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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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tausend – die Legion – sind kampferprobte Krieger.«
    »Ärzte?«
    »Zehn, unter der Leitung von Calvar Syn. Erinnerst du dich noch an ihn?«
    »Ja. Ein Punkt auf der Habenseite.«
    Den Rest der Stunde fragte Druss den Grafen aus, und gegen Ende war er sichtlich geschwächt. Er fing wieder an, Blut zu husten, und schloß die Augen vor Schmerzen, die ihn regelrecht durchschüttelten. Druss stand auf. »Wo ist dein Zimmer?« fragte er. Doch der Graf war bewußtlos.
    Druss verließ die Halle, die kraftlose Gestalt des Hüters des Nordens auf den Armen. Er rief einen vorbeigehenden Soldaten an, ließ sich den Weg erklären und Calvar Syn rufen.
    Druss saß am Fußende des Bettes, als der ältere Arzt den Sterbenden untersuchte. Calvar Syn hatte sich kaum verändert. Sein rasierter Schädel glänzte noch immer wie polierter Marmor, und seine schwarze Augenklappe sah noch zerfetzter aus, als Druss sie in Erinnerung hatte.
    »Wie geht es ihm?« fragte Druss.
    »Wie soll es ihm schon gehen, alter Schwachkopf?« fuhr der Arzt ihn an. »Er liegt im Sterben. Er wird keine zwei Tage mehr am Leben bleiben.«
    »Wie ich sehe, hast du besonders gute Laune, Doktor«, sagte Druss grinsend.
    »Weswegen sollte ich gutgelaunt sein?« fragte der Arzt. »Ein alter Freund liegt im Sterben, und Tausende junger Männer werden ihm in den nächsten Wochen folgen.«
    »Vielleicht. Trotzdem tut es gut, dich wiederzusehen«, sagte Druss und erhob sich.
    »Aber es tut nicht gut, dich zu sehen«, erwiderte Calvar Syn mit einem Glitzern in den Augen und dem Anflug eines Lächelns. »Wo du auch hingehst, sammeln sich die Krähen in Scharen. Übrigens, wie kommt es, daß du so lächerlich gesund aussiehst?«
    »Du bist der Arzt – sag es mir!«
    »Weil du kein Mensch bist! Du bist in einer Winternacht aus Stein gehauen worden, und ein Dämon hat dir Leben verliehen. Jetzt verschwinde! Ich habe zu tun.«
    »Wo finde ich Gan Orrin?«
    »Hauptkaserne. Und jetzt geh!« Druss grinste und verließ das Zimmer.
    Dun Mendar holte tief Luft. »Du magst ihn wohl nicht, Doktor?«
    »Ihn mögen? Natürlich mag ich ihn!« fuhr der Arzt ihn an. »Er tötet sauber, Junge. Spart mir Arbeit. Und jetzt solltest du auch verschwinden.«
     
    Als Druss über das Exerzierfeld vor der Hauptkaserne ging, wurde ihm bewußt, daß die Soldaten ihn anstarrten und die Gespräche verstummten, wenn er vorbeiging. Er lächelte innerlich. Es hatte begonnen! Von jetzt an würde er sich keinen Moment mehr entspannen können. Niemals durfte er diesen Männern einen kurzen Blick auf Druss, den Menschen, erlauben. Er war die Legende. Der unbesiegbare Meister der Axt. Der unzerstörbare Druss.
    Er ignorierte die Grüße, bis er zum Haupteingang kam, wo zwei Wächter plötzlich Haltung einnahmen.
    »Wo finde ich Gan Orrin?« fragte Druss den ersten.
    »Dritte Tür rechts, fünfter Gang«, antwortete der Soldat strammstehend, die Augen starr geradeaus gerichtet.
    Druss marschierte hinein, fand das Zimmer und klopfte.
    »Herein!« sagte eine Stimme, und Druss trat ein. Der Schreibtisch war makellos aufgeräumt, das Büro spartanisch, aber gut eingerichtet. Der Mann hinter dem Schreibtisch war rundlich, mit sanften, dunklen Rehaugen. Er wirkte in den Gold-Epauletten eines Drenai-Gan seltsam verkleidet.
    »Bist du Gan Orrin?« fragte Druss.
    »Ja. Du mußt Druss sein. Komm näher, mein lieber Freund, und nimm Platz. Du hast den Grafen schon gesehen? Ja, natürlich. Natürlich hast du das. Ich nehme an, er hat dir von unseren Schwierigkeiten erzählt. Nicht einfach. Ganz und gar nicht einfach. Hast du schon gegessen?« Der Mann schwitzte und war sichtlich nervös. Er tat Druss leid. In seinem Leben hatte er schon unter zahlreichen Kommandanten gedient. Es waren viele gute Männer darunter gewesen, aber auch unfähige, dumme, eitle oder feige. Er wußte noch nicht, in welche Kategorie Orrin gehörte, aber er konnte ihm seine Probleme nachfühlen.
    Auf einem Tisch am Fenster stand eine Platte mit schwarzem Brot und Käse. »Darf ich mich bedienen?« fragte Druss.
    »Aber natürlich.« Orrin reichte ihm die Platte. »Wie geht es dem Grafen? Schlimme Sache. So ein guter Mann. Du bist ein Freund von ihm, nicht wahr? Wart beide in Skeln zusammen. Wunderbare Geschichte. Inspirierend.«
    Druss aß langsam und genoß das kräftige Brot. Auch der Käse war gut, weich und voll im Geschmack. Er überdachte sein ursprüngliches Vorhaben, Orrin hart anzufassen, indem er ihm den Zustand der Dros, die

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