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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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müssen, die ihm gestatteten, die Dros zu verlassen. Aber Culs konnten nicht einfach ihren Abschied nehmen – nur die Klasse der Duns konnte eine Festung während eines Krieges verlassen.
    »Nun denn, viel Glück, Dun. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
    »Ja! Bald.«
    Das war zwei Jahre her. Gan Jovi war durch einen Schwerthieb umgekommen, und einige von Reks Mitoffizieren waren in den Sathulikämpfen getötet worden. Von den einzelnen Culs hatte er nichts gehört.
    Die Tage vergingen – kalt, düster, aber gnädigerweise ereignislos, bis zum Morgen des fünften Tages, als er auf einem hochgelegenen Pfad an einer Gruppe von Ulmen vorbeikam. Dort hörte er das Geräusch, das er am meisten haßte, das Klirren von Stahl auf Stahl. Doch aus irgendeinem Grund gewann seine Neugier die Oberhand über seine Angst. Er pflockte das Pferd an, schwang sich den Köcher auf den Rücken und legte eine Sehne auf den Hornbogen. Dann arbeitete er sich vorsichtig durch den schneebedeckten Wald voran. Er bewegte sich lautlos, katzengleich, bis er an eine Lichtung kam. Kampfgeräusche hallten dort wider.
    Eine junge Frau in einer Rüstung aus Silber und Bronze stand mit dem Rücken gegen einen Baum und wehrte verzweifelt den vereinten Angriff dreier Gesetzloser ab. Es waren untersetzte, bärtige Männer, die mit Schwertern und Dolchen bewaffnet waren. Die Frau hatte eine schlanke Klinge, ein tanzendes, zuckendes Rapier, das mit erschreckender Geschwindigkeit schnitt und zustieß.
    Die drei, die bestenfalls schwerfällige Schwertkämpfer waren, behinderten sich gegenseitig. Einer schrie auf, als das Rapier seinen Unterarm streifte.
    »Nimm das, du Mistkäfer«, rief das Mädchen.
    Rek lächelte. Sie war keine Schönheit, aber kämpfen konnte sie.
    Er legte einen Pfeil auf die Sehne und wartete auf den richtigen Moment zum Schießen. Das Mädchen duckte sich unter einem hinterhältigen Hieb und stieß ihre Klinge durch das Auge des Angreifers. Als er aufschrie und stürzte, wichen die beiden anderen zurück. Sie waren jetzt wachsamer, trennten sich, um von beiden Seiten anzugreifen. Das Mädchen hatte diesen Moment gefürchtet, denn es gab keine Verteidigungsmöglichkeit, nur Flucht. Ihr Blick schoß von einem zum anderen. Nimm den Großen zuerst, vergiß den anderen und hoffe, daß sein erster Hieb nicht tödlich ist. Vielleicht konnte sie ja beide mitnehmen.
    Der Große bewegte sich nach links, während sein Kamerad nach rechts schwenkte. In diesem Moment schoß Rek, der auf den Rücken des Gesetzlosen gezielt hatte. Der Pfeil drang durch den linken Schenkel des Mannes. Rasch legte er einen zweiten Pfeil auf, als der verblüffte Mann herumfuhr, Rek erblickte und haßerfüllt schreiend auf ihn zuhinkte.
    Rek zog die Sehne zurück, bis sie seine Wange berührte, hielt den linken Arm straff und ließ den Pfeil los.
    Diesmal gelang der Schuß etwas besser. Er hatte auf die Brust gezielt – das größtmögliche Ziel –, doch der Pfeil flog zu hoch, und jetzt lag der Gesetzlose auf dem Rücken, der schwarze Schaft ragte aus seiner Stirn, und Blut strömte in den Schnee.
    »Du hast dir Zeit gelassen, dich hier einzumischen«, sagte das Mädchen kühl, trat über den Körper des dritten Gesetzlosen hinweg und wischte ihre schlanke Klinge an seinem Hemd sauber.
    Rek riß seinen Blick vom Gesicht des Mannes los, den er gerade getötet hatte. »Ich habe dir das Leben gerettet«, sagte er, eine wütende Antwort unterdrückend.
    Sie war groß und gutgebaut – fast männlich, dachte Rek. Ihr Haar war lang, mausblond und ungekämmt. Sie hatte blaue Augen, die tief unter dichten Brauen lagen, die ihr unstetes Temperament verrieten. Ihre Figur war durch das silberne Kettenhemd und die bronzenen Schulterpolster nicht zu erkennen, und ihre Beine steckten in formlosen grauen Wollhosen, die mit Lederbändern an den Oberschenkeln befestigt waren.
    »Was starrst du so?« wollte sie wissen. »Noch nie eine Frau gesehen?«
    »Na, das beantwortet zumindest die erste Frage«, sagte er.
    »Was soll das heißen?«
    »Daß du eine Frau bist.«
    »Ach, sehr komisch!« Sie hob eine Schaffellweste auf, die unter dem Baum lag, klopfte den Schnee ab und schlüpfte hinein. Sie trug nichts dazu bei, ihre Erscheinung zu verbessern, dachte Rek.
    »Die Kerle haben mich überfallen«, erklärte sie. »Haben mein Pferd getötet, diese Bastarde! Wo ist dein Pferd?«
    »Deine Dankbarkeit überwältigt mich«, antwortete Rek mit einem zornigen Unterton. »Das sind

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