Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
Ein einsamer Ort, Gerüchte, Isi lasse ungebetene Gäste in die Grube werfen, sorgte dafür. Die Geräusche wimmernder Frauen aus dem Inneren der Laube ließen Sleem alle Vorsicht vergessen und er trat ein. Dabei stolperte er beinahe über Mo und das Zimmermädchen. Kaum hatte er den ersten Schreck überwunden, ging er neben Mo in die Knie, rüttelte sie sanft, dann stärker. Sie rührte sich nicht. Einige Tränen schossen in seine Augen. Er legte sein Ohr an ihre Brust, ihr Herz schlug noch. Sleem seufzte erleichtert. Mühsam schob er seine Arme unter ihren Körper, hievte Mo mit einer gewaltigen Kraftanstrengung auf seine Schulter, erhob sich. Er keuchte, Blut sammelte sich in seinem Gesicht, doch letztlich stand er. Sein Weg führte den Hügel hinab, zum Glück hinab. Die Beine waberten wie Gummi, doch er erlaubte ihnen nicht nachzugeben. Schritt für Schritt, Meter um Meter. Sleem erreichte den Rand der Gärten, eine Wachpatrouille blieb verwundert stehen.
    „Ihr … ihr da“, quetschte Sleem hervor und brach zusammen.
    Die Wachmänner nahmen ihm Mo von der Schulter, halfen ihm wieder auf die Beine. Er deutete ihnen den Weg, zum Sprechen fehlte ihm die Luft. Einer der Wachmänner trug Mo, der andere stützte Sleem. Die kleine Gruppe zog einige erstaunte Blicke auf sich, blieb jedoch unbehelligt. Die Palastwache kümmerte sich bereits, kein Grund zur Sorge. Letztlich schafften sie es bis in Sleems Gemächer. Der Wachmann legte Mo auf das Bett, Sleem selbst sank in einen Sessel. Mit seinen letzten Worten schickte er seinen Kammerdiener nach einem Heiler, dann schlief er völlig erschöpft ein.
    ***
    „Mo ist noch immer nicht zurückgekehrt. Langsam mache ich mir Sorgen“, sagte Beo.
    Zemal und Ker hatten sich in ihrem Zimmer eingefunden, allein kamen sie sich verloren vor. Die Zimmer waren weit größer und besser ausgestattet als jene in der Stadt, an der untätigen Langeweile, die Zemal empfand, änderte dies nichts. Diese Stadt mit ihren Häusern erdrückte ihn. Tatsächlich hatte eine Frau – wohl so etwas wie eine Dienende – Mo bereits vor Stunden zur Königin gebracht. Der komische dicke Mann war ihnen gefolgt, Zemal hatte es aus dem Fenster beobachtet.
    „Ich kann diese Königin nicht leiden. Wenn mich ihre Söhne noch einmal anfassen, spieße ich sie auf!“, sagte Ker.
    „Es sind nur ungezogene Kinder und du bald ein erwachsener Mann. Und erwachsene Männer spießen keine Kinder auf“, entgegnete Beo.
     „Ich werde nach Mo suchen gehen“, entschloss sich Zemal.
    „Ich will mit“, rief Ker.
    „Du bleibst hier bei mir“, entschied Beo, „Sonst spießt du da draußen wirklich noch jemanden auf. Außerdem mag ich nicht allein hier warten. Habe ich nicht ein wenig Gesellschaft verdient?“
    Ker zog die Mundwinkel nach unten, erwiderte aber nichts.
    Kurze Zeit später verließ Zemal das Haus, der bewaffnete Mann am Ausgang schaute zwar misstrauisch, hielt ihn jedoch nicht auf. Zemal nahm den Weg, den auch Mo gegangen war. Die Sonne stand hoch am Himmel, doch sie brannte hier nicht annähernd so heiß wie in der Einöde. Ob es an den vielen Pflanzen hier lag? Wo nahmen sie nur das viele Wasser her, das sie zu ihrem Gedeihen benötigten? An, besser gesagt unter einer besonders großen Pflanze blieb Zemal stehen, schaute nach oben. Er schätzte die Höhe der Pflanze auf mehrere Dutzende Meter. Erinnerungen der Alten drängten in sein Bewusstsein, flüsterten Worte wie Baum, Pinie oder Wald. Einige Bilder ganzer Ansammlungen derartiger Pflanzen überlagerten sein Blickfeld. Zemal schob sie entschieden beiseite. Um den Stamm der Pflanze wand sich eine schmale Treppe zu einer kleinen Plattform hoch über Zemals Kopf. Zemal balancierte die Treppe nach oben, sie schien eher für Kinder, nicht für Erwachsene gemacht. Er wurde mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Hinter der Mauer, die diesen Bezirk umgab, zwängten sich die Häuser der Stadt. Einige Dächer schimmerten bläulich oder violett. Jenseits der Siedlung, am Rand der Klippe, drehten sich einsam drei Windräder.
    Schätzungsweise neunzig Meter Durchmesser, Leistung etwa zwei Megawatt für jedes der Räder. Lächerlich verglichen mit dem Sonnenkraftwerk und ein hässlicher Anblick obendrein. Dabei lieferte das Sonnenkraftwerk genügend Energie, bereits jetzt in der Erprobungsphase. Man bräuchte diese Anlagen nicht mehr, könnte sie aus der Landschaft tilgen. Doch es gab inzwischen genügend Nostalgiker, die an ihnen festhielten. Sein Kopf

Weitere Kostenlose Bücher