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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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schicken und so schnell wie nur möglich aus seinem Herrschaftsbereich zu verschwinden.
    Rek hatte Wert darauf gelegt, alles über die Karawanen und deren Routen zu erfahren, die durch Graven kamen. Seide, Juwelen, Gewürze, Sklaven, Vieh. In Wahrheit hatte er nicht den geringsten Wunsch, dieses Wissen mit jemandem zu teilen. Nichts wäre ihm lieber, als in Ruhe durch Graven zu reiten und zu wissen, daß das Schicksal der Karawanen in den Händen der Götter lag.
    Die Hufe des Wallachs machten auf dem Schnee kaum Geräusche, und Rek ließ ihn langsam gehen, damit verborgene Wurzeln das Pferd nicht zum Stolpern brachten. Die Kälte begann, durch seine Kleidung zu kriechen, und schon bald fühlten sich seine Füße in den Hirschlederstiefeln steifgefroren an. Er holte sich ein Paar Schaffellhandschuhe aus seinem Gepäck.
    Das Pferd trottete weiter. Gegen Mittag hielt Rek an, um ein kurzes, kaltes Mahl einzunehmen. Er pflockte den Wallach an einem zugefrorenen Wasserlauf an; dann schlug er mit seinem starken ventrischen Dolch ein Loch in das Eis, damit das Tier trinken konnte. Er klopfte ihm den langen Hals, und sofort fuhr der Kopf des Braunen mit entblößten Zähnen hoch. Rek sprang zurück und fiel in eine tiefe Schneewehe. Dort blieb er für einen Moment liegen; dann lächelte er.
    »Ich wußte doch, daß du mich nicht magst«, sagte er. Das Pferd sah ihn an und schnaubte.
    Als er wieder aufsteigen wollte, fiel Reks Blick auf die Hinterhand des Pferdes. Tiefe Peitschennarben zeigten sich dort.
    Sanft fuhr er mit der Hand darüber. »So«, sagte er, »jemand hat dich also durchgepeitscht, Narzisse? Aber deinen Willen haben sie nicht gebrochen, was, Junge?« Er schwang sich in den Sattel. Mit etwas Glück, schätzte er, hatte er den Wald in fünf Tagen hinter sich.
    Knorrige Eichen mit krummen Wurzeln warfen geheimnisvolle dunkle Schatten über den Pfad, und der Nachtwind ließ die Zweige wispern, als Rek den Wallach tiefer in den Wald lenkte. Der Mond ging über den Bäumen auf und warf geisterhaftes Licht auf den Pfad. Mit klappernden Zähnen begann er, einen guten Lagerplatz zu suchen, den er nach einer Stunde in einer flachen Senke an einem eisbedeckten Tümpel fand. Er baute in ein paar Büschen einen Unterstand, um das Pferd vor dem schlimmsten Wind zu schützen, und errichtete dann ein kleines Feuer neben einer umgestürzten Eiche und einem großen Felsen. Windgeschützt in der Wärme, die von dem Felsen zurückstrahlte, braute Rek Tee, um damit das getrocknete Fleisch hinunterzuspülen. Dann zog er sich eine Decke um die Schultern, lehnte sich gegen die Eiche und beobachtete die tanzenden Flammen.
    Ein ausgemergelter Fuchs steckte seine Schnauze aus einem Busch und starrte auf das Feuer. Aus einem Impuls heraus warf Rek ihm einen Streifen Trockenfleisch zu. Das Tier blickte unablässig zwischen dem Mann und dem Bissen hin und her, bevor es aus seiner Deckung schoß und sich das Fleisch schnappte. Dann verschwand es im Dunkeln. Rek streckte seine Hände dem Feuer entgegen und dachte an Horeb.
    Der untersetzte Gastwirt hatte Rek aufgezogen, nachdem sein Vater im Norden in den Kriegen gegen die Sathuli getötet worden war. Ehrlich, treu, stark und zuverlässig – das alles war Horeb. Und er war freundlich, ein wahrer Fürst unter den Menschen.
    Rek war es gelungen, Horeb in einer unvergeßlichen Nacht etwas zurückzuzahlen, als drei vagrische Deserteure ihn in einer Gasse unweit der Schänke angegriffen hatten.
    Glücklicherweise hatte Rek getrunken, und als er zuerst den Klang von Stahl auf Stahl hörte, war er vorangestürmt. In der Gasse kämpfte Horeb eine verlorene Schlacht. Sein Küchenmesser war keine ebenbürtige Waffe für die Schwerter der drei. Doch der alte Mann war Krieger gewesen und bewegte sich geschmeidig. Rek war wie erstarrt auf dem Fleck stehengeblieben; sein eigenes Schwert war vergessen. Er versuchte, sich vorwärts zu bewegen, aber seine Beine verweigerten ihm den Gehorsam. Dann durchdrang ein Schwert Horebs Abwehr und riß eine große Wunde in sein Bein.
    Rek hatte geschrien, und dieser Klang hatte ihn von seinem Schrecken befreit.
    Das blutige Scharmützel war in wenigen Momenten vorüber. Rek setzte den ersten der Angreifer mit einem Hieb quer über die Kehle außer Gefecht, parierte einen Stoß des zweiten und drängte den dritten mit der Schulter gegen die Mauer. Vom Boden aus packte Horeb diesen dritten Angreifer und erstach ihn mit seinem Küchenmesser. Der zweite Mann flüchtete

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