Die Lebensprinzipien
können das Leben moderieren oder leiten. Das Lebensmotto könnte dem Ausspruch Paul Gauguins nachempfunden sein: »Ich schließe meine Augen, um zu sehen.«
Mit Neptun schließt sich der Tierkreis, und bezogen auf den Jahreslauf endet mit ihm der Winter. Auf den Tageslauf bezogen ist die Zeit des Träumens und Einschlafens, wenn wir in Morpheus’ Arme sinken, neptunisch. Das Neptunprinzip bringt auch den Moment des Einbruchs anderer Wirklichkeiten wie des Jenseits. Wenn bei der Meditation ein Durchbruch im Sinne eines Satori, eines Erleuchtungsmomentes, ein Transzendieren der Ebene gelingt, ist es im Spiel.
Neptun steht also für den Endpunkt im Jahr, bevor mit dem Frühlingserwachen in der Natur und dem marsischen Neubeginn im Entwicklungskreis alles wieder von vorn anfängt. Das Neptunprinzip markiert gleichzeitig den Höhepunkt der Entwicklung und insofern auch das Ziel des Lebens, da alles Bisherige zusammenkommt und seinen krönenden Abschluss findet.
Seitdem Mitte des 19. Jahrhunderts der Planet Neptun entdeckt wurde, setzte sich die Dampfmaschine immer mehr durch, die Menschen die Arbeit abnahm. In der Medizin kamen Betäubungsmittel auf, und die Narkose erlaubte schmerzfreie Operationen. Spiritismus kam in Mode mit Seancen; Hypnosesitzungen waren in. Die Theosophie entwickelte sich und aus ihr die Anthroposophie. Die Nächstenliebe bekam eine neue Dimension; man fing an, sich der Armen und Bedürftigen anzunehmen und Heime und Hospitäler für Leidende und Kranke zu bauen. Helfen wurde zum Thema.
Neptun ist der körperlichen Ebene weit entrückt, was es schwer macht, ihm Körperorte zuzuweisen. Außer den Füßen, unseren Flossen, die uns in Neptuns Sinne an richtiges, tiefes Verstehen des letzten Zusammenhangs erinnern, ist noch an die Reflexzonen auf ihrer Unterseite zu denken. In ihnen bildet sich der ganze Mensch mit all seinen Organen ab – bis hin sogar zu den Chakras. Sonst bleibt nur so wenig Greifbares wie der Strahlungskörper, die Aura.
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Auch der Medizin entzieht sich das Neptunprinzip somit weitgehend. An Krankheitsthemen gehören psychische und auch von der Schulmedizin als psychosomatisch erkannte Bilder hierher: Neurosen sowie – verglichen mit Pluto – milde Überschwemmungen mit Schatteninhalten im Sinne von Psychosen. Die Schwindsucht und schlaffe Lähmungen sind ebenso Neptun zuzuordnen wie das große Vergessen bei Morbus Alzheimer. Wegdämmern und langsames Abtauchen in andere Welten ist neptunisch.
Das Denken unter dem Neptunprinzip ist fantasievoll bis fantastisch, intuitiv und inspiriert, mystisch bis transzendental, lyrisch und tiefgehend. Es kann aber auch nebulös, verträumt, ängstlich und strukturlos sein und bis ins Ufer- und Standpunktlose, sogar Verworrene gehen. Jedenfalls hat es leicht etwas Unklares, Verwaschenes und Verschleierndes. Chaotisch und sich und andere täuschend, ist das Denken insgesamt nicht die Stärke dieses Lebensprinzips.
Beim Fühlen ist Neptun natürlich wieder mehr in seinem Element. Es ist sehnsüchtig, schmachtend und so hingebungs- wie seelenvoll, romantisch bis elegisch, allliebend, aber auch rasch betroffen und leicht beleidigt.
Das Handeln ist feinfühlig, sensibel und uneigennützig, aufopferungsvoll wie der gute Samariter, von Mitleid getragen, voller Mitgefühl und barmherzig.
Das Wappentier sind die Fische. Als weiche, wenig strukturierte, enorm bewegliche Wasserwesen mit ebenso weichen, biegsamen Gräten vertreten sie dieses Prinzip auf (arche-)typisch wenig spektakuläre Weise. Mit ihrer dünnen, schuppigen und sehr glatten Haut bieten sie nicht den geringsten Widerstand, haben aber ein ausgesprochen feines Sensorium, das sich bis heute unserem wissenschaftlichen Verständnis entzieht. Riesengroße Schwärme aus Millionen Einzelwesen, die sich offensichtlich so sicher und unerklärlich präzise verstehen, dass sie sich wie ein einziges großes Wesen bewegen können, überfordern unseren Verstand, wie das Neptunprinzip es ständig tut.
Das Fischesymbol ist aus zwei in entgegengesetzte Richtungen schwimmenden Fischen gebildet, was für die beiden Seiten des Zeichens steht. Es zeigt die Verbindung von tiefsten Tiefen der Seele mit den höchsten Höhen transzendenter Welten. Angedeutet sind aber auch die zwei Seiten, die in jedem Neptunier wohnen. Wie Neptun-Poseidon als Gott einerseits der Erdumarmer und damit Herr über alles Leben spendende Wasser ist, stellt er auch den Erderschütterer dar. Er sendet seine
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