück glich einer Kutte.
    Da war die Antwort nicht schwer.
    »Ein Mönch«, flüsterte Glenda. »Ein Mönch aus einem Puppentheater. Oder siehst du das anders?«
    »Nein.«
    Suko nickte nur.
    Wir alle schauten uns die Puppe an. Sie machte einen harmlosen Eindruck. Es gab auch einen Körper. Der aber war unter der Kutte verborgen.
    Ich betrachtete das Gesicht. Ein breiter Mund, eine knubbelige Nase und zwei Augen, die aussahen wie Knöpfe. Hinzu kam, dass die Haut einen leicht rosigen Anstrich zeigte und das Lächeln des Mundes eine gewisse Seligkeit ausdrückte.
    Der Mönch hatte auch Arme. Sie waren nur nicht zu sehen, weil der Stoff sie verdeckte. Das Gleiche war auch mit den Händen passiert. Sie waren in irgendwelchen Taschen verschwunden.
    Der kleine Mönch lag auf dem Rücken. Drei Augenpaare schauten ihn von oben herab an. Mir fiel nichts ein, Glenda und Suko sagten auch kein Wort, bis Glenda das Schweigen schließlich brach und leise fragte: »Was soll das, John? Weshalb schickt man dir oder uns einen Mönch aus einem Puppentheater?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Jetzt mischte sich Suko ein. »Glaubst du denn, dass dieses Geschenk etwas mit deinem letzten Fall zu tun hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er ist ja nicht abgeschlossen, John. Das hast du selbst gesagt.« Glenda nickte mir zu.
    »Schon. Aber der letzte Fall lief in eine ganz andere Richtung. Das hier ist eine Puppe, nicht mal ein besonderes Kunstwerk, sondern recht grob geschnitzt. Ich für meinen Teil …«
    Und dann war es vorbei. Von einem Augenblick zum anderen. Als hätte die Puppe einen Stoß erhalten, zuckte sie plötzlich in die Höhe. An den Seiten zuckte es ebenfalls, und plötzlich lagen die beiden Arme frei. Da waren die Hände aus den Taschen gerutscht. So klein sie waren, so gefährlich waren sie auch, denn die Finger umklammerten jeweils ein Messer.
    Das war kein Spaß mehr.
    Und auch nicht die Bewegungen des Mönchs. Er huschte von mir weg, aber er stieß zugleich mit beiden Messern

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