Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
überholte.
„Hier entlang, geschwind, geschwind“, flüsterte der alte Zausel.
Sie wanderten für Stunden. Dieser Teil der Katakomben war Kex völlig neu. Sie kamen in Keller, vollgestopft mit Kabeln, Rohren und Maschinen der Alten. Manche Räume und Gänge waren hell erleuchtet, andere lagen in diffusem Halbdunkel, die meisten aber waren so finster wie der überwiegende Rest der Katakomben. Einige wenige Maschinen brummten leise vor sich hin. An anderen blinkten winzige rote Lichter. Immer wenn sich Kex einer der Maschinen neugierig näherte, zog ihn Pst schnell weiter.
„Maschinen der Alten nicht anfassen. Töten Jungen! Gefährlich wie Menschenfresser“, quetschte er dann stets zwischen Zähnen und Zeigefinger hervor.
Letztlich blieb Pst an einer Kreuzung zweier Gänge stehen. Unschlüssig blickte er den einen Gang entlang ins Dunkel. Der Gang mündete nach wenigen Metern in einen größeren Tunnel. Kex sah dort einige kleine Funken am Boden aufblitzen. Ein deutlicher Luftzug blies ihnen entgegen.
„Müssen wir da entlang?“, fragte Kex.
„Pst weiß nicht mehr. Pst hat vergessen“, antwortete Pst
„Du hast nur Angst. Du willst mir den Weg nicht zeigen, weil du Angst hast“, entgegnete Kex.
Von Ferne rumpelte die stählerne Schlange. Jemand rief Kex Namen. Wahrscheinlich bildete sich das Kex aber nur ein. Ohnehin ratterte die Schlange jetzt so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Die Schlange zischte vor ihnen im Tunnel vorbei. Pst rannte plötzlich den Gang entlang, dem Rattern hinterher. Kex hatte Mühe, ihm zu folgen. Sie erreichten die Schienen, vor ihnen entfernte sich die stählerne Schlange schnell. Die Augen des Ungetüms leuchteten dabei rot. Auf einem schmalen Sims an der Wand des Tunnels folgten sie ihr. Dann wurde die Schlange langsamer, wartete auf sie. Die Schlange sprach, Worte der Alten, die Kex aus der Entfernung nicht verstehen konnte. Waren die Alten gar keine Menschen? Waren es derartige Monster aus Stahl? Der Sims wurde breiter, der Tunnel öffnete sich zu einer Halle. Kex bemerkte es nicht sofort, aber er war schon einmal hier gewesen, als kleiner Junge auf der Suche nach Artefakten für Chak. Aber Erinnerungen sind trügerisch, die Details verschwimmen schnell, vielleicht glich diese Halle der aus Kex Kindheit auch nur. Zumindest zeigte der Rumpf der Schlange wie damals Löcher, Türen, und daran erinnerte sich Kex genau. Durch eine dieser Türen verschwand gerade Pst.
„Pst guter Mann. Pst bringt dir Sohn zurück, hat Jungen vor Menschenfressern gerettet. Pst Jungen die Stadt zeigen. Pst hat Angst um Jungen, böse Menschen warten in der Stadt, schlimmer als Menschenfresser. Vor Menschenfressern Pst kann dich und Jungen verstecken, vor bösen Menschen in der Stadt nicht. Keine Angst, Pst nur Jungen den Weg zeigen. Pst lässt dich nicht allein“, murmelte Pst aus dem Inneren der Schlange.
Als Kex ebenfalls in den Rumpf des Ungetüms einbog, schrak er erst einmal zurück. Pst hockte unweit der Tür neben einem Skelett. Auch hier blitzten Kex Erinnerungen auf, bei seinem ersten Besuch hatte jene Leiche noch Fleisch auf ihren Knochen.
„Schau unser Sohn. Kam von oben gefallen, kein Menschenfresser. Aber vielleicht Junge geschickt von bösen Menschen aus der Stadt, gekommen, um dich und Pst zu holen“
Pst stand auf, stellte sich heftig zitternd vor das Skelett, den angewinkelten Zeigerfinger zwischen seinen Zähnen. Die Augen aufgerissen starrte er panisch auf Kex. Kex hob beschwichtigend die Hände und trat noch einen Schritt zurück.
„Mich hat niemand geschickt“, sagte er.
Plötzlich redete die Schlange wieder, mit der Stimme einer Frau. Es klang angenehm, freundlich. Dennoch zuckte Kex leicht zusammen. Pst starrte immer noch auf Kex, schien die Stimme gar nicht wahrzunehmen. Zwar hatte Chak Kex einst die Sprache der Alten gelehrt, doch das schien Ewigkeiten her. Kex verstand nur einige der Worte.
„…Richtung … Straße bitte einsteigen …“
Dann wechselte die Stimme, es war eine andere Frau. Was sie sagte erschien Kex völlig fremd. Ein ohrenbetäubender Piepton setzte ein, Kex hielt sich die Ohren zu. Pst schrie währenddessen auf. Die Tür schloss sich. Kex wollte noch hinausrennen, doch es war bereits zu spät. Die Schlange hatte sie gefressen und setzte sich in Bewegung. Das Piepen hörte auf. Krampfhaft klammerte sich Kex an einer Stange fest, Pst schrie noch immer. Das Ungetüm der Alten bewegte sich schneller und schneller,
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