Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
schmerzte, die Nanosonden machten wieder Schwierigkeiten. Es gab ja schon früher einige Nebenwirkungen, doch seit Georg mit dem Weltgedächtnis herumexperimentierte, wurde es unerträglich. Das musste aufhören, Georg musste aufgehalten werden. Was machte er eigentlich hier? Betrachtete die Landschaft. Es gab wichtigeres zu tun. Scheute er vor einer Konfrontation mit Georg zurück? Diese Angst war lächerlich, zu viel stand auf dem Spiel.
***
Wütend schmetterte Kirai seinen Becher gegen die Wand. Der Bedienstete zog erschrocken den Kopf ein, berichtete aber – wenn auch etwas unsicher – weiter von seinen Beobachtungen. Isis Leibwächter hatte Jarol abgefangen, mitsamt dem Artefakt, das angeblich die Alten rief. Sicher, Kirai war nicht so naiv, daran zu glauben, doch für eine gute Vorstellung hätte es allemal dienen können. Ein herber Rückschlag. Der Priester war ein Trottel, ein elender Versager, nicht einmal für einen derart einfachen Botengang zu gebrauchen. Wenn Isi ihn nicht bereits in die Grube geworfen hatte, würde er es tun. Isi, bei dem Gedanken an sie zuckte Kirais linke Gesichtshälfte. Es wurde Zeit, dass er König wurde. Dann konnte er sie gefahrlos entsorgen. Doch noch war es nicht soweit, noch musste er ihr Spiel mitspielen. Bis zu einem gewissen Grad zumindest. Er würde sich das Artefakt von ihr holen, vielleicht auch mit ihr schlafen, darum betteln würde er jedoch nicht. Sicher erwartete sie ihn schon, es hinauszögern, machte sie nur unleidlich. Also scheuchte Kirai den Diener aus der Tür und machte sich auf in die königlichen Gärten. Der Spaziergang vom seinem Anwesen am Rand des Palastbezirks beruhigte sein Gemüt ein wenig. Wie immer schien der Garten um Isis Pavillon leer. Kirai hatte noch nicht herausgefunden, ob alle vor Isi kuschten oder die Königin ihnen nur lächerlich unwichtig erschien, um sie mit ungebetenem Besuch zu provozieren. Eine Bewegung im Augenwinkel holte ihn aus seinen Gedanken. Ein junger Mann, kein Beseelter aber auch keiner der Bediensteten spazierte unweit über den sauber geschnittenen Rasen. Er wirkte wie ein Fremdkörper, nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Kleidung. Kirai überlegte einen Moment, ihn zu rufen, entschied sich aber dann dagegen. Vielmehr beobachtete er, wie der Mann zielstrebig zu Isis Pavillon schritt. Nun, das könnte interessant werden, dachte Kirai und eilte ebenfalls den kleinen Hügel hinauf. Kurz nach dem Mann betrat er die Laube. Auf dem Boden am Eingang winselte ein Dienstmädchen, Isi und der Priester lagen zusammengekrümmt auf den Kissen am Springbrunnen, unweit daneben der Leibwächter. Auch er rührte sich kaum. Der fremde Mann hatte Isi inzwischen erreicht, hob ein kleines schwarzes Kästchen auf. Er zischte etwas in der Sprache der Alten. Kirai war zu perplex, verstand so die Worte nicht. Dann schleuderte der Mann das Kästchen mit ungeahnter Wucht auf den Boden. Es zersprang in tausend Splitter. Den Mund leicht geöffnet, betrachtete Kirai die Szene. Das Kästchen, war es das Artefakt, das der Priester ihm bringen wollte? Hatte es mit Isis Zustand etwas zu tun? Wenn ja, sollte er ihr dankbar sein. Diese Wirkung morgen bei der Hochzeit und seine Ambitionen auf den Thron wären dahin gewesen.
„He, Ihr da. Wer seid Ihr? Was macht Ihr hier?“, rief er dem fremden Mann schließlich zu.
Der Mann wandte sich zu ihm um, musterte ihn für eine Weile. Sein Blick schien abwesend, geradezu entrückt.
„Er hat das Kraftwerk sabotiert, er wird die ganze Erde auslöschen. Wir müssen ihn aufhalten! Helfen Sie mir!“, sagte der Mann immer noch in der Sprache der Alten.
„Was?“, fragte Kirai.
Er hatte nur einen Teil der Worte verstanden. Einen Reim darauf machen, konnte er sich nicht. Dieser Mann war höchst seltsam, aber vielleicht nützlich. Immerhin redete er in der Sprache der Alten wie sonst kein zweiter. Zumindest kannte Kirai niemanden, der die Sprache der Alten derart beherrschte.
„Helfen, natürlich“, sagte Kirai deshalb, versuchte sich selbst in der Sprache der Alten, „Versteht mich? Spreche Sprache nicht gut. Tun was?“
„Wir benötigen Verbündete. Gibt es hier ein Fernsehstudio? Die Menschen müssen erfahren, wozu er fähig ist. Ich kann es ihnen zeigen“, sagte der Mann.
Dabei hielt er eine kleine, metallisch glänzende Kugel in den Händen.
„Das ist ja besser als alle Artefakte dieser Welt“, murmelte Kirai.
„Komm. Morgen viele Menschen bei … mir“, stammelte er dann.
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Nomo
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