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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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berichtete, dass der ziegenartige Dämon, der ehemals Fürst Philipp von Bismarck hieß, Pfarrer Bernhards Besucher getötet hatte. Er hatte ihn einfach hochgeworfen und gegen den Boden geschleudert, so dass er zerbrach wie eine Puppe. Der Pfarrer hätte entsetzt gegen das Ungeheuer angekämpft, sei dabei ebenfalls fast getötet worden, wenn nicht Palitzkis die Geistesgegenwart besessen hätten, den diensthabenden Feuerwehrmann anzurufen, der die Warnsirene betätigt hatte. Dadurch war Viviane aufmerksam geworden, zum Tatort gelaufen und hatte ihn mit ein paar Zauberformeln in Bann halten können.
    Ich war inzwischen davon überzeugt, dass Viviane tatsächlich die magischen Kräfte einer Hexe besaß, woher sie kamen, war dabei – vorübergehend – nebensächlich.
    »Viviane, wir müssen den Mullendorfer Dämon zurück in die Erde bringen, dann verliert der Fürst seine Macht. Du musst es tun, du bist die Einzige, die es kann.«
    Sie nickte. »Ich weiß. Und ich werde es tun. Verlass dich auf mich.«
    Sie wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment riss jemand die Kirchentür auf und meine Mutter und mein Vater kamen zu mir gelaufen.
    »Moona, bist du in Ordnung?« Sie klangen so besorgt, dass ich am liebsten genickt hätte, wenn es nicht so schmerzhaft gewesen wäre.
    »Gleich ist alles wieder gut«, murmelte ich so zuversichtlich wie möglich.
    Und tatsächlich kam nur wenig später Robert in die Kirche gestürmt, Leif hatte er im Schlepptau. Es dauerte nur wenige Minuten, bis meine Mutter begriff, was los war. Sie wollte dazwischen gehen, doch mein Vater hielt sie zurück. Schließlich gab mir Robert sein Blut zu trinken, und das Wunder geschah aufs Neue. Mit jedem Tropfen konnte ich spüren, wie meine Kraft zu mir zurückkehrte, wie sich Knochen richteten und Wunden schlossen. Es war unglaublich. Wenn ich das überlebte, würde ich es wirklich zum Patent anmelden. Dann würde vermutlich auch niemand mehr Vampire in Lager sperren und einfach verbrennen.
    Nur wenig später konnte ich bereits wieder sitzen, danach lief ich an Roberts Arm langsam umher. Meine Mutter kriegte sich gar nicht mehr ein, Viviane sah Robert nicht mehr ganz so angewidert an. Als ich zwanzig Minuten später richtig fit war, setzten wir uns alle vor dem Altar zusammen: Viviane, meine Eltern, Pfarrer Bernhard, Leif, Robert und ich, und wir berieten, was nun zu tun sei. Ich betonte noch einmal, wie wichtig Vivianes Mitarbeit sei, da sie als einzige dem Dämon die Stirn bieten und ihn schwächen oder gar beseitigen könne. Da bemerkte ich den zweifelnden Blick meines Vaters. Er sah zu Boden und beteiligte sich kaum am Gespräch. Ich wollte ihn nicht in der Runde darauf ansprechen, daher bat ich ihn um einen kleinen Spaziergang, weil ich mich unbedingt an der frischen Luft erholen müsse.
    Es war kühl draußen. Ein ungemütlicher Wind wehte, der mich an den eisigen Luftwirbel erinnerte, in dem ich fast zerschellt wäre. Nebel kroch über die Straßen, so dass sich die Straßenlaternen anschalteten, obwohl es noch mitten am Tag war. Unzählige Krähen hatten sich auf den Dächern der Häuser, auf den Bäumen und den Stromleitungen niedergelassen. Sie schienen uns zu beobachten, ihre Köpfe folgten jedem unserer Schritte.
    »Krähen gelten als Vögel von Göttern und als Mittler zwischen Leben und Tod«, sagte mein Vater.
    »Ich weiß«, erwiderte ich desinteressiert. Darauf wollte ich nicht weiter eingehen, sondern kam auf den Grund meines Spazierganges zu sprechen. »Was ist los? Du hast etwas, das konnte ich sehen. Weißt du mehr, als wir?«
    Er schwieg lange, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.«
    Ich blieb stehen. »Papa, es ist wichtig.«
    Er horchte überrascht auf. »Du hast mich gerade Papa genannt. Wie damals.« Er lächelte in Erinnerungen versunken und sah mich an, als würde er plötzlich wieder das kleine Kind sehen. Das gefiel mir, und ich hätte mich gern mit ihm weiter darüber unterhalten, aber uns lief die Zeit davon. Eine Krähe flog auf, setzte sich auf den Boden und kam auf uns zugehüpft.
    »Was ist es? Du musst es sagen, wir sind sonst alle verloren. Der Fürst ist gerade im Begriff, seine Vampire zu einer Armee zusammenzustellen, danach werden sie über uns herfallen und nur Leichen hinterlassen.«
    Er zögerte erneut, doch ich gab nicht auf und drang weiter in ihn. Da öffnete er endlich den Mund. »Es gibt einen Weg, wie der Dämon zurück in die Erde gebracht werden kann. Ich wollte ihn dir nicht sagen, damit du

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