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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Sleem versuchte, Schritt zu halten, hetzte, stolperte und schlug beinahe hin. Im letzten Moment gewann er sein Gleichgewicht zurück, atmete einmal erleichtert durch und tapste dann weiter. Wenn er sie aus den Augen verlor, sah er sie vielleicht nie wieder. Wenn es so etwas wie Liebe auf dem ersten Blick gab, so war sie ihm in jenem Moment begegnet. Ihre exotische Schönheit hatte ihm die Sinne geraubt, ihm, ansonsten eher der kühle Stratege in Beziehungsfragen. Eben verschwand sie mit ihren Begleitern – ein hochgewachsener Mann, ein Junge und eine Frau in den besten Jahren – im Gästeflügel des königlichen Anwesens. Sleem selbst trennten noch hundert Meter von dem Gebäude. Vielleicht sollte er sich schon einmal seine ersten Worte bereitlegen. Bei dieser Frau durfte er nicht versagen. Doch sein Geist befand sich derart in Aufruhr, dass ihm nichts rechtes einfallen wollte. All die wohlgeformten, charmanten Worte, die ihm sonst so mühelos auf die Zunge flossen, blieben aus. Er umgab sich stets mit den hübschesten Mädchen des Palastbezirks, wegen seiner unwiderstehlichen Art, seinem Humor und seinem erlesenen Geschmack liefen sie ihm regelmäßig hinterher. Mit innerem Stolz konnte er dabei anmerken, dass er stets Kavalier geblieben war, die Situationen nie schamlos ausnutzte. Es fiel ihm bisher ohnehin schwer, sich für eine der Damen zu entscheiden. Doch nun schien alles anders. Eine nie gekannte Leidenschaft bebte durch seinen Körper.
    „Ich möchte die junge Dame sprechen, die eben hier hineingegangen ist. Bringt mich zu ihr“, verlangte er entschlossen von einem Diener der eben das Haus verließ.
    Der Diener glotzte ihn an, als hätte er seine Worte nicht verstanden. Sleem schüttelte den Kopf, schob ihn einfach zur Seite und ging ins Haus. Er würde sie auch ohne diesen Trottel finden. Mit seinen lediglich achtundsiebzig Zimmern war der Gästetrakt eher übersichtlich. Er begann mit seiner Suche im ersten Stock. Wurden nicht alle Gäste im ersten Stock untergebracht? Nicht zu hoch, dass die Treppen zur Mühsal wurden und doch außer Reichweite dreister Einbrecher. Ein Zimmermädchen eilte ihm entgegen.
    „In welchem der Zimmer residieren die neuen Gäste?“, fragte er sie.
    „Es gibt vier neue Gäste, sie haben jeder ein eigenes Zimmer. Auch wenn es den Gästen selbst nicht recht schien, Königin Isi bestand darauf“, antwortete das Zimmermädchen.
    „Ich suche die junge Frau“, entgegnete Sleem.
    „Die mit den schimmernden Augen?“, fragte das Zimmermädchen, „Die hat das Zimmer ganz hinten rechts. Mir macht sie ein bisschen Angst“
    Sleem lächelte. Wie konnte jemand Angst vor einem so wundervollen Geschöpf haben. Bevor er anklopfte, strich er noch einmal seine Haare glatt, wischte sich die Hand an der Hose ab. Dann fanden seine Finger das Holz der Tür. Er hörte leise Stimmen, dann näherten sich Schritte. Die Tür schwang auf und sie stand vor ihm. Im Halbdunkel leuchteten ihre Augen besonders schön. Er fiel vor ihr auf die Knie.
    „Ich liebe Euch“, hauchte er, nahm ihre Hand und küsste den Handrücken.
    Im Zimmer hinter ihr kicherte ein Zimmermädchen.
    ***
    „Deine Prinzessin heiratet in drei Tagen, sie haben die ganze Stadt dazu eingeladen“, sagte Petel aufgeregt, als er in den Raum platzte.
    „Na und“, antwortete Kex, „Sie soll heiraten wann und wen sie will. Was heißt eigentlich meine Prinzessin?“
    „Jetzt tu nicht so! Jeder hier weiß doch, dass sie dir gefällt. Und wozu haben wir diesen ganzen Mumpitz mit diesem Gerät der Alten veranstaltet?“, meinte Petel.
    „Sie ist eine Beseelte! Beseelte werfen Menschen anderen Menschen zum Fraß vor“, sagte Kex.
    „Oh, wieder einer deiner moralischen Anfälle. Verschone mich bitte damit. Jeder versucht so gut es geht, über die Runden zu kommen. Die Beseelten mögen mit ihrer Geburt im Vorteil sein, aber in dieser Schlangengrube von Palast möchte ich gar nicht leben. Und mal ehrlich, sind wir besser? Wir sind Diebe, in den meisten Fällen auch Mörder, solange die Kasse stimmt. Skrupel habe ich deswegen nicht und du solltest sie auch endlich beiseitelegen“, mokierte Petel.
    Kex verzog das Gesicht, erwiderte aber nichts. Es klopfte an der Tür. Ohne eine Antwort abzuwarten, steckte einer der Bandenmitglieder seinen Kopf ins Zimmer.
    „Eine Botschaft aus dem Palast“, sagte er und hielt einen Brief hoch.
    Kex nahm den Brief und las.
    Lieber Kex
    Leider kann ich den Palast derzeit nicht unbemerkt verlassen,

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