Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
vorsichtig nach rechts und links. Kex Abwesenheit ließ ihn deutlich anwachsen. Mit nun geschwellter Brust trat er Petel entgegen. Dieser wich in Richtung Fenster zurück, flüchtete dann über die Brüstung des kleinen Balkons. Im dritten Stock ziemlich unbedacht, dies fiel Petel allerdings erst auf, als er bereits über der Kante hing und sich krampfhaft an die Brüstung klammerte.
„Wolltest du dich etwa an der Königin vergeh …“
Polternde Schritte hinter ihm ließen Kirai herumfahren. Es war nicht Kex, erleichtert atmete Kirai aus. Königin Isi quiekte kurz auf und trat zurück in den Schrank. Im nächsten Moment landete die Faust des Königs in Kirais Gesicht.
„Ich wusste doch, dass du mich betrügst!“, schrie der König wütend, „Macht es Spaß mit meiner Frau zu vögeln?“
Er prügelte dabei weiter auf Kirai ein. Dieser war längst zu Boden gegangen, kauerte sich zusammen, hielt sich schützend die Arme über den Kopf, versuchte so der Wucht der Schläge zu entgehen. Viel half es nicht. Dabei wimmerte und winselte er.
„Warte nur, ich reiß dir deinen Schwanz heraus! Du wirst ihn nicht mehr in meine Frau stecken!“, brüllte der König.
„Hör auf, du schlägst ihn tot“, bettelte Isi.
„Halt dein Maul, du Hure! Zu dir komme ich noch!“, schrie ihr der König entgegen und drosch weiter auf den nun reglos am Boden liegenden Kirai ein.
Isi nahm eine große Vase in beide Hände, stemmte sie mit Mühe nach oben und ließ sie dann auf den Kopf des Königs sausen. Die Vase zerbrach, der Schädel des Königs knackte vernehmlich. Dann sackte der König nach vorn, Blut lief aus Mund und Nase. Unterdessen mühte sich Petel über die Brüstung zurück auf den Balkon. Just im Moment als er sich über das Geländer schwingen wollte, hackte die Königin mit einem kleinen Kerzenständer auf seine Hände ein. Er verlor den Halt und fiel.
Alte Fehde
Den zweiten Tag knarzte der große Fahrstuhl nun schon im Dauereinsatz und noch immer waren nicht alle in der Einöde angekommen. Ein paar provisorisch errichtete Unterstände schützten jene, die bereits unten warteten vor der gleißenden Sonne. Kex rang mehr als einmal mit dem Gedanken, einfach nach oben zurückzukehren, zurück in die Stadt. Hatte der Irrsinn dort vielleicht schon ein Ende, gingen die Menschen bereits wieder ihrer gewohnten Routine nach? Doch stets entschied er sich, zu bleiben, Nomo zuliebe. In der Mittagshitze zog sich Kex regelmäßig in den kühlen Keller neben der Holzhütte zurück. Lange geheim halten, konnte er sein kleines Versteck nicht. Mittlerweile drängten sich viele Stadtbewohner in den schmalen Gängen. Einige transportierten sogar die Artefakte und Schriftreste der Alten nach draußen. So schafften sie mehr Platz.
„Auf was warten wir überhaupt“, fragte ein Mann neben Kex.
„Jemand hat gesagt, wir werden mit Bussen abgeholt“, antwortete ein anderer.
„Busse? Da draußen ist doch nicht einmal eine Straße. Es gibt doch nur Staub und diesen Fahrstuhl aus der Steinzeit“, sagte der erste Mann.
„Gehört wohl zum Flair dieses Abenteuerurlaubs. Soll eben echt wirken“, sagte wieder ein anderer.
„Urlaub? Wim Kluge will ins Institut. Anstatt ständig neue Nanosonden mit noch gefährlicheren Nebenwirkungen zu entwickeln, braucht es erst einmal eine Lösung für das Problem der heteronomen Schizophrenie. Georg Waldberger hat diese Krankheit in die Welt gesetzt, wir alle werden ihn dazu zwingen, sie wieder zu beseitigen“, erwiderte der erste Mann.
„Wim Kluge will die Nanosonden abschaffen, dass ich nicht lache. Er hat sie doch selbst jahrelang mit entwickelt. Wahrscheinlich will er sich nur an die Spitze des Instituts setzen, diese Wissenschaftler sind doch allesamt so versessen auf ihren Erfolg. Und wir helfen ihm auch noch dabei. Ohne mich, sage ich da nur“, widersprach ein weiterer Mann.
„Er hat immerhin seine Kinder durch diese Krankheit verloren …“, meinte der erste Mann noch einmal.
„Kann man einen Junkie mit Drogen heilen … Wieso sollte ein Wissenschaftler etwas aus der Welt schaffen, das er selbst verursacht hat? Ich würde mich da eher auf jene verlassen, die mit dem Fortschritt etwas vorsichtiger umgehen“, fiel ihm eine Frau ins Wort.
„Ach, sprechen Sie etwa von den Naturalisten? Was haben die mit ihren Bomben denn bisher erreicht? Durch die Straßen patrouillieren mittlerweile Drohnen, überall entstehen Sicherheitszonen, ständig muss man sich ausweisen. Wenn man nicht
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