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Die Lebensprinzipien

Die Lebensprinzipien

Titel: Die Lebensprinzipien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke , Margit Dahlke
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ihnen nach. Auf seinem langen Weg machte er viele Fehler, erschlug den roten Itter, einen Ritter, dessen Rüstung ihm einfach gefiel, ohne weiteren Grund und versäumte in der Gralsburg, dem Fischerkönig die entscheidende Frage nach dem Schatten zu stellen: »Was fehlt dir, Oheim?« So musste er lange reisen und reiten, bis ihm die für das darbende Land erlösende Erleuchtung kam, dass nämlich der König und das Land eins sind. Damit konnte er König Artus retten und wurde in dessen Tafelrunde aufgenommen, wo er es zum ersten Ritter brachte. Dieser lange Weg bildet einige der Stufen ab, wie sie sich in den sieben Sprossen der Entwicklungsleiter des Sonnenprinzips zeigen.

    Ein anderer klassischer Sonnenheld war Jason, der zu seiner Entwicklungsreise aufbrach, um das Goldene Vlies zu gewinnen. Andere Sonnenmythen sind von heldenhaften Persönlichkeiten geprägt, die lediglich einzelne Stationen des Weges verkörpern.
    Der vollendete und damit klassische Sonnenkönig und somit Prototyp des Königs überhaupt war Ludwig XIV. von Frankreich, der ganz entspannt sagen konnte: » L’État c’est moi « (»Der Staat bin ich«). Urprinzipiensicher schon damals Sonnenkönig genannt, war sein Herrschaftssitz das riesige Schloss Versailles, von dem er seine Welt dominierte. Nach diesem königlichen Muster mit ausschweifenden Parkanlagen und ebensolchen Prunksälen ließ nicht nur der bayerische König Ludwig II. sein Herrenchiemsee bauen, sondern diesem Muster folgten die meisten Könige und Möchtegern-Könige wie der schon erwähnte Zeitungszar Hearst. Mit Prunk und Macht blieben die meisten jedoch weit hinter Ludwig XIV. zurück. Schloss Herrenchiemsee, auf einer isolierten Insel von einem politisch und geistig isolierten König erbaut, fand wie dessen andere Märchenschlösser erst durch den Tourismus zu seiner Bestimmung, die folglich eher merkurial ist.
    Zum Sonnenprinzip gehört unbedingt wirkliche Macht, wie sie der Sonnenkönig hatte und ausstrahlte. Das Lever und Coucher als pompös zelebriertes Morgen- und Abendritual, bei dem sein Hofstaat, der gesamte Hochadel, anzutreten hatte, um den König feierlich an- und auszukleiden, entsprach dem Aufstehen und Schlafengehen der Sonne am Himmelszelt. Die Mätressen des Sonnenkönigs waren zahlreich und ihm keineswegs peinlich, sondern er machte sie zu tonangebenden Damen und lebte auch in dieser Hinsicht wie ein Löwe in seinem Rudel. In diesem Fall waren die Franzosen das Rudel. Damit seine Kinder gesund und sicher zur Welt kamen, zwang er erstmals Chirurgen, sich der damals als extrem »schmutzig« empfundenen Geburt anzunehmen – und nicht nur bei der Königin, die stets in seinem Schatten blieb, sondern selbstverständlich auch bei seinen Mätressen. Er lebte also mitten im christlichen Frankreich mit einem beeindruckenden Harem. Aber
keine der Mätressen bekam echte Macht, wie später Madame de Pompadour unter seinem Nachfolger, denn die Macht behielt er als Sonne für sich allein. Er überließ »seinen« Kardinälen Richelieu und Mazarin die Politik, die sie unter ihm und für ihn geschickt verwalteten.
    Ludwig XIV. verstand es zu delegieren, was ihm Zeit und Freiheit verschaffte, zu bauen, zu residieren, zu feiern und zu strahlen. Tabus waren ihm gleichgültig, und seine Macht kannte kaum Grenzen. Er schaltete und waltete nach eigenem Gutdünken und wurde zum Vorbild für viele kleine Sonnenkönige in allen möglichen Positionen, die alle ihr eigenes Versailles brauchten und Frankreich mit peinlich kleinen Kopien großer Schlösser überzogen. Weltweit wurde sein Stil zum Vorbild für Königs- und Sonnenaspiranten.
    Der andere große Sonnenkönig war eigentlich sogar Kaiser und astrologisch ebenfalls Löwe: Napoleon Bonaparte . Von seinen Soldaten und den Franzosen vergöttert, machte er das Sonnenland Frankreich nach der Revolution wieder groß. Eigentlich der Armee der Bürger und dem Land der gerade erst erworbenen bürgerlichen Rechte der Französischen Revolution vorstehend, ging er einen sehr feudalen Weg, und Frankreich folgte ihm bereitwillig. So ließ er sich nicht nur vom Papst zum Kaiser krönen, um so noch über den früheren Königen und wohl auch dem Sonnenkönig zu stehen, sondern er tat es auf beeindruckend sonnenhafte Weise. Erst nötigte er Papst Pius VII., zu ihm nach Frankreich zu kommen, um die Krönung vorzunehmen, dann nahm er ihm auch noch die Krone aus der Hand, um sich selbst zu krönen. Er war also nicht etwa Kaiser von Gottes oder gar

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