Die lebenden Puppen des Gerald Pole
Ring steckte. So etwas wie eine schlafende Macht, die erst noch geweckt werden musste.
Er hatte sie geweckt. Er wusste jetzt, wer dahintersteckte, wer diesen Ring geweiht hatte. Es war der Teufel gewesen, das hatte Pole erst vor Kurzem erfahren, und dieser Ring war in der Lage, eine Brücke zwischen ihm und seinen Puppen zu bauen.
Das empfand er als ein Phänomen, und er war dankbar dafür, dass es so etwas gab.
Und nun würde ihm der Ring den größten Gefallen erweisen, das hatte er erfahren. Dieses Schmuckstück war das Verbindungsglied zwischen ihm und dem Mönch. Er würde sich melden, er würde unter Umständen ein Zeichen setzen, so genau wusste der Puppenspieler das nicht. Man hatte ihm geraten, einfach abzuwarten. Nicht zu weit von einem bestimmten Ziel entfernt und an einer neutralen Stelle.
Das war eben die Tiefgarage, in der Gerald Pole jetzt wartete und lauerte, dass etwas passierte. Er wusste nicht genau, ob es gelingen würde, aber er vertraute dem Teufel. Der würde es schon richten.
Warten. Nichtstun. Das war nicht seine Art. Er tat immer wieder etwas, auch wenn er keine Stücke mit seinen Puppen aufführte. Untätig blieb er nie, und das war auch in seinem Van der Fall.
Er warf dem Ring ständig einen Blick zu, tastete die Oberfläche ab und war gespannt, wie der Kontakt zu ihm aufgenommen werden würde.
Noch war es nicht so weit. Aber er hatte sich ungefähr ausgerechnet, wann die Post beim Yard eintreffen würde. Das war bestimmt am Vormittag, zwar nicht in aller Frühe, aber dass er Stunden warten musste, daran glaubte er nicht.
Zwei Stunden vielleicht. Möglicherweise auch mehr, doch irgendwann würde der Kontakt hergestellt sein.
Er sah andere Wagen in die Garage fahren und sie auch wieder verlassen. Es war das übliche Kommen und Gehen.
Er hatte noch die Chance gehabt, sich an einen guten Platz zu stellen. Wenn er die Garage verlassen musste, brauchte er nicht groß zu wenden und auch nicht mehrere Etagen in die Höhe zu fahren.
Alles war glatt gelaufen. Jetzt kam es auf das Finale an, und das rückte immer näher.
Immer öfter schaute Pole auf die Oberfläche des Rings. Er wartete darauf, dass sich dort etwas tat. Ob das überhaupt passierte, das war die große Frage, doch auf etwas musste er sich einfach verlassen.
Und es trat ein.
Plötzlich meldete sich der Ring. Er spürte so etwas wie einen Wärmestoß, der nicht nur auf eine Stelle beschränkt blieb, sondern sich durch den gesamten Finger zog und sogar noch bis ins Handgelenk glitt.
Über Poles Lippen drang ein leiser Fluch. Er hob seinen linken Arm an und schüttelte ihn, bevor er die Hand wieder nach unten sinken ließ und auf seinen Oberschenkel legte.
Und dann tat sich etwas an dem Ring. Und zwar auf der Oberfläche. Bisher war sie starr gewesen. Sie bestand eben aus diesem dunklen Stein, und dort eingraviert war eben diese Fratze.
Ein Gesicht, das mit keinem Ähnlichkeit hatte, das er kannte. Aber in ihm steckte schon etwas Teuflisches, und das beruhigte den Mann.
Die Oberfläche bewegte sich, soweit es ihr möglich war. In ihrer Enge kamen plötzlich andere Motive zum Vorschein. Das eine Gesicht löste sich auf, ein zweites erschien, ebenfalls eine Fratze, die fast nur aus einem aufgerissenen Maul bestand.
Der Puppenspieler schaute fasziniert zu. Er wusste nur nicht, ob er sich über dieses Geschehen freuen sollte oder nicht. Das war ihm alles ein wenig suspekt. Dieses Gesicht, diese neue Fratze zeigte nicht die Sicherheit, die ihn gefreut hätte. Das war etwas anderes, und er konnte nicht genau sagen, was ihn da beunruhigte.
Es gab keine Sicherheit. Ja, das war es. Die Fratze auf der Ringplatte strömte etwas aus, das nicht eben mit dem Begriff Sicherheit umschrieben werden konnte. Es war etwas völlig anderes. Und da fingen die Probleme des Mannes an.
Er konnte sich plötzlich nicht mehr vorstellen, dass er der Sieger sein würde. Denn Sieger wurden von anderen Gefühlen geleitet.
Bei ihm war das ganz und gar nicht so. Das Gegenteil war eingetreten.
Er verspürte eine innere Angst. Es war ein regelrechter Druck, der ihn erfasste und dafür sorgte, dass ihm der Schweiß aus allen Poren drang. Im Nu war sein Gesicht nass, und auch an anderen Stellen des Körpers begann er zu schwitzen.
Warum diese Angst? Er konnte sich selbst keine Antwort darauf geben. Sie machte ihm zu schaffen. Sie sorgte dafür, dass er genau das Gegenteil von dem erlebte, was er sich erhofft hatte. Die Angst war der große Druck, der
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