Die Lebensprinzipien
Boden der (irdischen) Tatsachen. Statt Idealismus zählt jetzt Realismus.
Das Saturnsymbol ist die Umkehrung des Jupiterzeichens. Stand bei diesem die Seelenschale über dem Kreuz der Materie, lastet jetzt die Materie auf der Seele(nschale).
Saturn
Jupiter
Steinbock-Saturn ist das kardinale Erdzeichen und konfrontiert so mit der dichtesten Form der Erde. Als erstem Prinzip des vierten und letzten Quadranten sind die Ordnung und Strukturierung des Gemeinschaftslebens durch allgemeinverbindliche Gesetze von Bedeutung. Diese Gesetze veranlassen den Einzelnen, seine Bedürfnisse hinter denen der Allgemeinheit zurückzustellen. Im vierten Quadranten geht es um Überpersönliches. Die Gemeinschaft mit ihren ordnungsstiftenden, verbindlichen Regeln ist wichtiger als individuelle Entwicklung.
Die Richtlinien des Saturnprinzips haben etwas Ehernes – wie die Zehn Gebote, die auf Steintafeln gemeißelt sind, oder wie das noch übergeordnete Gesetz des Hermes Trismegistos, das in der Tabula Smaragdina eingraviert ist. Das Individuum muss lernen, seine Bedürfnisse gegenüber denen der Gesellschaft zu relativieren.
Hier geht es um staubtrockenen, harten Realismus; alle Schwärmerei ist vorbei. Verantwortung und klare Zielsetzung treten ins Zentrum. Althergebrachtes, Stabilität und Tradition sind Werte, die zählen. Saturn ist bei alldem ein weibliches Prinzip, obwohl der deutsche Sprachgebrauch dies verkennt und sogar die Mythologie es mehr verschleiert als verdeutlicht.
Saturn ist auch der Hüter der Schwelle. Wird er nicht beachtet und sein Gesetz übergangen, droht Krankheit, die auch urprinzipiell zu diesem Lebensprinzip gehört. Saturns Aufgabe ist, uns zu Reife und Übernahme der Verantwortung zu bringen, so dass wir Antworten auf die Herausforderungen der Zeit finden, die ebenfalls in sein Reich fällt. Als Chronos ist Saturn auch für alle langdauernden, chronischen Prozesse, wie etwa die Mehrzahl der Krankheitsbilder in der zweiten Lebenshälfte, zuständig.
Sein Prinzip beherrscht die Lebensphase des Alters, wenn der Mensch genügsam, einfach, bescheiden und weise werden soll. Wenn dies gelingt, sind mit zunehmenden Lebensjahren neben wachsender Klarheit auch eine gewisse Entspannung und sogar Heiterkeit des Gemütes zu erlangen. Die Pflichten und Bürden, die Lasten des Lebens sind selbstverständlich geworden, fühlen sich allmählich leichter an und geben damit auch Orientierung und Struktur. Falls diese Reifeprozesse nicht gelingen, können stattdessen Bitterkeit und Härte auftreten wie auch Unzufriedenheit. Das Leben wird dann oft als ungerecht empfunden, und die Betroffenen fühlen sich betrogen und um den Lohn ihrer harten Arbeit gebracht.
Saturngeprägte Menschen gewinnen im Laufe des Lebens immer mehr an Statur. Während sie in der Jugend leicht ältlich wirken, kommen sie im Idealfall mit zunehmenden Lebensjahren in ihre Kraft und halten sich lange in guter Verfassung. Sie konservieren gleichsam ihre Kräfte, die sie langsam und stetig aufgebaut haben, und zehren von langer Erfahrung. Auch erleben sie häufig, dass im Verlauf jener langen Bergtour, als die ihnen das Leben erscheint, aufgeladene Bürden und geschulterte Verpflichtungen
leichter werden. Gleichsam als Lohn jahrelanger Mühen erreichen sie eine befreiende Klarheit und manchmal sogar Heiterkeit des Gemütes. Was langsam reift, wird schließlich gut. In solchen Fällen bleiben ihnen Verhärtungen, Einschränkungen und Behinderungen, die das widerwillig erlittene Alter mit sich bringt, oft erspart.
Das Alter ist also die Zeit von Saturn und Weisheit sein Entwicklungsziel. Menschen, die im Alter in Hochform kommen, beeindrucken in einer dem Jugendkult verfallenen Zeit besonders. Falls sie sich wie viele gealterte Politiker und Potentaten an die Macht klammern, erleben wir die unerlöste Version; wo sie dagegen aus verarbeiteter Erfahrung Weisheit und Ruhe ausstrahlen, beeindrucken ihr Überblick, die Tiefe ihrer Analyse und ihre Gelöstheit vom alltäglichen Hickhack. Die Kunst, zum rechten Zeitpunkt abzudanken, ist ebenfalls eine erlöste Entsprechung des Saturnprinzips.
Auf der körperlichen Ebene verliert mit zunehmendem Alter das Körpergewebe Wasser, und wir Menschen werden insgesamt trockener und oft auch härter. Die Gewebe spiegeln im schlechtesten Fall auch eine unerlöste seelische Entwicklung. Die eigentliche Aufgabe des Alters ist, sich im Bewusstsein auf Wesentliches zu beschränken und den Körper von Darstellungsaufgaben
Weitere Kostenlose Bücher