Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch

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nur auf seinen Schoß und sah sie mit ehrfürchtigem Blick an.
    »Jon hat gesagt, dass ich die andere Hälfte meines Geldes bei Lieferung bekäme.«
    Lucas überging die Bemerkung und öffnete die Kassette. Er hob den Deckel, als würden seine Augen gleich die Geheimnisse Gottes schauen.
    Eine ganze Weile starrte Lucas in die Kassette, dann drehte er langsam den Kopf, sah Lian an und fragte mit leicht verärgerter Stimme: »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, mit wem Sie es zu tun haben?«
    »Nein«, erwiderte Lian und fügte in seinem so akzentuierten Englisch hinzu: »Und ehrlich gesagt interessiert mich das auch nicht. Geben Sie mir einfach mein Geld, und schon bin ich weg.«
    »Sie machen Witze.«
    »Nein, ich mache nie Witze«, sagte Lian. »Ich bin überzeugt, dass Jon Sie darauf hingewiesen hat, als Sie mich angeheuert haben.« Schließlich legte Lian den Kopf schräg und schaute selbst in die Kassette. Doch er sah, dass sie leer war.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Lucas.
    »Das ist die Kassette, die auf dem Rollwagen war.«
    »Und Sie haben sie nicht geöffnet?«
    »Ich interessiere mich nicht für Ihre Geheimnisse. Ich interessiere mich nur für mein Geld.«
    »Haben Sie gesehen, wie sie aus dem Durchgangsraum gekommen sind?«
    Lian nickte. »Ich habe den Rollwagen von dem Moment an nicht mehr aus den Augen gelassen.«
    »Sie haben Sie alle nach oben gehen sehen? Sind Sie sich da absolut sicher?«
    »Ja, sie sind mit dem Aufzug gefahren.«
    »Wenn sie die Kassetten schon vorher ausgetauscht hatten«, überlegte Lucas, »haben sie das Haus längst verlassen.«
    »Es sei denn, sie wussten, dass Sie sie aufs Kreuz legen wollten«, gab Lian zu bedenken. »Was sollte denn in dem Ding drin sein?«
    »Was wir tun, geht Sie nichts an und –«
    »Bis ich mein Geld bekommen habe, geht mich das sehr wohl was an. Und falls Sie glauben, Sie könnten mich über den Tisch ziehen, so wie Sie die Leute von Ihrem Team über den Tisch ziehen … ich kann Ihnen versprechen, dass ich das nicht zulassen werde, und Kang wird es mit Sicherheit nicht zulassen; der wird Sie schon töten, wenn sie nur erwägen, ihn für seine Arbeit nicht zu bezahlen.«
    »Wer ist –«
    »Passen Sie auf.« Lians Stimme bekam einen eisigen Ton. »Es schert mich einen Dreck, was in Ihrer Kassette ist oder wie Sie Ihre Leute bescheißen. Aber –«
    »Wer ist Kang?«, fiel Lucas ihm ins Wort.
    »Was?« Lians Blick verriet, dass es ihm langsam dämmerte. »Ach du Scheiße.«
    »Wer ist Kang?«, wiederholte Lucas.
    »Er war in der Hotelsuite, als ich die Kassette abgeholt habe.«
    »Wer ist der Mann?«
    »Er ist ein Cleaner, der war mit der Leiche beschäftigt.«
    »Mit welcher Leiche?«
    »Der Leiche einer Frau.«
    »Wie sah sie aus?«, fragte Lucas gedehnt.
    »Kann ich nicht genau sagen. Sehr gut angezogen, eine Weiße –«
    »Ich meine, wie sah ihr Gesicht aus …?«
    Stumm sah Lian ihn an. Dann sagte er: »Ich konnte nur ihren Körper sehen, einen Kopf hatte sie nicht mehr.«

Kapitel 43
    I rgendjemand hat den Kasten ausgetauscht«, sagte Busch mühsam beherrscht. Man hatte sie in ein angrenzendes Pokerzimmer gesperrt, während sich im Nebenraum über ein Dutzend Sicherheitsbeamte mit dem Gemetzel befassten.
    »Ach was, echt?«, gab Jon bissig zurück.
    »Er ist im Fahrstuhl ausgetauscht worden«, sagte Michael.
    »Nicht unbedingt. Wir hatten den Kasten fast zehn Minuten nicht im Blick.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Nein, der Chip, der an unserer Kassette befestigt war, der Chip, den ich auf dem Bildschirm verfolgen konnte, kam aus dem Untergeschoss, war im Casino und unten vor den Privataufzügen. Erst kurz bevor der Fahrstuhl hier oben ankam, habe ich gesehen, wie er sich von der Mitte meines Bildschirms wegbewegte. Ich habe mir nur keine großen Gedanken darüber gemacht.«
    »Das hättest du aber vielleicht tun sollen«, meinte Busch.
    »Wie wäre es, wenn Sie mir mal langsam erzählen würden, was hier Sache ist«, fuhr Michael Jon an.
    »Wie denn? Das weiß er doch selbst nicht«, sagte Busch.
    Michael bedrängte Jon weiter. »Haben Sie die Frau umgebracht?«, wollte er wissen.
    »Nein«, antwortete Jon mit Ekel in der Stimme.
    Michael hatte zwar den Schock in Jons Gesicht gesehen, als der Kopf zum Vorschein kam, doch er hatte in den Augen des Mannes auch noch eine gewisse Vorahnung gesehen, die dort eigentlich nicht hätte sein dürfen.
    »Sie wussten aber, dass man die Kassetten ausgetauscht hatte, nicht wahr?«
    »Was?«, sagte