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Die Lebensfreude

Die Lebensfreude

Titel: Die Lebensfreude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , Alfred Ruhemann
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Lage zu retten und sich auf gewisse Einkünfte hin anständig durchzuschlagen. Der einzige Roman seines Lebens war seine Heirat; er nahm eine Erzieherin zur Frau, der er in einer befreundeten Familie begegnet war. Eugenie de la Vignière, eine Waise von ruinierten Krautjunkern aus dem Cotentin, rechnete darauf, seinem Herzen ihren Ehrgeiz einflößen zu können. Er aber, unvollständig erzogen und erst spät in eine Schule geschickt, bebte vor weitläufigen Unternehmungen zurück und setzte die Schwerfälligkeit seiner Natur den herrschsüchtigen Bestrebungen seiner Gattin entgegen. Als ihnen ein Sohn geboren war, übertrug jene auf dieses Kind ihre Hoffnungen auf eine hohe Glücksstellung; sie schickte ihn auf das Gymnasium und ließ ihn selbst des Abends unter ihrer Aufsicht arbeiten. Ein Unglück aber sollte ihre Berechnungen umstoßen. Chanteau, der seit seinem vierzigsten Jahre an der Gicht litt, bekam so heftige Anfälle, daß er von dem Verkaufe des Hauses sprach. Das bedeutete die Mittelmäßigkeit, das Verzehren der kleinen Ersparnisse in unbemerkter Einsamkeit; es bedeutete, daß das Kind später in einen Beruf geworfen werde, ohne den Rückhalt der ersten zwanzigtausend Frankenrente, die sie für den Knaben erträumt hatte.
    Frau Chanteau wollte sich wenigstens mit dem Verkauf des Hauses beschäftigen. Der Gewinn aus dem Geschäft konnte an zehntausend Franken betragen, von denen das Paar auf großem Fuße lebte, denn die Frau fand Geschmack an Empfängen. Sie stöberte einen gewissen Davoine auf und dachte folgenden Abschluß aus: Davoine kaufte das Holzgeschäft um hunderttausend Franken, von denen er nur fünfzigtausend auszahlte; die Chanteaus wurden, indem sie die zweiten fünfzigtausend stehen ließen, seine Geschäftsteilnehmer und bezogen die Hälfte des Geschäftsgewinnes. Dieser Davoine schien ein Mann von unternehmendem Verstande. Selbst zugegeben, daß das Haus nichts darüber hinaus abwarf, waren fünftausend Franken immer gesichert, die zuzüglich der dreitausend aus den auf Hypotheken sichergestellten fünfzigtausend, eine Gesamtrente von achttausend Franken ergaben. Mit diesen würde man sich gedulden, man würde die Erfolge des Sohnes abwarten können, der sie aus ihrem mittelmäßigen Leben herausziehen sollte.
    Die Angelegenheit wurde auch so geordnet. Chanteau hatte gerade zwei Jahre vorher am Strande des Meeres in Bonneville ein Haus erstanden, einen Gelegenheitskauf aus dem Zusammenbruche eines zahlungsunfähigen Kunden gerettet. Anstatt es wieder zu verkaufen, wie Frau Chanteau es einen Augenblick beabsichtigt, beschloß sie, sich dorthin zurückzuziehen, wenigstens bis zu den ersten Erfolgen Lazares. Auf ihre Empfänge zu verzichten, sich in ein verlorenes Nest zu verkriechen, bedeutete für sie einen Selbstmord; aber sie trat ihr Haus völlig an Dovoine ab und hätte anderweitig mieten müssen. Es kam ihr der Mut, Ersparnisse zu machen, in dem verbohrten Gedanken, später eine siegreiche Rückkehr nach Caen in Szene zu setzen, wenn ihr Sohn dort eine große Stellung einnehmen werde. Chanteau stimmte allem bei. Seine Gicht werde sich in der Nähe des Meeres legen; überdies hatten von drei zu Rate gezogenen Ärzten zwei die Liebenswürdigkeit zu erklären, daß der Seewind das allgemeine Befinden bedeutend stärken werde. Eines Morgens im Mai ließen denn die Chanteaus Lazare, der damals vierzehn Jahre zählte, in dem Gymnasium und reisten ab, um sich endgültig in Bonneville niederzulassen.
    Seit dieser heldenhaften Losreißung waren fünf Jahre verflossen, und die Lage der Familie wurde immer schlimmer. Davoine ließ sich in große Spekulationen ein und behauptete: er brauche stets neue Vorschüsse; er wagte den Gewinn von neuem, so daß die Abschlüsse fast immer mit Verlusten endeten. In Bonneville war man jetzt auf die dreitausend Franken Rente zum Leben angewiesen, und zwar so kümmerlich, daß man das Pferd hatte verkaufen müssen und Veronika selbst den Küchengarten bearbeitete.
    »Sieh, Eugenie,« wagte Chanteau zu sagen, »wenn man mich da hineingelegt hat, ist es auch ein wenig dein Verschulden.«
    Sie aber lehnte diese Verantwortlichkeit ab und vergaß gern, daß die Verbindung mit Davoine ihr Werk war.
    »Wie? Meine Schuld?« antwortete sie mit trockenem Tone. »Bin ich etwa krank?... Wärest du nicht krank gewesen, könnten wir vielleicht Millionäre sein.«
    Sooft die Bitterkeit seiner Frau in dieser Weise überschäumte, senkte er verlegen den Kopf und schämte

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