Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
würde es wohl die nächsten hundert Jahre nicht mehr geben. Wer sich heute richtig anstrengte, hatte vielleicht für den Rest seines Lebens ausgesorgt. Einen kleinen Teil der Beute lieferte dabei jeder an Kex ab, er musste nicht einmal selbst in fremde Taschen greifen. Zusammen mit dem, was er sich bisher bereits zur Seite gelegt hatte, könnte er sich ein schönes Leben machen. Sicher auch in den fernen Landen, sicher auch zusammen mit Nomo. Doch der Gedanke machte ihm Angst. Er hatte sich eingerichtet, die letzten Monate, sein Leben lief gut. Der Erfolg und die Anerkennung in noch nie dagewesenem Maße schmeichelten seinem Ego. Wie konnte er dies einfach so aufgeben, davon ziehen in eine ungewisse Zukunft. Die fernen Landen, er wusste nicht einmal wo diese lagen, in welche Richtung sie gehen müssten. Noch absurder erschien die Vorstellung in die Einöde zu ziehen. Einst hatte er davon geträumt, wollte die Städte der Alten besuchen, es erschien ihm nun nicht mehr erstrebenswert. Kindheitsträume gehen immer gut aus, die Realität war anders. Andererseits liebte Nomo ihn. Nicht nur ihm fiel auf, dass sie ihm schöne Augen machte. Die Prinzessin und ihr Dieb, welch lächerliche Verbindung. Vor der Bande tat Kex gern so, als sei ihm dies gleichgültig, als läge sein Interesse nur im Geschäft. Doch natürlich stimmte es nicht. Er würde versuchen, sie wegzubringen, sogar wenn er dabei sein Leben riskierte.
***
Alle waren gekommen, die Beseelten, die Priester, die ganze Stadt. Selbst Isi erklomm die Stufen zu der kleinen Bühne, die extra für die Hochzeit aufgestellt worden war, obwohl sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Sie würden teilhaben an seinem Triumph. Ein erhebendes Gefühl ergriff Kirai. Noch jubelten die Menschen dem König zu, dem alten König. Nicht mehr lange. Er, der neue König war bereits auf dem Weg. Gemächlich, würdevoll schritt er voran. Seine Performance wurde jäh unterbrochen. Der fremde Mann, sein Joker in diesem Spiel, stürmte plötzlich voran, lief zielstrebig auf die Bühne zu. Kirai hatte Mühe ihm überhaupt zu folgen, auf seine Beschwerde reagierte der Mann nicht. Eine Frau und ein Junge – ähnlich gekleidet wie der Fremde – drängten sich am Fuß der Treppe durch die Menschen.
„Zemal, da bist du ja. Hast du Mo gefunden“, rief die Frau dem Mann zu.
Er verlangsamte nicht einmal sein Tempo. Die Frau verzerrte das Gesicht zu einer Grimasse, hielt im letzten Moment den Jungen zurück, der versuchte, dem Mann hinterher zu rennen. Kirai kämpfte um seine Fassung, als er schließlich auf der Bühne ankam. Er lächelte gequält, nickte Lebell und dem König zu. Seine Braut sprach den fremden Mann ebenfalls mit Zemal an, offensichtlich kannte sie ihn. Doch dieser Zemal ignorierte auch die Prinzessin. Stattdessen trat er an den Rand der Bühne. Er holte diese kleine Kugel hervor, hielt sie mit beiden Händen vor sich. Die Leute direkt vor der Bühne beobachteten ihn dabei teils mit Erstaunen, teils belustigt. Weiter hinten nahm kaum jemand Notiz von ihm.
„Ich spreche zu Ihnen, weil ich Ihre Hilfe benötige“, begann er, in der Sprache der Alten zu sprechen, „Man hat Ihnen erzählt, die Nanosonden seien sicher, sie würden Krankheiten verhindern ohne Nebenwirkungen. Einst habe ich an ihnen mit geforscht, wir glaubten an ihren Erfolg. Doch wir haben uns geirrt. Die neuesten Entwicklungen werden die Nanosonden noch gefährlicher machen. Georg Waldberger will dies nicht wahrhaben, er ist besessen. Das Leben seiner eigenen Mitarbeiter ist ihm dabei egal. Ich habe hier die Erinnerungen an Ereignisse in seinem Institut, erschreckende Ereignisse. Wir müssen ihn aufhalten“
Die Bewohner der Stadt tuschelten aufgeregt miteinander, nicht wenige zuckten verständnislos mit den Schultern oder lachten, in den hinteren Reihen reckten sie die Hälse. All jenen, die der Sprache der Alten mächtig waren, lief ein kurzer Schauer über den Nacken. Sie hatten noch nie jemanden so reden hören. Der erste Priester schlug vor Aufregung immer wieder die Hände zusammen. Zemal hielt die Kugel ein wenig höher, sie öffnete sich. Ein feiner, in der Sonne etwas glitzernder Staub wurde vom Wind aufgewirbelt und schwebte in alle Richtungen. Dabei bildeten sich immer wieder hauchdünne Fäden oder seltsame netzartige Strukturen. Die Anwesenden staunten, griffen danach. Kirai duckte sich darunter hinweg. Dies war kein gewöhnlicher Staub, er stammte von den Alten. Und Dingen der Alten
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