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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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adliger Herkunft wie sie selbst, der ihr allerdings ganz und gar nicht zugesagt hatte. »Vater, bitte, warte noch ein wenig. Ich möchte später einen stattlichen Burschen heiraten, keinen kleinen Mann, dem ich schon jetzt über den Kopf gewachsen bin«, hatte sie ihn beschworen. Und er hatte lachend versprochen, nach einem anderen Ehemann Ausschau zu halten.
    »Träumst du, mein Kind? Ich mache mich jetzt auf den Weg und überlasse dich der Obhut der Frau Priorin. Behüt’ dich Gott!«
    Mit diesen Worten wandte sich die Stiefmutter um und eilte schnellen Schrittes zur Pforte.
    Mit einem dumpfen Schlag schloss sich das schwere Tor aus Eichenholz hinter dem Mädchen.

I. T EIL
    Im Traum nur lieb’ ich dich!
    Wie könnt’ in wachen Tagen
    Ich mich so nah dir wagen
    Im Traum nur lieb’ ich dich!
     
    Im Traum nur lieb’ ich dich!
    Da schwindet alles Zagen
    Da darf dein Mund mir sagen:
    Im Traum auch lieb’ ich dich!
     
    Ferdinand von Saar (1833-1906)

1
    Erbarmungslos brannte die Sonne vom Himmel und tauchte das Kloster Engelthal in eine schläfrige Hitze. Benedicta und Agnes suchten rasche Abkühlung im Kreuzgang. Stöhnend lehnten sie sich gegen die Steine der Innenmauern, die so dick waren, dass sie sich nicht aufheizen konnten. Unter ihrem Schleier fühlte sich Benedictas Kopf an, als müsse er verbrennen. Und wieder einmal beneidete sie Agnes glühend darum, dass sie nicht dazu verdammt war, eine solche Kopfbedeckung zu tragen. Ach, wie gern wäre Benedicta doch auch eine Köchin gewesen, die sich nach Herzenslust und ohne den störenden Schleier in der Küche nützlich machen durfte.
    »Warum schickt sie dich eigentlich immer in der Mittagshitze mit mir in den Kräutergarten?«, fragte Agnes und musterte die Freundin durchdringend.
    Benedicta schnaubte verächtlich. »Walburga ist die Schwester meiner Stiefmutter und scheint nur eines im Sinn zu haben: mich zu quälen. Wieder habe ich deshalb das Mittagsgebet versäumt, und wieder werde ich deshalb Ärger bekommen. Aber wenn ich es verweigere, dann schlägt sie mich.«
    »Dann sag doch der Frau Priorin, wer schuld daran ist. Die mag dich nämlich. Ein Wunder, dass sie überhaupt einen Menschen ins Herz geschlossen hat, das doch aus Stein sein soll.«
    Benedicta zuckte mit den Achseln. »Von dieser Zuneigung habe ich noch wenig verspürt. Natürlich habe ich der ehrwürdigen Priorin beim ersten Mal empört berichtet, dass Walburga mich unter Androhung von Schlägen in den Garten gejagt hat. Die Schwester aber hat es geleugnet, und ich wurde für meine Lügen bestraft. Das habe ich nun vom Petzen. Wieso glaubst Du, dass die Priorin mich mag?«
    »Ihr gestrenger Blick wird milder, wenn sie dich betrachtet«, erwiderte Agnes.
    »Ob mit mildem Blick oder zornig funkelnden Augen, sie wird mich bestrafen«, seufzte Benedicta.
    »Gut, dann eil geschwind zur Kirche. Ich sammle die Kräuter schon allein ein«, schlug Agnes vor, aber Benedicta hörte ihr gar nicht mehr zu. Ihre Aufmerksamkeit galt dem jungen Mann, der nun schnellen Schrittes auf sie zutrat.
    »Grüßt Euch, Schwester Benedicta«, sagte er strahlend und fügte, während er sie unverwandt ansah, hastig hinzu: »Wisst Ihr, wo meine Tante ist?«
    Benedicta räusperte sich und wandte sich an Agnes, deren Blick neugierig von der Freundin zu dem jungen Fechtmeister wanderte. In Agnes’ Augen stand die Frage geschrieben, ob Benedicta ihm wohl antworten werde, war es den Schwestern doch verboten, mit fremden Männern zu sprechen.
    »Ich glaube, in deiner Küche warten schon alle auf die Kräuter«, sagte die junge Nonne mit Nachdruck an Agnes gewandt. Die verstand, warum Benedicta sie fortschickte, und entfernte sich mit einem knappen Gruß und dem Anflug eines Lächelns im Gesicht.
    »Ich vermute, die ehrwürdige Frau Priorin ist in der Johanneskirche beim Mittagsgebet«, raunte Benedicta und versuchte, dem Blick des stattlichen Fechtmeisters auszuweichen. Zu groß war ihre Sorge, dass er in ihren Augen etwas lesen könnte, das nicht für ihn bestimmt war. Sie spürte, wie ihre Wangen noch heißer wurden, als sie ohnehin schon waren.
    »Und Ihr seid nicht dort? Seid Ihr gar vor der heiligen Verpflichtung geflüchtet?«, fragte der junge Mann schmunzelnd.
    Wollte er sich etwa über sie lustig machen?
    Wütend funkelte sie ihn an. »Nein, Schwester Walburga hat mich in den Kräutergarten geschickt und wird nun ihre helle Freude daran haben, wenn Eure Tante mich wegen meines Fehlens schilt, denn Schwester

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