Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
nicht gelogen“, rief Ker, trat einen Schritt vor und knallte den Schaft seines Speers vor sich auf den Boden.
„Ich habe einen leeren Magen, meine Geduld ist am Ende! Ihr werdet Euch verantworten …“
Ein deutlich vernehmbares Stöhnen vom Bett her unterbrach Sleem. Er drehte sich sofort um und eilte zurück ins Zimmer. Beo und Ker folgten ihm.
„Mo! … Was habt Ihr mit ihr gemacht?“, verlangte Beo zu wissen.
Ker rannte zum Bett, baute sich dort schützend vor Mo auf und hielt einem sichtlich überraschten Sleem die Speerspitze vor das Gesicht. Auch Beo eilte zum Bett, fühlte Mos Stirn und untersuchte ihren Körper nach Wunden. Sie fand keine. Langsam fing sich Sleem wieder, er stemmte die Fäuste in die Hüften. Damit wirkte er nun beinahe dreimal so breit wie Ker.
„Lasst mich zu ihr!“, verlangte er, „Sie braucht meine Hilfe“
„Was sie braucht ist etwas zu trinken und ein feuchtes Tuch. Sie hat Fieber. Wenn Ihr Mo wirklich helfen wollt, dann besorgt mir Wasser“, entgegnete Beo.
„Das Dienstmädchen ist längst überfällig, es gab noch nicht einmal Frühstück“, lamentierte Sleem.
„Wart Ihr nicht bei der Hochzeit? Wisst Ihr gar nicht was passiert ist? Auf die Dienstmädchen würde ich mich nicht verlassen. Ker, geh und suche Wasser“, verlangte Beo.
Ker funkelte Sleem böse an.
„Aber was ist mit dem? Er könnte Euch …“, begann Ker.
„Keine Widerrede, Ker. Mo benötigt jetzt Wasser dringender als deinen Speer. Suche die Küche, dort muss es Wasser geben. Solltest du heißes Wasser finden nimm das. Und packe alle Kräuter ein, die sicher da herumhängen. Vielleicht ist etwas Nützliches darunter“, fiel ihm Beo ins Wort.
„Die Küche ist im unteren Geschoss, die Treppe hinunter, dreimal links, dann rechts durch die kleine Tür den Gang entlang …“
Sleem stockte als Mo erneut stöhnte.
„Nun, meine einzige Liebe benötigt meine Hilfe. Ungern lasse ich sie in Eurer Obhut, aber meine Fähigkeiten in den Künsten der Medizin sind leider begrenzt. Man kann kein Experte auf allen Gebieten sein. Ich werde Euch zur Küche führen, Junge. Den Gang entlang. Geht nur voran … Bevor Ihr noch stolpert und mir diesen Speer in den Rücken rammt“, sagte er dann.
***
Petel steckte sich ein paar glitzernde Ketten und Ringe in seine Tasche. Zumindest dafür hatte sich sein Abstecher in das Schlafgemach der Königin gelohnt. Ansonsten aber entsprach es überhaupt nicht den Erzählungen aus den Tavernen, eine Enttäuschung. Natürlich, das Bett maß wohl mehr als zwei Meter und dies in der Länge wie in der Breite. Damit reichte es für drei oder vier Personen, sicher beeindruckend. Aber nirgends entdeckte Petel Geräte fürs Liebesspiel. Es gab nicht einmal Spiegel, mal abgesehen von dem mickrigen, schon ein wenig eingetrübten Ding auf der Kommode. Dabei munkelte man doch von einem ganzen Regal voll mit diversen Utensilien. Exotische Federbüsche, prickelnder als jede Berührung. Dinge in verschiedenen Formen und Größen, die sich Frau oder vielleicht auch Mann in gewisse Öffnungen stecken konnten. Knappe Kleider, die mehr zeigten als verhüllten. Fesseln oder auch Peitschen, wobei sich Petel nicht so recht vorstellen konnte, was die bei einem Liebesspiel zu suchen hatten. Ja, sogar eine Schaukel sollte von der Decke hängen. Die mit einem Vorhang abgetrennte Nische für die Musikanten konnte Petel ebenfalls nirgends entdecken. Stattdessen stand da nur dieses eher gewöhnliche Bett. Es machte einen sehr alten Eindruck, sicher ein Artefakt der Alten. Ob man darin besser schlief? Mit ausgebreiteten Armen ließ sich Petel rückwärts darauf fallen. Das Bett gluckste, Petel schwabbelte einige Male hin und her. Sonderlich bequem fand er dies nicht. Zudem war es fürchterlich kalt. Selbst der nackte Boden im Versteck der Diebe erschien Petel angenehmer. Das Quietschen der Schranktür schreckte Petel auf.
„Hallo? Hast du dich endlich beruhigt?“, fragte eine zaghafte Frauenstimme.
Petel richtete sich auf, antwortete aber nicht. Die Schranktür öffnete sich weiter, zwischen den Kleidern lugte Königin Isis Kopf hervor. Als sie Petel sah, räusperte sie sich kurz und trat dann resolut und mit betont erhobenem Kopf aus dem Schrank heraus.
„Wer seid Ihr? Was macht Ihr in meinem Schlafgemach?“, verlangte sie zu wissen.
„Er ist ein dreckiger Dieb“, erklang eine Stimme vom Eingang her, bevor Petel selbst antworten konnte.
Kirai schlich leicht geduckt ins Zimmer, schaute
Weitere Kostenlose Bücher