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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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beschreiben, was er gesehen hatte.
    »Machen Sie den Mund auf!«, brüllte Lucas. »Sagen Sie es mir! Was war in der Kassette?«
    »Ein Kopf …«
    »Wessen Kopf?«
    Jon schwieg.
    Lucas zog seine Pistole und hielt sie Jon ans Gesicht. »Wessen Kopf?«
    »Der von Pamela …«
    Und Lucas ließ die Waffe sinken. Er atmete tief durch, versuchte, sich wieder zu beruhigen. Die Zeit schien stillzustehen. Es dauerte eine Weile, bis er sich gesammelt hatte.
    »Sie werden diese Leute finden«, sagte Lucas dann. »Und Sie werden dieses Buch finden, oder ich sorge persönlich dafür, dass man Sie in das erbärmlichste und finsterste Gefängnis steckt, das ich finden kann und in dem Sie dann einen ganz langsamen Tod sterben werden.«

Kapitel 47
    D er St.-Michaels-Friedhof, der Cemitério de So Miguel Arcanjo, war eine vierzigtausend Quadratmeter große Oase der Trauer im Herzen der Stadt. Auf dem Gelände befand sich die 1875 erbaute St.-Michaels-Kapelle, die von zigtausend Gräbern, Gruften und Familienkrypten umgeben war.
    Der katholische Anteil der Bevölkerung von Macao war im Verlauf der Jahrhunderte erheblich gewachsen. Als sie im Jahr 1535 nach Macao kamen, hatten die Portugiesen die Religion ihres Landes mitgebracht, und sie versuchten zwar nicht, die Chinesen zu bekehren, doch viele nahmen die Religion in den folgenden vierhundert Jahren freiwillig an.
    »Ich komme mir vor wie ein Grabräuber«, flüsterte Busch, als sie zwischen den Grabreihen hindurchgingen. Wenn man vom Lichterglanz der angrenzenden Stadt absah, lag das Reich der Toten in völliger Finsternis.
    »Sehr gut«, meinte Michael. »Genau das bist du nämlich.«
    Sie folgten Simon, der mit schnellen Schritten vorausging, denn er wusste, wohin er wollte. In der einen Hand hatte er den Friedhofsplan, in der anderen seinen Minicomputer, auf dessen Bildschirm die drei Dokumente zu sehen waren, die Michael ihm geschickt hatte.
    Sie kamen zu einem kleinen, im neoklassischen Stil erbauten Marmor-Mausoleum, dessen Vordach von schmalen weißen, geriffelten Säulen gestützt wurde. Den Dachvorsprung zierten Marmorskulpturen von Engeln mit weit ausgebreiteten Flügeln, und auf der breiten patinierten Kupfertür prangte ein Kruzifix mit einem lebensecht wirkenden Abbild Jesu.
    »Warum hat Xiao denn nicht hier gesucht, wenn das Marconis Familiengruft ist?«
    »Weil es nicht seine Familiengruft ist, sondern die der Denola-Familie. Gento Denola hat Marconi juristisch beraten, sein Honorar aber immer unter der Hand bekommen. Außer Marconi und Denola hat nie jemand von ihrer Beziehung gewusst.«
    Simon schob das Brecheisen in den Seitenrahmen der Kupfertür und brach sie auf. Die drei betraten das Mausoleum, zogen die Tür hinter sich zu und wurden umhüllt von völliger Dunkelheit und Stille.
    »Mach das Licht an«, sagte Busch sofort.
    Es dauerte einen Moment, bis Michael seine Taschenlampe einschaltete; er lächelte über Buschs Angst.
    »Das ist überhaupt nicht witzig«, fuhr Busch ihn an.
    »Und ob das witzig ist«, sagte Simon zu Michael.
    Vor ihnen war eine Marmortreppe mit einem Messinggeländer auf beiden Seiten. Ein erdiger Geruch lag in der Luft. In die Wand war eine Marmorplatte eingelassen, in die man die Namen der Verstorbenen sowie das Geburts- und Todesjahr eingemeißelt hatte.
    Simon ging voraus, stieg nach unten, hinab in die Tiefe, wo sie in einen Raum kamen, der doppelt so groß war wie das Gebäude über ihnen. In der Mitte dieses Raums standen zwei Bänke, und vor der gegenüberliegenden Wand befand sich ein kleiner Altar. Darüber hing ein Kruzifix, und davor stand eine lange, mit Leder bezogene Kniebank. Auf dem Altar standen Dutzende Fotos, die zum Teil verblichen und sepiafarben waren und Männer und Frauen in der Blüte ihres Lebens zeigten – Porträts, mit denen die trauernden Hinterbliebenen an die glücklicheren Zeiten ihrer verstorbenen Verwandten erinnert werden sollten. Zahlreiche Kerzen standen darauf, und vertrocknete Blumen lagen zerkrümelt vor gläsernen Vasen.
    Simon schaute auf den Bildschirm seines Minicomputers, auf die drei eingescannten Seiten, und erst nach einiger Zeit sah er wieder auf und blickte auf die Wand zu seiner Rechten. In beide Seitenwände waren Einzelgrabkammern eingelassen, jeweils zwanzig an der Zahl, deren Grabplatten sechsunddreißig mal sechsunddreißig Zentimeter groß waren und die alle – bis auf drei – mit den Namen der Menschen gekennzeichnet waren, deren sterbliche Überreste darin lagen.
    Simon

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