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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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mich. Wirklich.«
    »Ein interessanter Zusatz zu deiner Geschichte«, sagte Bowman.
    Druss kicherte. »Es muß am Alter liegen, daß ich melancholisch werde. Normalerweise schwätze ich nicht über die Vergangenheit.«
    »Was ist aus Seben geworden?« wollte der Gesetzlose wissen.
    »Er fiel bei Skeln.«
    »Ihr habt euch nahegestanden?«
    »Wie Brüder.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wieso ich dich an ihn erinnere«, meinte Bowman.
    »Vielleicht liegt es daran, daß ihr beide ein dunkles Geheimnis hütet«, sagte Druss.
    »Vielleicht«, gab der Gesetzlose zu. »Wie auch immer, mach mir ein Angebot.«
    »Straferlaß für jeden und fünf Goldraq pro Kopf.«
    »Das reicht nicht.«
    »Das ist mein letztes Wort, höher gehe ich nicht.«
    »Dein Angebot muß wie folgt lauten: Straferlaß, fünf Goldraq für jeden der sechshundertzwanzig Männer, und folgende Vereinbarung: Wenn die dritte Mauer fällt, ziehen wir mit unserem Geld und mit den Straferlassen ab, die das Siegel des Grafen tragen.«
    »Warum die dritte Mauer?«
    »Weil das der Anfang vom Ende sein wird.«
    »Ein kleiner Stratege, was, Bursche?«
    »Könnte man sagen. Übrigens, was hältst du von Kriegerinnen?«
    »Ich habe ein paar gekannt. Warum fragst du?«
    »Ich werde eine mitbringen.«
    »Und? Was macht das für einen Unterschied, solange sie mit einem Bogen umgehen kann?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß es einen Unterschied macht. Ich dachte nur, ich sollte es erwähnen.«
    »Sollte ich irgend etwas über diese Frau wissen?« fragte Druss.
    »Nur, daß sie ein Killer ist.«
    »Dann ist sie vollkommen, und ich werde sie mit offenen Armen empfangen.«
    »Das würde ich dir nicht empfehlen«, sagte Bowman leise.
    »Seid in vierzehn Tagen in Dros Delnoch, und ich werde euch alle mit offenen Armen empfangen.«
     
    Als Rek erwachte, sah er, wie die Sonne eben über den fernen Bergen aufging. Nach traumlosem Schlaf kam er schnell zu sich, reckte sich und schlüpfte unter den Decken hervor. Dann ging er zum Turmfenster des Schlafgemachs. Unten im Hof sammelten die Dreißig ihre Pferde, große Tiere mit kurzgeschnittenen Mähnen und geflochtenen Schwänzen. Vom Geklapper der stahlbeschlagenen Hufe abgesehen, lag eine beklemmende Stille über der Szene. Niemand sprach ein Wort. Rek schauderte.
    Virae stöhnte im Schlaf und warf einen Arm quer über das Bett.
    Rek beobachtete, wie die Männer im Hof ihre Rüstungen überprüften und die Sattelgurte festzurrten. Wo sind die Scherze, das Gelächter, all die Geräusche, die Soldaten für gewöhnlich machen, wenn sie in den Krieg ziehen?
    Scherze, um die Angst zu betäuben, Flüche, um die Spannung zu mildern?
    Serbitar erschien. Er trug einen weißen Umhang über der silbernen Rüstung; auf seinem geflochtenen weißen Haar saß ein silberner Helm. Die Dreißig begrüßten ihn. Rek schüttelte den Kopf. Das war schon unheimlich. Vollkommen zeitgleich, wie ein und derselbe Gruß in dreißig Spiegeln.
    Virae öffnete die Augen und gähnte. Sie rollte sich auf die Seite und sah Reks Silhouette vor dem Fenster. Sie lächelte.
    »Dein Bauch gehört bald der Vergangenheit an«, sagte sie.
    »Spotte nicht«, sagte er lächelnd. »Wenn du nur mit deiner Haut bekleidet vor dreißig Kriegern erscheinen willst, brauchst du dich nicht zu beeilen. Sie sind schon im Hof.«
    »Das wäre natürlich eine Möglichkeit herauszufinden, ob sie menschlich sind«, meinte sie und setzte sich auf. Rek riß sich von ihrem Anblick los.
    »Du hast eine ganz merkwürdige Wirkung auf mich«, erklärte er und sah ihr in die Augen. »Du läßt mich immer zur falschen Zeit an Liebe denken. Jetzt zieh dich an.«
    Im Hof leitete Serbitar das Gebet der Männer, eine schweigende Vereinigung der Gedanken. Vintar beobachtete den jungen Albino voller Zuneigung. Er freute sich, weil dieser sich so rasch auf die Verantwortung der Führerschaft eingestellt hatte.
    Serbitar beendete das Gebet und kehrte zum Turm zurück. Er fühlte sich unbehaglich – nicht in Harmonie. Er stieg die abgerundeten steinernen Stufen zum Schlafraum des Turms empor und lächelte bei dem Gedanken an das Versprechen, das er dem großen Drenai und seiner Frau gegeben hatte. Es wäre sehr viel einfacher gewesen, die Gedanken Reks zu lesen, als die Treppe hinaufzusteigen, um festzustellen, ob sie fertig waren.
    Er klopfte an die eisenbeschlagene Tür. Rek öffnete und bat ihn hinein. »Ich sehe, daß ihr bereit seid«, sagte er. »Wir brauchen nicht lange.«
    Serbitar nickte. »Die

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