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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Steppenpony geduckt und war wie der Wind in den Wald galoppiert. Hogun hatte sofortigen Rückzug angeordnet, und mit einem Quentchen Glück hätten sie es schaffen können. Elicas war der erste, der gesehen hatte, wie die Spiegelbotschaften von Hügel zu Hügel aufblitzten.
    »Was denkst du?« fragte er, als Hogun stehenblieb.
    »Ich denke, daß wir viel Glück brauchen. Es hängt davon ab, wie viele Soldaten sie in der Nähe haben.« Die Antwort auf diese Frage ließ nicht lange auf sich warten. Am späten Nachmittag sahen sie die Staubwolke im Süden. Hogun blickte sich um.
    »Lebus!« rief er, und ein junger Soldat galoppierte heran. »Du hast doch Augen wie ein Adler. Schau mal dort hinüber. Was siehst du da?«
    Der junge Mann beschattete mit der Hand die Augen; dann spähte er in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Staub, Gan. Von vielleicht zweitausend Pferden.«
    »Und vor uns?«
    »Vielleicht tausend.«
    »Danke. Geh wieder zurück an deinen Platz. Elicas?«
    »Ja?«
    »Umhänge zusammengerollt. Wir nehmen sie mit Lanzen und Säbeln.«
    »Jawohl!« Er galoppierte zurück. Die schwarzen Umhänge wurden gelöst und gefaltet, um dann an die Sättel gebunden zu werden. Die schwarzsilbernen Rüstungen glänzten in der Sonne, als ein Mann nach dem anderen sich auf den Angriff vorbereitete. Aus den Satteltaschen wurden schwarzsilberne Unterarmschützer geholt und angelegt. Dann wurden kleine runde Schilde von den Sattelknäufen genommen und am linken Arm befestigt. Riemen wurden festgezurrt, Rüstungen geprüft. Die näherkommenden Nadir waren jetzt schon einzeln auszumachen, aber ihre Schlachtrufe wurden noch von dem Donnern der Hufe übertönt.
    »Visiere runter!« rief Hogun. »Keilformation!«
    Hogun und Elicas bildeten die Spitze des Keils; die übrigen Reiter nahmen ihre Position ein, je hundert auf beiden Seiten.
    »Vorwärts!« rief Elicas. Die Truppe fiel erst in leichten, dann in vollen Galopp, die Lanzen schräggestellt. Als sich der Abstand verringerte, spürte Hogun, wie sein Blut in Wallung geriet, und er hörte, wie sein Herz im Rhythmus der donnernden Hufe pochte.
    Jetzt konnte er die Gesichter der Nadir erkennen und ihre Rufe hören.
    Der Keil stieß in die Reihen der Nadir. Die großen schwarzen Pferde bahnten sich einen Weg durch die Leiber der kleineren Bergponies. Hoguns Lanze drang in die Brust eines Nadirs und zerbrach, als der Mann von seinem Pony geschleudert wurde. Dann ließ Hogun seinen Säbel durch die Luft sausen, schlug einen Mann aus dem Sattel, parierte einen Streich von links und zog dem Angreifer seine Waffe rückhändig über die Kehle. Zu seiner Rechten stieß Elicas einen Schlachtruf der Drenai aus. Sein Pferd stieg auf die Hinterhand und trommelte mit den Hufen auf ein geschecktes Pony ein, das seinen Reiter abwarf, der unter die heranstürmende Masse der Angreifer geriet. Dann waren die Schwarzen Reiter durch und hielten auf die zerbrechliche, ferne Sicherheit von Dros Delnoch zu.
    Hogun drehte sich um und sah, wie die Nadir sich wieder formierten und nach Norden zogen. Man verfolgte sie also nicht. »Wie viele Männer haben wir verloren?« fragte er Elicas, als ihr Trupp wieder in Schritt fiel.
    »Elf.«
    »Es hätte schlimmer sein können. Wen?«
    Elicas zählte die Namen auf. Alles gute Männer, die schon manche Schlacht überstanden hatten.
    »Dieser Bastard Orrin wird dafür büßen!« sagte Elicas bitter.
    »Vergiß es! Er hatte recht. Zwar mehr durch Glück als Urteilskraft, aber er hatte recht.«
    »Was meinst du damit? Wir haben nichts Neues erfahren und elf Männer verloren.«
    »Wir haben erfahren, daß die Nadir näher sind, als wir glaubten. Diese Hundesöhne gehörten zum Stamm der Wolfsschädel. Das ist Ulrics eigener Stamm, sie sind seine persönliche Garde. Er würde sie seiner Haupttruppe nie so weit vorausschicken. Ich würde sagen, wir haben noch einen Monat – wenn wir Glück haben.«
    »Verdammt! Und ich wollte das Schwein schon aufschlitzen und die Folgen gern in Kauf nehmen.«
    »Gib Befehl, daß heute nacht kein Feuer gemacht wird«, ordnete Hogun an.
    Na, Dicker, dachte Elicas, das war deine erste gute Entscheidung. Möge es nicht die letzte sein.

9
    Der Wald besaß eine zeitlose Schönheit, die Druss’ Kriegerseele rührte. Verzauberung hing in der Luft. Knorrige Eichen wurden im silbernen Mondlicht zu schweigenden Wächtern, majestätisch, unsterblich, unnachgiebig. Was scherten sie die Kriege der Menschen? Ein sanfter Windhauch

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