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Die Lebensprinzipien

Die Lebensprinzipien

Titel: Die Lebensprinzipien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke , Margit Dahlke
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rasch; das Langzeitgedächtnis bleibt länger erhalten. Also geht es darum, das Naheliegende, Alltägliche freiwillig zurückzustellen hinter dem Großen und Ganzen, dem Überblick über das Leben, der Perspektive und Vision.
    Unter den Symptomen verweisen die Trippelschritte darauf, an Ort und Stelle und im Moment zu bleiben. Die Getriebenheit zeigt, wie viel noch zu tun wäre; die Depressionen bringen die Auseinandersetzung mit dem Tod ins Spiel. Wenn die Betroffenen sich trippelnd im Kreis drehen, zeigt das, wie sehr ihnen der Kreis des Lebens, der Uroborus, Aufgabe ist. Am Ende des Lebens ist bei Alzheimer kein Ziel erreicht, sondern der Weg verloren. Dieser Gefahr gilt es ab der Lebensmitte ins Auge zu sehen. Wenn Betroffene beim Sprechen den Faden verlieren, wird das noch deutlicher; ihre sprachliche Dysphasie zeigt, wie wenig sie in Resonanz mit sich selbst sind und wie auch Resonanz eine frühere Aufgabe gewesen wäre. Die Agnosie als Unfähigkeit, Sinneseindrücke im Gehirn zu verarbeiten, verrät die Unmöglichkeit des Erkennens, die Apraxie (Bewegungsunfähigkeit) die des Handelns. Es ginge um Sein und Stillwerden. Rechtzeitig ist zu lernen, die Dinge ruhen zu lassen, ins Schweigen einzutauchen, den inneren Monolog anzuhalten. Die zwischenzeitlich auftretende Euphorie kann einen Ausblick auf die Stimmung der Befreiung schenken. Die gähnende Leere, unter der Alzheimerpatienten leiden, ist rechtzeitig in Gestalt der großen
Leere des Nirwana ins Auge zu fassen und anzustreben. Vor diesem Hintergrund ist es gut, im Schlafzimmer von Alzheimerpatienten wie bei kleinen Kindern nachts ein Licht brennen zu lassen, in der Hoffnung, dass ihnen ein Licht aufgeht.
    Der Angehörige so enorm belastende Mangel an Vor- und Rücksicht könnte rechtzeitig andeuten, wie sehr es nun um die Betroffenen selbst geht. Sie erwachen nachts, ohne zu wissen, wo und wer sie sind. Wir denken an Odysseus und die Aufgabe, sich frühzeitig damit auszusöhnen, ein Niemand zu sein auf dieser Erde, was immer das Ego dem auch entgegenhalten mag. Angesichts der Tatsache, dass Alzheimerpatienten davonlaufen, um ihr Elternhaus zu suchen, wäre es gut, rechtzeitig in die Gänge zu kommen und – etwa mittels Familienaufstellung oder Psychotherapie – seine Verbindungen zu Herkunft und Ursprung zu erspüren und zu klären.
    Die dem Neptunprinzip zugeordneten Vergiftungen können alle Ebenen betreffen, wie es bei der modernen »Ökochondrie« der Fall ist. Hier führt einerseits die erbärmliche Situation unserer Umwelt einen Menschen mit hoher Sensitivität und auch rascher seelischer Beeindruckbarkeit in eine Fluchtsituation. Anderseits wähnen sich immer mehr Menschen entgegen aller Logik aufgrund von dunklen, bedrohlichen Gefühlen und Ahnungen von Giften und Strahlen umgeben, die zwar so nicht vorhanden sind, aber das Leben trotzdem weitgehend verhindern. Ob man tatsächlich körperlich vergiftet ist, sich durch seelische Grausamkeit vergiftet fühlt oder sich von unmessbaren Giften umlagert wähnt, das Ergebnis wird ähnlich furchtbar sein.
    Mit Psychosen ist ein Drittel der Menschen, mit Neurosen aber sind sicher mehr als drei Viertel, wenn nicht fast alle angesprochen. Bei der Psychose kommt es zu einer Überschwemmung des Ich mit Schatteninhalten, die, lange gestaut, zu mächtig werden und von einem wenig robusten Ich nicht mehr kontrolliert und auf Distanz gehalten werden können. Wenig kostet so viel Kraft, wie mitten im Seelen-Wasser-Bereich ständig etwas Hochdrängendes unten zu halten. Man kann es sich bildlich an dem Versuch klarmachen,
einen Wasserball längere Zeit unter die Oberfläche zu drücken. Die Überschwemmung mit Inhalten des kollektiven Unbewussten führt zu einem Träumen mit offenen Augen, man sieht die Anderwelt.
    Psychosen werden durch alles, was ein Ich überfordern kann, ausgelöst und damit buchstäblich durch alles. Je schwächer das Ich, desto weniger Schattendruck ist notwendig, um seine Grenzen zu überschwemmen. Je stärker das Ich, desto mehr Schattendruck ist notwendig, um starke Grenzbefestigungen zu überspülen. Wir können uns das Ich wie eine Festung, eine Wasserburg, vorstellen, in deren Gräben der Wasserspiegel steigt. Sind die Mauern stark, werden ihnen von außen nur starke Wellen gefährlich. Sind sie schwach, reicht schon ein wenig Wasserdruck. So kann sehr Unterschiedliches zum Auslöser werden: eine überhöhte Rechnung, eine heftige Auseinandersetzung, eine große Enttäuschung oder

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