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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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Nachrichtensprechers.
    Eine Welle der Schuld überflutete mich. Um Unteroffizier Parrier tat es mir leid, auch um die anderen Opfer, ob menschlich oder  vampirisch. Dass diese Rettungsaktion auf so eine Weise enden würde, hatte ich nicht gewollt. Ich schaltete zu einem anderen Sender um, in der Hoffnung, dass der bessere Nachrichten dazu vermeldete. Ich wünschte mir, man würde sagen, es sei niemand gestorben. Doch auch dort war von vielen Todesopfern die Rede, und dieselben Bilder eines Flammeninfernos flimmerten über den Bildschirm. Ich fühlte mich zum Kotzen als ich begriff: Ich war eine Mörderin und hatte mehrere Menschenleben auf dem Gewissen. Dieser Gedanke verursachte solch ein Schuldgefühl in mir, dass ich ins Badezimmer lief und mich dort einschloss. Ich setzte mich auf den Badewannenrand und heulte. Dann vergegenwärtigte ich mir noch einmal das ganze Geschehen. Wenn ich es genau nahm, war ich nicht wirklich schuld an der Katastrophe, weil die Hauptschäden durch die Explosion des Dieseltanks hervorgerufen worden waren. Mein kleiner Nagellackentferner-Knalleffekt an der Hauptstromleitung hatte nicht einmal das Haus zum Wackeln gebracht. Roman hatte den Notstromgenerator unbrauchbar machen sollen. Davon, den Dieseltank in die Luft zu sprengen, war niemals die Rede gewesen. 
    Meine Mutter klopfte an die Badezimmertür und fragte, ob bei mir alles in Ordnung sei. Ich wischte schnell die Tränen weg und versuchte, meiner Stimme einen normalen Klang zu geben, als ich antwortete, dass es mir gut ging. Sie gab sich damit zufrieden und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Ich stand auf, um mir das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen. Doch ich fand meine Zahnbürste nicht. Sie stand nicht an ihrem gewohnten Platz im Glas. Auch neben den Bürsten meiner Mutter und Schwester war sie nicht. Vielleicht hatte meine Schwester sie entsorgt, um sich an mir für was auch immer zu rächen. Stirnrunzelnd griff ich in den Schrank, wo immer ein paar eingepackte Zahnbürsten für Gäste lagen, und nahm mir eine davon.
    Als ich einigermaßen mit mir im Reinen war, ging ich zurück ins Wohnzimmer. Dort deckte meine Mutter den Tisch für Gäste. Viviane würde kommen, erklärte sie, die Nachbarn und eine alte Freundin. Ich erkannte meine Mutter nicht wieder. Sie pfiff sogar vor sich hin. Doch mir blieb keine Zeit, mich lange darüber zu wundern, nicht mal um am Essen teilzunehmen. Ich wollte mit Leif und Robert sprechen, denn wir mussten unbedingt etwas unternehmen, um Philipp von Bismarck wieder loszuwerden.
     
    Leif und Robert hielten sich im Keller der Tankstelle hinter Kisten und Kästen voller Schnaps- und Weinflaschen versteckt. Sie kamen sofort dahinter hervorgekrochen, als ich sie leise rief.
    »Was ist da draußen los?«, fragte Leif. »Sind sie hinter uns her?«
    »Sie sind hinter mir her«, antwortete ich. »Aber noch hat niemand  Mullendorf im Visier. Das Phantombild, das von mir gezeichnet wurde, ist glücklicherweise so schlecht, dass mich vermutlich niemand darauf erkennen wird.«
    »Leider sind nicht alle deine neuen Arbeitskollegen bei dem Feuer draufgegangen, dann hättest du kein Problem mehr, dass dich vielleicht jemand identifiziert.«
    Ich sah Leif mit einem vernichtenden Blick an, auch Robert schüttelte missbilligend den Kopf bei diesen Worten.
    »Was ist?«, sagte Leif daraufhin. »Es waren Mörder. Sie haben konsequent jeden Grabflüchter vernichtet, der in ihr Lager kam. Ich hab mal einen Artikel darüber im Sauger-Journal gedruckt: Es kamen täglich neue Insassen rein, aber es wurde nie einer als assimiliert und zivilisiert entlassen. Wo, bitteschön, sind sie geblieben, wenn es nicht hoffnungslos überfüllt gewesen ist?«
    Ich antwortete nicht. Ich hatte es in meinem Traum gesehen.
    »Wenn sie alle hinüber wären, wärst du sicher. Aber so ...« Er ließ das Ende des Satzes im Raum hängen. Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern kam auf unser anderes Problem zu sprechen. Doch da wurde Leif auffällig einsilbig.
    »Es gibt keine Möglichkeit, ihn umzubringen. Er ist unsterblich.«
    »Das ist Quatsch«, widersprach ich. »Es gibt auf dieser Erde nichts Unsterbliches. Alles vergeht irgendwann.«
    Leif runzelte die Stirn. »Frau Oberschlau weiß es also besser. Ein Lager in die Luft gejagt und schon weiß sie mehr als ich, der ich ein paar Tausend Jahre mehr auf dem Buckel hab.«
    Ich biss mir kurz auf die Zunge, dann wischte ich seine Worte mit einer Handbewegung weg. »Wir müssen eben

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