Die leere Wiege: Roman (German Edition)
Decke über den Kopf, drehte sich auf die Seite und zog die Beine an sich. Cate hörte einen erstickten Laut.
»Rose, bitte.«
Vorsichtig hob sie die Decke an. Rose krümmte sich um einen Gegenstand in ihren Händen. Etwas, das aussah wie ein Bündel Zweige. »Bitte sagen Sie mir, wie Sie sich fühlen.«
»Ich hasse Feuer«, flüsterte Rose. »Es macht mir Angst.«
»Das kann ich verstehen.« Cate setzte sich und strich ihr über die Schulter.
»Das war schon immer so. Einmal haben ich und ein paar andere Kinder eine alte Strandhütte in Brand gesetzt. Die anderen sind weggerannt, aber ich konnte mich nicht von der Stelle rühren, war wie gelähmt von den lodernden Flammen.«
Wie weggetreten starrte Rose ins Leere. Cate überlegte, ob sie Mark bitten solle, einen Kollegen aus der Krankenabteilung zu rufen.
»Trotzdem habe ich geraucht. Sogar als ich schwanger war. Der Geruch hat mich beruhigt. Manchmal hat es schon gereicht, nur die weiße Packung in der Hand zu halten.«
Was für eine weiße Packung?, überlegte Cate, doch dann fiel ihr ein, dass Silk Cuts so aussahen … Hatte nicht eine dieser Zigaretten den Brand im Haus der Hatchers ausgelöst? War Rose etwa kurz davor, ihre Schuld einzugestehen?
Die Gefangene hielt ihren Oberkörper umschlungen und begann sich vor und zurück zu wiegen. Cate streichelte ihren Rücken.
»Luke hat ganz ruhig in meinen Armen gelegen, den Kopf an meiner Brust. Da habe ich sie gehört.«
»Wen? Emma?«
»Emma, die Sex hatte.«
Cate dachte an die Aussage von Mrs Hatcher zurück. »Aber in jener Nacht war sie doch allein.«
Rose drückte ihr Gesicht in das Kissen. »Luke«, stöhnte sie. »Dein süßer Junge. O Jason …«
»Was ist dann geschehen, Rose? Bitte erzählen Sie es mir.«
»Ich ging mit Luke hinaus auf den Flur und hörte die Geräusche aus Emmas Schlafzimmer. Sie war laut … und dann hörte ich ihn.«
»Dominic?«
»Nein, Jason. Meinen Jason. Ich hörte, wie er ihren Namen sagte.«
Cate erstarrte. »Jason war in der Nacht bei Emma?«
»Ich stand da und hörte den beiden zu. Sie hatte mir fest versprochen, ihn in Ruhe zu lassen. Der Preis dafür war, dass ich Luke nie wiedersehen durfte. In der Nacht wollte ich mich von ihm verabschieden, aber sie hatte gelogen. Jason war bei ihr.«
»Deshalb haben Sie das Feuer gelegt?«
»Luke«, murmelte Rose. »Wie schön es sein muss, nie mehr aufzuwachen. Keine Schmerzen mehr, keinen Kummer, kein Leid.«
»Rose, wovon sprechen Sie?«
»Ich legte Luke zurück und verließ das Haus. Ich hätte es gern in Brand gesteckt, aber ich habe es nicht getan.«
»Soll das heißen, das Feuer ist danach ausgebrochen? Dass entweder Emma oder Jason eine Zigarette fallen gelassen hat? Warum haben Sie das der Polizei nicht erzählt?«
Rose schwieg.
Erschüttert betrachtete Cate die Frau, die sich auf dem schmalen Lager umschlungen hielt, und versuchte das Gehörte zu verdauen. Sie hatte sich geirrt. Ihre ganze Einschätzung war falsch gewesen. Rose hatte sich nicht geweigert, die Verantwortung für ihre Tat zu übernehmen. Sie war unschuldig. Der Brand war von Emma oder Jason ausgelöst worden … Aber konnte das tatsächlich sein? Hatten die beiden kaltblütig zugelassen, dass Rose für etwas, das sie nicht getan hatte, ins Gefängnis kam?
Cate erinnerte sich an Jasons Wutausbrüche, an seine Tränen. Sie wissen nicht, was Sie getan haben . Hatte er das nicht zum Abschied zu ihr gesagt? Und Emma, die auf sie gewartet und gefordert hatte: Ich möchte, dass Sie ihre Freilassung befürworten .
Rose begann zu wimmern. »Er war so friedlich. Aber jetzt ist er dort, wo Joel auch ist. Meine beiden Jungen sind vereint. Bei meiner Mum und Rita. Sie sind in Sicherheit. Und ich kann einfach nicht mehr.«
Sie hat vor, sich umzubringen, dachte Cate, strich Rose noch einmal über die Haare und verließ die Zelle, um Hilfe zu holen.
In dem Büro döste Mark vor sich hin. Cate stürmte herein und fegte seine Füße vom Schreibtisch.
»Cate! Was …«
»Rose Wilks hat einen Zusammenbruch. Sie braucht dringend einen Arzt.«
Mark schien ihr gar nicht zuzuhören. Stattdessen starrte er sie giftig an. »Sie haben mich vor allen lächerlich gemacht.«
»Dafür ist jetzt keine Zeit. Rose braucht dringend Hilfe.«
»Alle reißen Witze über mich.«
»Mark! Der Gefangenen geht es nicht gut. Können wir über alles andere bitte später reden?«
»Können Sie sich vorstellen, wie ich mich jetzt fühle?«
»Es tut mir leid, aber es
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