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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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alles versuchen.«
    Robert nickte zustimmend. »Ich weiß, der Kerl ist ein harter Brocken, aber Moona hat Recht. Wir müssen ihn erledigen.«
    »Und wie? Wenn wir den Körper töten, nimmt er sich den nächsten. Ich weiß keine Möglichkeit, diese Kette zu unterbrechen.«
    »Kann man ihn nicht daran hindern, einen neuen Körper zu finden? Vielleicht indem man ihn fängt und irgendwo einsperrt? Weißt du, wie ein Dschinn in der Flasche?«
    Leif lachte, aber Robert blieb ernst. »Das wäre vielleicht möglich. Es ist weit hergeholt, aber eine Überlegung wert.«
    »Weit hergeholt? Das ist totaler Blödsinn!«, rief Leif, doch Robert spann die Idee weiter.
    »Wir könnten ihn in ein Tier schlüpfen lassen und in einen Käfig sperren.«
    »Was passiert dann? Er wechselt nach dessen Tod zurück in einen Menschen.« Leif blieb pessimistisch.
    »Nein«, widersprach Robert. »In einem Tierkörper kann er nicht existieren. Er braucht den menschlichen Geist als Wirt.«
    »Hm, und wenn er den nicht bekommt, stirbt er?«
    »Vermutlich.«
    »›Vermutlich‹ ist nicht ausreichend.«
    Ich hatte Hoffnung geschöpft. »Aber es wäre einen Versuch wert. Was mich vielmehr beschäftigt, ist die Frage, wer seinen jetzigen Körper umbringen soll. Das wäre Mord.«
    »Na und? Denkst du, das interessiert ihn? Denk an die Toten im Lager.« Leif sah mich kalt an.
    »Es interessiert das Gesetz. Und mich«, erwiderte ich. »Ich will nicht noch mehr Blut an meinen Händen kleben haben.«
    »Wenn er nicht gestoppt wird, wirst du bald in Blut schwimmen und wärst froh, es würde nur an deinen Händen kleben.«
    Diese Aussicht ließ mich verstummen. Trotzdem konnten wir den Mann nicht einfach umbringen.
    »Ich muss mit jemandem darüber reden«, sagte ich schließlich.
    »Du redest mit uns«, antwortete Leif patzig.
    »Mit einem Menschen«, erwiderte ich und dachte dabei an Viviane. Sie hatte die Sache mit dem Dämon so energisch in die Wege geleitet, vielleicht wusste sie einen Rat, wie wir diesen widerlichen Fürsten aus der Welt schaffen konnten, ohne sein Blut vergießen zu müssen. Früher hätten wir solch eine Sache auf jeden Fall besprochen.
Das Gespräch mit Leif und Robert brachte keine weiteren Erkenntnisse, also verabschiedete ich mich von den beiden, verschloss die Tankstelle und fuhr zu Viviane. Sie wirkte lebendig und offen, wie früher. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich sie sah. Allerdings schien sie nicht ganz so glücklich, mich zu sehen. Doch sie schickte mich nicht sofort weg. Das betrachtete ich als gutes Zeichen.
    Als ich ihr erzählte, was ich über Philipp von Bismarck wusste, hörte sie mir aufmerksam zu.
    »Und was habe ich damit zu tun?«, fragte sie, als ich geendet hatte.
    »Ich dachte, du hast vielleicht eine Idee, wie wir ihn aus Mullendorf vertreiben können. Er will mit einer Vampirarmee die Menschheit versklaven, ich könnte mir vorstellen, dass er bei uns damit anfängt, wenn er schon mal hier ist. Und das muss ich unbedingt verhindern.«
    Ich bemerkte, wie sie eine Augenbraue nach oben zog, als wolle sie mir sagen, dass ich mir das selbst eingebrockt hatte, weil ich mich mit Grabflüchtern einließ. Aber sie sagte es nicht, sie nickte sogar.
    »Wir könnten ihn mit einem Zauberspruch verbannen, so dass er nie wieder Mullendorfer Erde betreten darf.«
    Die Idee beeindruckte mich. »Das kannst du?«, fragte ich verblüfft.
    »Ich habe es noch nicht getan, aber ich könnte es versuchen. So wie ich den Dämon weckte, könnte ich den Wiedergänger verbannen.«
    Meine Bewunderung für die Freundin verringerte sich bei diesen Worten deutlich.
    »Wie willst du das anstellen? In der Mullendorfer Chronik nach einem Zauberspruch suchen?«
    »Beispielsweise. Ich bin jetzt eine Hexe, mir fällt schon was ein.« Sie wirkte seltsam aufgeblasen und arrogant, so hatte ich sie noch nie erlebt. Sie hatte keine Ahnung, ob sie einen Zauber ausführen konnte, tat aber so, als wäre sie eine Hexe. Sie behauptete es sogar großspurig. Das war nicht normal.
    Ich dachte auf einmal an meine Mutter, die sich ebenfalls wie ausgewechselt aufführte. Ob das der Wirkung des Dämons zuzuschreiben war? Hatte er mit ihrer Veränderung etwas zu tun? Ich hoffte inständig, dass alles nur Zufall und der Dämon vielleicht doch nicht erwacht war. Doch alles sprach für seinen Einfluss auf uns. In der Legende gingen Wünsche in Erfüllung, wenn Frauen sie äußerten. Ich konnte nur hoffen, dass weder meine Mutter noch Viviane mir etwas Übles

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