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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Skultik spaziert, sucht er nicht nur Bucheckern.«
    »Ist das alles, was du vom Leben verlangst?« fragte Druss. »Du schläfst in einer klapprigen Hütte und ißt, wenn du Wild findest. Wenn nicht, hungerst du. Im Winter frierst du. Im Sommer krabbeln dir die Ameisen in die Kleider, und den Läusen geht es prächtig. Du bist nicht für so ein Leben geschaffen.«
    »Wir sind überhaupt nicht fürs Leben geschaffen, altes Schlachtroß. Es ist für uns geschaffen worden. Wir leben es. Wir verlassen es. Ich werde mein Leben nicht in deinem blutigen Wahn fortwerfen. Solche Heldentaten überlasse ich Männern wie dir. Du hast deine Jahre in einem schmutzigen Krieg nach dem anderen vergeudet. Und was hat sich geändert? Hast du mal daran gedacht, daß wir, wenn du die Ventrier nicht vor fünfzehn Jahren bei Skeln geschlagen hättest, jetzt zu diesem mächtigen Reich gehören würden, und sie müßten sich Sorgen um die Nadir machen?«
    »Es lohnt sich, für die Freiheit zu kämpfen«, erklärte Druss.
    »Warum? Niemand kann einem Mann die Freiheit der Seele nehmen.«
    »Unabhängigkeit, vielleicht?« schlug Druss vor.
    »Unabhängigkeit wird nur geschätzt, wenn sie in Gefahr ist. Also ist es die Bedrohung, die den Wert erst verdeutlicht. Wir müßten den Nadir also dankbar sein, daß sie uns den Wert unserer Unabhängigkeit erkennen lassen.«
    »Mit schönen Worten hast du bei mir verloren, verdammt. Du bist wie diese Politiker in Drenan, voller Wind wie eine kranke Kuh. Erzähl mir nicht, ich hätte mein Leben vergeudet, das dulde ich nicht! Ich habe eine gute Frau geliebt und habe immer nach meinen Prinzipien gehandelt. Ich habe niemals etwas getan, dessen ich mich schämen müßte, und war nie grausam.«
    »Aber, aber, Druss. Nicht alle Menschen sind wie du. Ich werde deine Prinzipien nicht kritisieren, wenn du nicht versuchst, sie mir aufzuzwingen. Ich habe keine Zeit dafür. Ich wäre ein schöner Heuchler als gesetzloser Räuber mit Prinzipien.«
    »Warum hast du dann nicht zugelassen, daß Jorak mich’ erschießt?«
    »Wie schon gesagt, das wäre unsportlich gewesen. Stillos. Aber an einem anderen Tag, wenn mir kälter gewesen wäre …«
    »Du bist ein Adeliger, nicht wahr?« fragte Druss. »Ein reicher Knabe, der Räuberhauptmann spielt. Warum sitze ich eigentlich hier und streite mit dir?«
    »Weil du meine Bogenschützen brauchst.«
    »Nein. Den Gedanken habe ich aufgegeben«, widersprach Druss und hielt dem grüngekleideten Gesetzlosen seinen Becher hin. Bowman füllte ihn. Wieder umspielte ein zynisches Lächeln seine Lippen.
    »Aufgegeben? Unsinn. Ich werde dir sagen, was du denkst. Du wirst noch ein wenig mit mir streiten und mir dann Geld anbieten und Straferlaß für meine Verbrechen. Wenn ich ablehne, wirst du mich töten und dein Glück mit demselben Angebot bei meinen Männern versuchen.«
    Druss war erschüttert, doch seine Miene blieb unbeweglich.
    »Liest du auch aus der Hand?« fragte er und nippte an seinem Wein.
    »Du bist zu aufrichtig, Druss. Und ich mag dich. Deswegen möchte ich dich darauf hinweisen, daß Jorak mit schußbereitem Bogen dort hinten in den Büschen steht.«
    »Dann habe ich verloren«, sagte Druss. »Behalte deine Bogenschützen.«
    »Na, na, na, mein Lieber. Von Druss der Legende erwarte ich etwas anderes als Resignation. Mach dein Angebot.«
    »Ich habe keine Zeit für diese Spiele. Ich hatte einen Freund wie dich, Seben, den Sagenmeister. Er konnte den ganzen Tag reden und dich davon überzeugen, daß das Meer aus Sand besteht. Ich habe nie einen Streit mit ihm gewonnen. Er redete auch davon, daß er keine Prinzipien hätte – und genau wie du hat er gelogen.«
    »Er war der Dichter, der die Legende über dich schrieb. Er hat dich unsterblich gemacht«, sagte Bowman leise.
    »Ja«, bestätigte Druss. Seine Gedanken wanderten viele, Jahre zurück.
    »Hast du deine Frau wirklich in der ganzen Welt gesucht?«
    »Zumindest dieser Teil der Geschichte ist wahr. Wir heirateten, als wir noch sehr jung waren. Dann wurde mein Dorf von einem Sklavenjäger namens Harib überfallen, der meine Frau an einen Kaufmann aus dem Osten verkaufte. Ich war bei dem Überall nicht dabei, da ich gerade in den Wäldern arbeitete. Aber ich habe sie verfolgt. Schließlich hat es mich sieben Jahre gekostet, und als ich sie endlich fand, lebte sie mit einem anderen Mann.«
    »Was ist mit ihm geschehen?« fragte Bowman leise.
    »Er starb.«
    »Und sie kam mit dir zurück nach Skoda.«
    »Ja. Sie liebte

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