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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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vielen Menschen auf der Straße versprachen einsame Wohnhäuser. Sicher war die eine oder andere Hausfrau, ein Dienstmädchen, unachtsam genug, Kleider unbeaufsichtigt zum trocknen aufgehängt zu haben. Kex musste nicht lange suchen, ein einsamer Balkon, über dessen Geländer einige Hosen und Hemden hingen, erregte seine Aufmerksamkeit. Nur Augenblicke später kratzte die neue Kleidung auf Kex Haut. Einfache Dienstkleidung – er befand sich im Handwerkerviertel –, schlicht, unauffällig und sauber, genau richtig. Ein gutes Gefühl, er war zurück im Leben. Er blickte nach Osten, da, wo der Marktplatz eine deutlich sichtbare Lücke zwischen den Dächern hinterließ. Sein nächstes Ziel, Kex Magen verlangte nach etwas anderem als Würmern und Käfern.
    ***
    In der Nähe des Podestes drängten sich die Menschen besonders dicht. Vor Nomo baute sich eine schier undurchdringliche Mauer aus Körpern auf. Doch die Menge befand sich ständig in Bewegung, jeder versuchte, einen besseren Platz zu bekommen. Einige Kinder krochen gar zwischen den Beinen herum. Immer wieder drängelten sich einzelne, meist kräftiger Männer nach vorn, begleitet von bösen Blicken und einigen Schimpftiraden. Im Schatten jener Forschen, nutzten andere die aufgerissenen Lücken aus. So hatte es auch Nomo bis hierher geschafft. Nur wenige schienen das Podest nicht als ihr Ziel zu haben. Gerade eben stieß ein junger Mann Nomo an, drückte sie zur Seite, als er sich an ihr vorbei zwängte. Seine Kleidung roch nach frischer Seife, er selbst nach altem Schweiß. Irgendwie vertraut. Sein Weg führte ihn an den Rand des Marktplatzes. Nach einigen Metern blickte er sich um, für einen kurzen Moment sah Nomo sein unverhülltes Gesicht. Kex? Im nächsten Augenblick verschwand er zwischen den Leuten. Nomo versuchte, ihm zu folgen, doch sie wurde mit der Menge davon gespült. Sie kämpfte dagegen an, reckten ihren Hals, den jungen Mann fand sie nicht mehr. Schließlich gab sie mit einem traurigen Seufzer auf.
    ***
    Kex kämpfte sich unter vollem Einsatz seiner Ellenbogen durch die Besucher des Marktplatzes hin zum Rand. Das Gedränge erleichterte ihm die Arbeit, jeder wurde ständig von irgendjemandem angestoßen oder zur Seite geschoben. Ein Griff in fremde Taschen fiel da nicht weiter auf. Inzwischen hatte Kex sich in genug Geldbeuteln bedient, es reichte für ein wirklich opulentes Mahl, sogar in einem der besseren Gasthäuser der Stadt. Zeit sich zurückzuziehen. Zwar konnte er niemanden der alten Bande entdecken, auch von Esrin fehlte bisher jede Spur, doch man sollte sein Glück nicht überstrapazieren. Eine derartige Gelegenheit auf gute Beute ließ sich der alte Stinkstiefel garantiert nicht entgehen. Und für eine Begegnung mit Esrin fühlte sich Kex noch nicht stark genug. An seine Zukunft mochte Kex ohnehin nicht denken, genoss er doch gerade erst seine wiedergewonnene Freiheit. Warum sich dieses Gefühl mit Sorgen zerstören. Sein Weg führte ihn weg vom Markt, hinein ins Händlerviertel. Wieso es ihn gerade hierhin trieb, wusste er nicht. Vor einem kleinen Gasthaus blieb er stehen. Hier hatte er früher mit den Jungs immer besonders erfolgreiche Raubzüge gefeiert. Es war nicht gerade exklusiv, aber gemütlich und sauber. Das Essen schmeckte hier hervorragend, das Bier auch. Also trat Kex ein. Insgeheim hoffte er wohl auch, das eine oder andere bekannte Gesicht zu sehen. Gleich am Eingang griff eine Hand nach Kex Geldbeutel. Wie unverfroren, einen Dieb bestehlen zu wollen. Ehe es sich der Dieb versah, wurde er von Kex an die Wand neben der Tür gepresst.
    „Petel! Deine ungeschickten Drahtfinger werden dich noch einmal ins Grab bringen“, zischte Kex und ließ von seinem ehemaligen Kumpan ab, „Sind noch mehr von der Bande hier?“
    „Wenn ihr euch prügeln wollt, geht ihr besser auf die Straße!“, warnte sie der beleibte Wirt, der eben ein paar volle Bierkrüge vorbeischleppte.
    Für einen Moment musterte Petel Kex mit aufgerissenen, misstrauischen Augen. Ob er Kex dabei für eine Bedrohung oder schlicht ein Gespenst hielt, konnte Kex nicht ausmachen.
    „Die Bande gibt es nicht mehr, ich bin allein“, antwortete Petel schließlich, „Und du bist eigentlich tot“
    Offensichtlich hatte sich Petel für das Gespenst entschieden, mit einem Gespenst konnte man reden, vor einer Bedrohung lief man davon. Kex ignorierte Petels Bemerkung über sein Ableben – schließlich hatte dazu tatsächlich nicht viel gefehlt –, vielmehr legte er

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