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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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lächelte er. »Danke, daß du das sagst. Im Dorf hatten wir nie viel miteinander zu tun. Ich habe immer geglaubt, du hältst mich für langweilig und dumm.«
    »Ich habe mich geirrt. Hier, meine Hand darauf. Wir halten zusammen, du und ich. Wir schicken die Nadir dorthin, wo sie hergekommen sind, und reisen zum Erntedankfest heim, mit Geschichten und allem Drum und Dran.« Bregan ergriff grinsend seine Hand. Dann sagte er plötzlich: »Nicht so. Es muß der Kriegergruß sein. Ums Handgelenk.«
    Beide Männer kicherten.
    »Laß doch die Sagendichter«, meinte Gilad. »Wir werden unser eigenes Lied verfassen. Bregan vom Breitschwert und Gilad, Dämon von Dros Delnoch. Wie findest du das?«
    »Ich finde, du solltest einen anderen Namen für dich finden. Mein Legan hatte immer Angst vor Dämonen.«
    Gilads Gelächter drang bis zu dem Adler hoch über dem Paß empor. Er schlug einen scharfen Bogen und flog nach Süden davon.
     
     

10
    Druss marschierte ungeduldig in der großen Halle der Festung auf und ab und betrachtete geistesabwesend die Marmorstatuen vergangener Helden, die die hohen Wände flankierten. Niemand hatte ihn etwas gefragt, als er in die Dros kam, und überall saßen Soldaten in der Sonne und würfelten um ihren mageren Sold, während andere im Schatten schliefen. Die Stadtbevölkerung ging ihren üblichen Geschäften nach, und eine düstere, apathische Stimmung hing über der Festung. Die Augen des alten Mannes funkelten vor kalter Wut. Offiziere schwatzten mit den Söldnern – es war fast mehr, als der alte Krieger ertragen konnte. Überaus wütend war er in die Festung marschiert und hatte einen jungen Offizier in rotem Mantel angesprochen, der im Schatten des Fallgittertores stand.
    »Du da! Wo finde ich den Grafen?«
    »Woher soll ich das wissen?« erwiderte der Mann und ging an dem schwarzgekleideten Axtkämpfer vorbei. Eine mächtige Pranke packte die Falten des roten Mantels und zog kräftig daran. Der Offizier blieb ruckartig stehen, verlor das Gleichgewicht und fiel gegen den alten Mann, der ihn am Gürtel ergriff und in die Luft hob. Es klang blechern, als die Brustplatte gegen den Torweg schepperte.
    »Vielleicht hast du mich nicht gehört, Sohn einer Schlampe!« zischte Druss. Der junge Mann schluckte.
    »Ich glaube, er ist in der großen Halle«, sagte er. »Herr!« setzte er rasch hinzu. Die Offiziere hatten bislang weder Kämpfe noch sonst eine Form von Gewalt erlebt, aber der junge Mann wußte instinktiv, daß die eiskalten blauen Augen eine Drohung enthielten. Er ist verrückt, dachte er, als der Alte ihn langsam wieder auf den Boden setzte.
    »Bring mich zu ihm und melde mich an. Ich heiße Druss. Glaubst du, du kannst dir das merken?«
    Der junge Mann nickte so heftig, daß ihm der roßhaargeschmückte Helm über die Augen rutschte.
    Wenige Minuten später schritt Druss in der großen Halle auf und ab. Er konnte seinen Ärger kaum noch unterdrücken. Ging so der Untergang eines Reiches vonstatten?
    »Druss, alter Freund, welche Freude für meine Augen!« Wenn schon der Zustand der Festung Druss erstaunte, so war er nun doppelt schockiert von der Erscheinung Graf Delnars, Hüter des Nordens. Gestützt auf einen jungen Offizier, wirkte er nicht einmal mehr wie der Schatten eines Mannes, der er vor kaum fünfzehn Jahren am Skeln-Paß gewesen war. Seine Haut spannte sich wie Pergament über den totenschädelgleichen Kopf, gelb und trocken; die Augen brannten hell und fiebrig in dunklen Höhlen. Der junge Offizier brachte ihn zu dem alten Krieger, und der Graf streckte ihm eine klauenartige Hand entgegen. Götter von Missael! dachte Druss. Er ist fünf Jahre jünger als ich!
    »Ich finde dich nicht bei guter Gesundheit vor, Graf«, sagte Druss.
    »Immer noch so unverblümt, wie ich sehe! Nein, du hast ganz recht. Ich sterbe, Druss.« Er tätschelte den Arm des jungen Offiziers. »Hilf mir in den Stuhl dort in der Sonne, Mendar.« Der junge Mann rückte den Stuhl zurecht. Als er saß, lächelte der Graf dankend und schickte ihn Wein holen. »Du hast den Jungen erschreckt, Druss. Er schlotterte mehr als ich – und ich habe allen Grund dazu.« Er hielt inne und begann, tief und bebend zu atmen. Seine Arme zitterten. Druss beugte sich vor, legte seine Riesenhand auf die zerbrechliche Schulter und wünschte, er könnte dem Mann Kraft einflößen. »Ich habe keine Woche mehr zu leben. Aber Vintar ist mir gestern im Traum erschienen. Er reitet mit den Dreißig und meiner Virae. Sie werden im

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