Die Lebensprinzipien
Vater wieder mal keinen Gebrauch von seiner Unfehlbarkeit gemacht.« Unfehlbarkeit und Perfektionismus sind als Schritte auf dem Weg der Vervollkommnung bis zur Vollkommenheit zu erkennen, und man sollte sich kleine Fehler bewusst erlauben, da das Vollkommene Gott allein zusteht. Etwa wie die
orientalische Teppichknüpferin einen kleinen Fehler einarbeitet, weil sie sich dieser Gefahr der Anmaßung göttlicher Unfehlbarkeit bewusst ist.
Elitedenken wird zur Chance, wenn die Ebene hoch genug gewählt wird. Das Ziel, zur geistigen Elite zu gehören, kann zum wunderbaren Sprungbrett für Entwicklung und Vervollkommnung werden. Sie nimmt den anderen nichts weg, sondern liefert im Gegenteil Vorbilder. Die Angst, Schwäche und Kleinheit zu zeigen und bloßgestellt zu werden, lässt sich durchschauen, und die Chance kann ergriffen werden, in die eigene Enge einzudringen, um darin Weite zu finden, in der Schwäche durch ihre Annahme zu erstarken und an der Kleinheit zu wachsen. Pauschalierung kann als Übertreibung eigentlich sinnvoller Abstraktion, die nur zu weit geht und vor lauter Wald gar keinen Baum mehr erkennt, durchschaut werden. Ihr Ziel ist, Eindruck zu machen wie auch bei der Angeberei, die eigentlich geben will, nur die richtigen geistigen Geschenke noch nicht gefunden hat. Beim Protzen wird das noch deutlicher.
Schwülstigkeit entsteht durch den Versuch, sprachlich Eindruck zu schinden. Wird das durchschaut und umgewandelt in die Wahl wirklich wesentlicher Themen und treffender Worte, wird der Eindruck noch tiefer. Überzogenes Pathos will das Wichtige betonen und herausstellen, findet nur noch nicht das richtige Wichtige und die richtigen Worte, die wirklich richten, treffen und vor allem berühren.
In der Genusssucht verbirgt sich urprinzipiell die Suche nach Lebensgenuss und der Wunsch, Erfüllung zu finden. Die moderne Fun- und Freizeitgesellschaft, die immer neue, immer extremere Thrills hervorbringt, liefert dazu zahllose Beispiele. Doch auf dieser Ebene, die keine Chance auf Verwirklichung bietet, zeigt sich keine Lösung. Es ist eine Ebene zu finden, die echte Chancen bietet, dieses hohe Ziel umzusetzen. Sie muss folglich die Form mit dem Inhalt verbinden und Sinn und damit ansatzweise auch die spirituelle Dimension mit anklingen lassen.
4. Die vierte Stufe bietet Gelegenheit, vom Missionieren und der damit verbundenen Begeisterung zu tieferer Gläubigkeit zu gelangen, die an erster Stelle in einem selbst zu finden ist. Projektion ist als Chance zu durchschauen. Es gilt zu erkennen, dass man überall immer nur sich selbst sehen kann – in allem, was draußen scheitert und glückt. Hier ist das Polaritätsgesetz im Hinblick auf das eigene Leben übend zu erkennen. Wichtigtuerei wandelt sich jetzt dahin, sich und die eigene Entwicklung wichtig zu nehmen und mit der anderer zu verbinden. Aus der Überblähung des Ich wird Wachstum Richtung Selbst. Hedonistische Genusssucht geht über in Großzügigkeit und die wachsende Lust, zu schenken, einzuladen und zu geben – sich und was man zu bieten hat. Die Sinnsuche wird ergiebig, und der gefundene Sinn berührt im Herzen und will weitergegeben werden. Während man anderen eigene Erfahrung und Einsichten übermittelt und vorträgt, erzählt man dies auch sich selbst, entsprechend Richard Bachs Erkenntnis: »Du lehrst am besten, was du gerade lernst.« Auf dieser Ebene muss gelernt werden, anderen nichts zuzumuten, was man selbst nicht möchte, im Sinne Kants oder der Volksweisheit: »Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.« Äußere Reisen verbinden sich zunehmend mit inneren Erfahrungen; sie erweitern den Horizont des Wissens, aber auch den seelischen der Erfahrung und den geistigen bezüglich des Lebenssinns. Die Welt wird zum Muster, dessen Zeichen als Symbole erkannt werden, die Sinn ergeben. Vom Sendungsbewusstsein, das sich mit Philosophie verbindet, ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Finden der eigenen Lebensaufgabe, die, freudig angenommen, mit Symbolkenntnis und Verständnis für Muster viel erfolgreicher umgesetzt werden kann.
Humor wird zu jenem Saft, der Freude ins Leben fließen lässt und zu begeisterter Lebensbejahung führt, die es einem selbst und anderen ungemein erleichtert, im Strom des Schicksals mitzufließen und seiner eigenen Bestimmung immer näher zu kommen. Der Witz des Lebens wird deutlich und verbindet sich mit seinem
Genuss. Optimismus geht nun weit über banales Positivdenken hinaus
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