Die Lebensprinzipien
die unter Ängsten, schweren Träumen und hysterischer Anlage leiden (griech. hyster = Gebärmutter).
Die Küchenschelle (Pulsatilla) nannte der Homöopath Emil Schlegel »eine liebliche Mädchenerscheinung unter den Gewächsen «. Sie braucht und verdunstet viel Wasser, und ihre Hauptlebensvorgänge finden nicht im Sonnen-, sondern im Mondlicht statt. Kaum eine Pflanze unternimmt so viel, um befruchtet zu werden, sie streckt sich der Befruchtung gleichsam entgegen. Das Wehen des Windes hilft ihr bei Entbindung und Befruchtung und macht sie auch zum klassischen Entbindungsmittel in der Geburtshilfe bei Wehenschwäche. Als typisches Frauenmittel fördert sie die
Menstruation und hilft bei wechselhaften Symptomen und Stimmungsschwankungen. Der Frauentyp, der dieses Mittel für seine Konstitution braucht, entspricht obendrein dem Mondprinzip: weich und weinerlich, nachgiebig und übersensibel. Zugleich ist Pulsatilla auch oft das Mittel für nervöse Kinder und ihre nervösen Mütter.
Der Frauen mantel (Alchemilla) ist ein Kraut, das schon vom Namen her die Frauen (be)schützt und nicht zufällig der heiligen Maria als deren Schutzpatronin geweiht ist. Auch ihre anderen Namen bleiben im Rahmen des Mondprinzips: Taumantel, Taubecher oder Tauschüsselchen. Emil Schlegel nennt das Kraut den »liebsten Freund der Frauen«. Frauenmantel wächst auf feuchtem Grund. Seine Blüten sind weißlich bis grünlich und ähneln in ihrer Farbe fahlem Mondlicht. Das besondere Kennzeichen der Pflanze ist der Wassertropfen in der Mitte des Blattkelchs, der an einen Tautropfen oder eine Träne erinnert, den die Pflanze aus sich hervorbringt und der früher bei Alchemisten begehrt war. Frauenmantel ist in der Naturheilkunde eine typische Arznei der Schwangerschaft sowie für die Zeit vor und nach der Geburt, weil er einerseits den Rhythmus der Wehen fördert, andererseits die rasche Wundheilung nach der Geburt unterstützt. Er wird auch bei zu häufiger und zu starker Periode gegeben und wirkt äußerlich angewendet blutstillend bei Wunden. Allen rhythmischen Prozessen zugeordnet, ist Frauenmantel ein klassisches Mittel bei Gebärmutterbeschwerden und weiblichen Fruchtbarkeitsproblemen.
Beim Augentrost (Euphrasia) ist ebenfalls der Name Programm, und die Naturheilkunde verwendet ihn als augenstärkendes Mittel, das dem Spiegel unserer Seele gut bekommt. Seine weiteren Bezeichnungen entstammen alle dem Bereich des Mondprinzips, was uns zeigen könnte, wie urprinzipiensicher unsere Vorfahren Mutter Natur benannten: Magentrost prädestiniert als Arznei bei Magen - und Darmkatarrhen; Milchschelm und Milchdieb verweisen auf die Milch, die letztlich immer Muttermilch ist. Übrigens ist Milch für uns nach der Stillzeit eine ständige Quelle von Verschleimung
, wie es allen Milchtrinkern ihre Zunge widerspiegelt. Der Milchschelm oder -dieb hilft bei Schnupfen und anderen Verschleimungen. Schleim, der immer im Spiel ist, wenn Leben gezeugt wird, gehört ja ebenfalls zum Mondprinzip.
Die Blüte von Euphrasia ist ausgesprochen klein, niedlich und hübsch, einerseits weißbläulich wie Mondlicht, andererseits auf der Unterlippe des typischen Lippenblütlers gelb gepunktet. Die Pflänzchen wachsen bevorzugt auf Weiden.
Die Seerose (Nymphea) ist die klassische Wasserpflanze, deren Blüten oft die Farbe des Mondes haben. Sie vermehren sich sehr schnell und bedecken und verzaubern rasch einen ganzen Teich. Die Blütenkelche und umkränzenden Blätter hängen an einer oft langen »Nabelschnur«, die sie mit dem Grund des Gewässers verbindet . Einmal angewachsen, sind sie kaum noch auszurotten und klammern sich im saugenden, schlammigen Urgrund geradezu fest. Die Naturheilkunde gibt Nymphea bei Nymphomanie, übertriebener weiblicher Geschlechtslust, was ihr den Namen Blüte der Unschuld eingetragen hat, bringt sie doch die so Behandelten auf sanftem Weg kindlicher Unschuld wieder näher. Die Seerosenbilder von Claude Monet fangen diese mondige Stimmung auf zauberhafte Weise ein.
Das Gänseblümchen (Bellis perennis) gilt in seiner kleinen, bescheidenen Art als Symbol der Mutterliebe. Die feinen weißen Blütenblätter legen sich bei Regen schützend und ein Dach bildend über die Mitte, um diese vor Nässe zu bewahren. So ist das Blümchen – naheliegend, weil Mutterliebe mit vielen Schmerzen verbunden ist – auch ein Symbol der Tränen. In der Homöopathie wird es zur Unterstützung schwachen weiblichen Bindegewebes gegeben und soll – laut
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