Die Legende der Dunkelheit: Thriller
überschlug etwas im Kopf und legte die Hand dann auf Maurice Denola – Geboren 1932, Gestorben 1961 .
»Du willst mich ja wohl verarschen?«, meinte Busch.
Simon wies mit der Hand auf den weißen Mörtel. »Sieht das so aus, als hätte man es vor fünfzig Jahren gekittet?«
Simon schob das Brecheisen in die Marmorfuge und drückte, aber sie rührte sich nicht. Er versuchte es noch einmal, aber es brachte nichts.
»Gib schon her«, sagte Busch. »Möge Gott mir vergeben.«
Und dann stemmte er seine ganzen 230 Pfund Gewicht und sämtliche Muskeln seines eins fünfundneunzig großen Körpers auf das Brecheisen. Er musste sich so plagen und sich dermaßen anstrengen, dass sein Gesicht dunkelrot wurde, aber endlich gab die Fuge nach, und die Platte löste sich.
Simon legte sie auf den Boden, und sie schauten auf den Sarg unter der Platte. Abgesehen von einer Staubschicht sah er aus, als wäre er nagelneu. Simon fasste an die Außenkanten, und Busch und Michael halfen ihm, den über zwei Meter langen Sarg herauszuziehen und auf den Fußboden zu stellen.
»Es ist nicht richtig«, meinte Busch mit starrem Blick auf den Sarg. »Was, wenn er da drin liegt?«
»Wieso? Hast du Angst, er wacht auf und beißt dich in den Hintern?«, zog Simon ihn auf.
Simon griff nach dem Sargdeckel.
»Willst du dich vorher nicht wenigstens bekreuzigen und ein Gebet sprechen? Das macht man schließlich so in deinem Job.«
»Glaub mir«, erwiderte Simon. »Was ich in den letzten zehn Jahren getan habe, macht niemand in seinem Job, und ein Priester schon gar nicht.«
Busch hielt gebannt den Atem an, als Simon den Deckel hob und sie auf die weiße Seide der Sargauskleidung blickten. Doch es war kein Leichnam darin, nur eine Holzkiste, die etwa fünfunddreißig Zentimeter lang und aus Sperrholz zusammengeschustert war. Simon hob den Deckel, der mit Scharnieren befestigt war, und schaute in die Kiste.
»Gott sei Dank«, meinte Busch.
»Und?«, fragte Michael.
»Ich muss irgendwohin, wo ich das in Ruhe untersuchen kann«, erwiderte Simon.
»Da kenne ich den idealen Ort«, sagte Michael. »Den letzten Ort auf der Welt, an dem sie uns vermuten würden.«
Michael, Busch und Simon standen im Hauptraum ihres Unterschlupfs im zweiten Stock des Bordells. Buschs Blick war auf die Monitore geheftet, die Bilder von der Vordertür und der Hintertür sowie einer geheimen Kellertür zeigten, die in den Puff hineinführten und wieder hinaus.
Michael hatte ein Duplikat von der Schlüsselkarte hergestellt; den Code zu knacken war ein Kinderspiel gewesen. Schließlich hatten sie ihn stundenlang hier allein gelassen. Michael hatte Busch und Simon allerdings nicht hierhergeschleppt, damit sie sich hier verstecken konnten. Wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, KC in der Verbotenen Stadt in Peking zu finden, musste er irgendwie Kontakt zu ihr aufnehmen. Doch sie hatte kein Handy, keine Möglichkeit, mit ihm zu kommunizieren. Also musste er den zweitbesten Weg nutzen. Denn wenn man jemanden suchte, der unauffindbar war, musste man sich manchmal an die Begleitung hängen. Michael hatte die Akte über Annie nicht nur gelesen, sondern gründlich studiert, alles über sie in Erfahrung gebracht, was er in Erfahrung bringen konnte, was allenfalls minimal war. Doch er war überzeugt, dass sie ein Handy benutzte, und wenn ja, dann wäre es ein Kinderspiel, sie ausfindig zu machen.
Simon nahm den Deckel von der fünfunddreißig Zentimeter langen Holzkiste und schaute hinein.
»Mein Gott«, entfuhr es ihm, als er ein Schwert in der Scheide heraushob und es behutsam aus seiner schwarz emaillierten Umhüllung zog. Es war ein wahrhaft erlesenes Stück, in dessen Klinge japanische Symbole und Worte eingeritzt waren.
»Wisst ihr, was das ist?«, fragte Simon in die Runde.
Michael schüttelte den Kopf.
»Das hier ist das legendäre japanische Schwert Kusanagi, um das sich mehr Sagen ranken als um Excalibur, nur dass das hier echt ist, nicht nur Mythos. Das hier ist ein Artefakt, das tief verehrt wird und zu den kaiserlichen Throninsignien gehört, zu den drei heiligen Schätzen Japans. Man hat es seit Jahren nicht mehr gesehen, weil es vor Jahrzehnten aus dem Atsuta-Schrein gestohlen wurde.«
Simon griff erneut in die Kiste und zog ein Katana heraus, eine Fruchtbarkeitsstatue aus Jade, die aus Thailand stammte, und eine Figur, die Shiva darstellte. »Erkennst du das wieder?«, erkundigte Simon sich bei Michael.
Michael grinste, als Simon den Topkapi-Dolch
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