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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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nicht im dortigen Gasthaus weilten. Da würde er zuerst nachsehen. In der Ferne erblickte er bereits die ersten Häuser des Ortes und atmete erleichtert auf.
    Plötzlich meinte er, ein lautes Schluchzen zu hören. Er blickte sich neugierig um, und da entdeckte er eine füllige Frau, die auf dem Boden saß und bitterlich weinte.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Mir kann keiner helfen, denn ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. Nach Feucht kann ich nicht, weil mir die Männer angedroht haben, ich könne etwas erleben. Und sieh nur, was sie mir angetan haben.« Sie deutete auf ihre blutige Lippe. »Nach Nürnberg kann ich nicht, weil sie mich doch nur vom Pranger verschont haben, wenn ich als Amme mit nach Regensburg gehe. Aber so?«, fuhr sie verzweifelt fort.
    »Als Amme nach Regensburg?«, wiederholte Konstantin aufgeregt. »Für wen?«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte. Sie ist eine junge Mutter, die keine Milch für ihr Kind hat. Und die ihren Stiefbruder heiraten soll, aber sie liebt ihn nicht. Deshalb haben wir auch versucht, bei Nacht zu flüchten, aber dieses böse alte Weib hat uns Häscher hinterhergeschickt. Benedicta und Leon haben sie wieder mitgenommen und mich im Wald ausgesetzt.«
    »Dachte ich es mir doch«, murmelte Konstantin. »Und wohin haben sie Benedicta gebracht?«
    Berchta zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich in das Gasthaus.«
    »Dann nichts wie hin!«
    »Aber ich darf mich nicht in Feucht blicken lassen«, erwiderte die Amme verzweifelt.
    »Das werden wir ja sehen. Los, steht auf! Das Kind braucht dich.«
    »Ich gehe doch nicht mit jedem mit. Wer seid Ihr eigentlich?«
    »Ich bin Konstantin von Ehrenreit und denke, wir sollten keine Zeit verlieren. Ich befürchte, das alte Weib führt nichts Gutes im Schilde.«
    Berchta betrachtete ihn neugierig. »Warum kommt Ihr so spät? Und warum wart Ihr nicht daheim, als sie Euch brauchte?«
    »Nun mach schon! Wir können auch auf dem Weg zum Gasthaus miteinander schwätzen.«
    Schwerfällig stand die Amme auf und streckte sich ausgiebig. »Kann ich im Gasthaus etwas zu essen bekommen?«
    Konstantin grinste. »Siehst du irgendwo eine Geldkatze?«
    Berchta betrachtete ihr Gegenüber abschätzig. »Ihr habt ja nicht einmal einen Gürtel.«
    Konstantin erzählte ihr, was ihm unterwegs zugestoßen war.
    »Aber wovon wollt Ihr ein neues Pferd bezahlen?«
    »Das lass mal meine Sorge sein.«
    »Da ist es!« Berchta deutet auf das Gasthaus »Zum Bären«.
    Konstantin kannte es. Er war ein paarmal auf Reisen dort eingekehrt. Die Bucklige begrüßte ihn wie einen alten Bekannten. Er fragte sogleich nach den Herrschaften aus Regensburg.
    »Die sind in aller Herrgottsfrühe aufgebrochen.«
    »Habt Ihr ein Pferd?«
    »Mehr als eins.«
    »Könnt Ihr eines davon entbehren?«
    »Das kommt auf den Preis an«, entgegnete die Wirtin listig.
    »Ich zahle jeden Preis. Allerdings erst, wenn mein Onkel oder ich das nächste Mal bei Euch einkehren, denn man hat mich auf dem Weg hierher überfallen. Ich besitze nichts mehr als das, was ich am Leib trage, und auch das wollten sie mir noch nehmen.«
    Die Bucklige tat so, als müsse sie erst noch nachdenken.
    »Weil Ihr es seid«, sagte sie gönnerhaft und führte ihn zu den Stallungen hinter dem Haus.
    Er suchte sich ein Pferd aus, das er auf den ersten Blick für schnell hielt und das kräftig genug schien, zwei Menschen zu tragen.
    »Es ist unser bester Gaul im Stall«, brummte die Wirtin, aber das überhörte Konstantin geflissentlich. Er bedankte sich und holte die Amme, die es sich bereits bequem gemacht hatte, aus der Schenke.
    »Aber lasst mich doch erst einmal essen!«
    »Du kannst so viel essen, wie du willst, wenn wir Benedicta und das Kind gefunden haben. Stell dir vor, ihr stößt etwas zu, während du dich mit Brei vollstopfst.«
    Murrend ließ sie sich von ihm auf das Pferd heben, was ihm nur unter größter Anstrengung gelang. Er zögerte, dem armen Tier eine weitere Last zuzumuten, aber er musste jetzt ausschließlich an Benedictas Wohl denken.
    Sie waren schon eine Weile geritten, als Konstantin in der Ferne einen Pferdewagen erblickte, auf dem er Benedicta zu erkennen glaubte.
    Ihm stockte der Atem, und er ließ das Pferd anhalten. Ohne eine Erklärung zog er Berchta vom Gaul herunter und stieß sie hinter einen Baum.
    »Was soll das denn?«, beschwerte sie sich.
    »Still! Kein Laut, bis ich es dir sage!«, befahl er streng.
    »Gegen das Knurren meines Magens kann ich

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