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Die Lebensprinzipien

Die Lebensprinzipien

Titel: Die Lebensprinzipien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke , Margit Dahlke
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des Papstes Gnaden, der hier als Oberhaupt des katholischen Glaubens seinem zweiten und wichtigeren jovischen Urprinzip entspricht, sondern ganz entschieden Kaiser von eigener Gnade. Dass der Papst als Kirchenkönig gleichsam als Revanche die vielen Konkubinen neben der Kaiserin Joséphine ansprach, konnte einen Löwen und Sonnenkönig wie Napoleon nicht weiter beeindrucken. Der Papst wurde anschließend wieder nach Rom entlassen, die Konkubinen blieben natürlich in Paris beziehungsweise Versailles.
    Bild 2
    Napoleon legte Wert darauf, nicht nur als großer Feldherr, sondern als ebenso großer Liebhaber zu gelten. Von beiden sonnenhaften Eigenschaften gab letztere noch mehr Stoff her, und Filme über seine Liebesgeschichte mit Desirée wurden Welterfolge. Dabei war er physisch klein, um nicht zu sagen winzig, und auch hier seinem Wappentier, dem Löwen, nicht unähnlich: Hinter einer gewaltigen und gepflegten Mähne kam nicht mehr so viel nach. Hinsichtlich seiner Körpergröße entstand sogar posthum Streit, ob er unter einem Meter sechzig oder knapp darüber war. Jedenfalls war sein Leben eine einzige erfolgreiche Kompensation dieses kleinen Schönheitsfehlers. Wenn Napoleon porträtiert wurde, dann am liebsten auf einem königlichen Pferd, das mit Vorliebe auf der Hinterhand stieg. Absteigen war auf keiner Ebene seine Sache, selbst Freitreppen soll er hoch zu Ross genommen haben und in königliche Säle eingeritten sein. Er muss ein exzellenter Reiter gewesen sein, denn selbst königliche Pferde verabscheuen glatte Marmorböden.
    Napoleons Traum war kein geringerer, als das vereinte Europa zu schaffen, allerdings lange bevor dieses reif dafür war. Und natürlich wollte er als unumschränkter Herrscher und Kaiser dieses Europa regieren. So setzte er seine Marschalle gern als neue Statthalter ein und gab ihnen ganze Länder als Lehen wie Schweden an Marschall Bernadotte. Die Eroberung war sein Thema. Mit der Beute wusste er wenig anzufangen und reichte sie gern weiter. Diesbezüglich
delegierte er ausgesprochen großzügig und verschenkte eroberte Länder an Gefolgsleute und Günstlinge. Sein Eroberungskrieg, der ihn mit der Grande Armée der Grande Nation durch fast ganz Europa führte, fand sein Ende in den Weiten Russlands wie später der deutsche. Seine geglückte Flucht von Elba mit der Wiederauferstehung als Kaiser und dem Wiederaufstieg verdankte er seiner ungeheuren Beliebtheit bei den Franzosen und vor allem seinen ihm bis in den Tod ergebenen Soldaten. Seine Niederlage in Waterloo ist inzwischen sprichwörtlich für ein großes, kaiserlichkönigliches und eben sonnenhaftes Scheitern. So können bis heute noch viele ihr privates Waterloo überall auf der Welt erleben.
    Dieses Sonnen(prinzip)-Feld ist in Frankreich so stark, dass es auch später, nachdem die Demokratie nochmals Anlauf genommen und dauerhafter gesiegt hatte, immer wieder auftauchte und zu neuen Triumphen kam. So konnte der Sozialist Mitte rrand in Paris geradezu königlich Hof halten, sich kaiserlich die Ehre geben, wie ein absolutistischer Herrscher das Land dominieren und eben mal ein Greenpeace-Schiff versenken lassen, weil es Ärger am uranischen Gegenpol machte. Sein Name passt aus deutscher Sicht dazu perfekt: Mitte rrand. Da ist die Mitte der Welt, als die er sich wohl auch fühlte, und da ist der Rand, jene Leute, die ihn gewählt hatten. Aber kaum war er Präsident der Grande Nation, kam die Mitte zuerst, wie ja auch im Namen – nomen est omen .
    Selbst noch in der späteren Europapolitik der Franzosen zeichneten sich ab und an napoleonische Tendenzen und Figuren ab, die eben einem Sonnenland wie Frankreich besser entsprachen als Demokratieversuche, von denen sich einige Präsidenten eher behindert sahen. Auch der aktuelle Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist schon physisch ein kleiner Napoleon, der sich zu alter Größe aufschwingen will und seinen Ärger mit den Regeln der Demokratie hat. Bei Fotoaufnahmen stellt er sich auf Kisten, um mit den Großen mithalten zu können. In der Politik greift er zu allen möglichen Tricks und weiß natürlich die Franzosen auf seiner Seite, die viel zu viel Stil haben, den sie ja auch erfunden zu haben glauben,
um einem amtierenden Präsidenten, einem König-Stellvertreter sozusagen, wirklich an den Karren zu fahren. Das wäre in Frankreich immerhin auch eher eine Karosse, eine Mischung aus Car und Rossen, also eher eine Kutsche.
    Einen Sonnenmythos hat in den heißen Wüstenländern

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