Die Lebensprinzipien
dem Oberschenkel von Zeus-Jupiter, das heißt aus dem jovischsten Bereich des Jovischen. Rausch und Ekstase, vor religiöser Begeisterung außer sich geraten und sich neue innere Räume öffnen, all dies darf als wichtiges Anliegen des Göttervaters gelten,
der auch die notwendige Toleranz hat, jeden nach eigenem Geschmack glücklich werden zu lassen.
Wenn sich Hüftgelenke zunehmend verbrauchen, spricht dies für körperliche Überforderung bei zu geringen seelischen Fortschritten. Der Körper zeigt mit dem zerstörten, gleichsam verbrauchten Gelenk die übertriebene Anforderung an. Die Aufgabe ist, das Thema Fortschritt auf seelische und geistig-spirituelle Ebenen zu verlegen. Mit der rein funktionalen Therapie der Schulmedizin und dem routinemäßigen Auswechseln der beiden größten Gelenke werden Betroffene zunehmend zu einem Ersatzteillager auf jovischer Ebene. Solche Art von Ersatz nimmt den Druck von der eigentlich anstehenden Entwicklungsaufgabe. Dabei ist die Botschaft klar: Jede Bewegung, jeder Schritt tut den Patienten so weh, dass sie sich in der Schlussphase der Hüftgelenksarthrose kaum noch bewegen; sie hängen fest, haben sich tatsächlich festgefahren. Das Gelenk hat eine Art Kolbenfresser. Die Gelenkschmiere, das Öl im Getriebe, ist verbraucht, und die beiden Knochen haben sich ineinandergefressen. Dadurch erzwingt der Organismus gleichsam jene äußere Ruhe, die notwendig ist, um innerlich wieder Schritte zu machen und in Gang zu kommen, statt äußerlich in übertriebener Aktivität und Betriebsamkeit von der eigentlich geforderten Ebene und Aufgabe abzulenken.
Die Hüften als jovische Region, früher als Hinweis auf ein breites und damit gebärfähiges Becken durchaus geschätzt, sind heute völlig aus der Mode gekommen und werden von beiden Geschlechtern möglichst wenig gezeigt und dezent verhüllt. Das weist darauf hin, dass wir mit dieser Region, die keineswegs mehr aus- und damit einladend sein sollte, heute Akzeptanzschwierigkeiten haben, die mit unserer neuen Aversion gegen große Familien zusammenhängen. Wenn sich um die Hüfte, wie häufig beim weiblichen Geschlecht, auch noch Fettgewebe sammelt, ist das Unglück perfekt – jedenfalls aus Sicht der modernen Wohlstandsgesellschaft. Bei den Hereros, einem afrikanischen Volksstamm, gelten breite Hüften und ein Fettsteiß dagegen als das Nonplusultra und ein besonderes
jovisches Glück. Dort setzt eine Mutter dann gern das Jüngste ihrer möglichst großen Kinderschar ab.
Bei uns aber hat das Fett als jovisches Material einen so gewaltigen Prestigeverlust zu beklagen wie die Hüften. Fett ist völlig out und gilt als schlimmster Feind der schlanken Model-Ranke, die sich ehrgeizig und unbelastet von jedem Ballast nach oben streckt. Das aber bezieht sich meist wieder nur auf Karriere und Gesellschaftsebenen und nicht auf die so viel zielführendere spirituelle Dimension.
Früher war Fett der geschätzteste Nahrungsteil; es hat mit Abstand den höchsten Brennwert. Fett formt unser Gesicht und natürlich unsere Figur, macht alles rund und weich und fließend – was einst überaus gefragt war, heute aber dem Zeitgeistideal zum Opfer gefallen ist. Fettpolster sind unser Speicher für schlechte Zeiten. Somit mästen wir uns offenbar heute weltweit und ziemlich übertrieben für sehr schlechte kommende Zeiten. Unsere frühen Vorfahren ließen noch Muskelfleisch für Fett liegen, heute sind Lowfat -Diäten angesagt. Wir werden aber trotzdem oder gerade deswegen immer fetter. Wer Erfüllung auf körperlicher Ebene sucht, wird leicht die Fülle des Fettes ernten und besonders in jovischen Be reichen wie Po, Schenkeln, aber auch dem Bauch, der nur überdimensioniert und bei Größenordnungen wie auf Gemälden von Rubens jovische Qualität erreicht.
Die verdrängte innere Fülle kommt heute über den Figurschatten genauso zurück in die Mitte des Interesses wie das Fett, das wir inzwischen auf allen Ebenen im Überfluss haben. Fast jeder bekommt so sein Fett auf der einen oder anderen Ebene ab. Früher hat man es Gefangenen vorenthalten, und es galt als schlimme Strafe, nur bei Wasser und Brot eingesperrt zu sein. Das Brot konnte so kaum rutschen, heute rutscht und flutscht es dagegen überall gewaltig. Selbst Gefangene und Soldaten sind bei der derzeitigen Fehlernährung mit zu viel Fett geschlagen.
Die Leber – Organ der Religio
In der römischen Antike nutzte man die Leber von geschlachteten Stieren zur sogenannten Leberschau, um Glück
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