Die Legende der Dunkelheit: Thriller
Rote Meer, den Persischen Golf; Nord- und Südamerika waren ebenfalls eingezeichnet, was den unwiderlegbaren Beweis lieferte, dass die Gerüchte, Zheng He habe diese Kontinente fast einhundert Jahre vor dem Zeitpunkt entdeckt, da Columbus in der Karibik gelandet war, der Wahrheit entsprachen.
Und auf der gegenüberliegenden Seite war ein kleines Meisterwerk zu sehen, eine Zeichnung, die eine gebirgige Vulkaninsel zeigte mit üppig grüner Vegetation und von einem weißen Sandstrand umsäumt; eine Insel, die auf dem Meeresnebel dahintrieb und aus deren Regenwald ein Fluss strömte, der sich in den Ozean ergoss.
Simon las die Bildunterschriften unter der Zeichnung, studierte die Landkarte und schaute wieder auf.
»Und?«, fragte Busch und stupste ihn in die Seite.
»Das ist sie, das hier ist die Landkarte, die an den Ort führt, den Zheng für Penglai hielt. Er beschreibt die Insel im Detail. Eine gebirgige Insel, die sich mitten im Nirgendwo befindet, ein Paradies, ein Ort von übernatürlicher Schönheit. Milliarden von spektakulären Blumen, Bäume aus Korallen, die leuchtende Perlen tragen. Der Tau des ewigen Lebens fließt aus den Flüssen und schenkt jenen Unsterblichkeit, die dessen würdig sind.«
»So ein Quatsch!«, sagte Busch. »Ist dir klar, wie schwachsinnig sich das anhört –«
»Dieses Buch erzählt von Zauberei und Legenden«, fiel Simon ihm ins Wort, als hätte er den Einwand nicht gehört, »von den Reichtümern, die Zheng He dorthin gebracht hat, und von dem Schatz, den er dort gefunden hat. Es erzählt vom Ursprung des Drachenatems und der Tränen des Phoenix und warum sie der Insel gehören und auf ewig dort bleiben müssen.«
»So ein Scheiß«, sagte Busch. »Es gibt kein Allheilmittel, kein Lebenselixier, keine Legenden und keine Zauberei –«
»Heh, ich zitiere hier nur«, schnitt Simon ihm das Wort ab, »ich behaupte ja nicht, dass das alles der Wahrheit entspricht. Aber im Mittelalter oder in der Renaissance hätten die Leute eine Glühbirne, deinen Computer oder dein Telefon auch für Zauberei gehalten, für ein göttliches Wunder oder auch für Teufelswerk. Was für den einen Zauberei ist, ist für den anderen Wissenschaft.
Das ist interessant: Es beschreibt, dass die Insel von einem großen Unterwasserdrachen bewacht wird, der die Unwürdigen in den Tod reißt, ein Hüter, den die Götter dort eingesetzt haben.«
»Na toll«, meinte Busch. »Zauberei, Legenden und jetzt auch noch Drachen.«
»Du hast die Schätze vergessen. Gold und Juwelen, unermessliche Reichtümer.«
»KC ist krank«, sagte Michael auf einmal. »Ich weiß es, ich konnte es an ihrem Gesicht sehen. Und Lucas hat sie irgendwie infiziert. Das hat alles mit dieser Insel zu tun.«
»Michael, du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du daran glaubst, dass –« Busch brachte den Satz nicht mehr zu Ende.
»Wenn KC krank ist«, unterbrach Michael ihn, »ist sie mit etwas vergiftet worden, was von dieser Insel kommt, und dort befindet sich auch das Gegenmittel. Ich glaube alles.«
»Scheiße«, entfuhr es Busch, der immer noch auf die Bildschirme starrte. Vor jedem Eingang des Bordells stand plötzlich ein Mann. Alle waren tätowiert und ganz schwarz gekleidet. Und durch den Haupteingang kamen Lucas, Jon und drei weitere Mitglieder der Triade.
»Verdammt«, sagte Busch. »Ich habe euch gesagt, dass wir schon längst hätten abhauen –«
Simon hob die Hand und brachte Busch damit zum Verstummen. Er fuhr mit dem Finger über den Rand der Landkarte und konzentrierte sich. Dann trug er das Buch zur Kopiermaschine und machte eine Kopie von der Landkarte und der Inselzeichnung.
»Was machst du da? Wir haben keine Zeit mehr«, sagte Busch, den Blick immer noch unverwandt auf die Monitore gerichtet. Lucas blieb in der Eingangshalle stehen, während Jon mit drei großen, massigen Männern die Treppe heraufkam, und alle waren bewaffnet. Busch schaute auf die Türen des Bordells; jede Tür wurde von einem Gangmitglied versperrt. »Mit meinen Steuern sollten eigentlich nicht solche Arschlöcher finanziert werden, damit sie mich dann umbringen.«
Busch rannte zum Fenster und schlug dagegen. Die Gitter waren dick; das Glas war kugelsicher. »Na bravo.« Im nächsten Moment fuhr er Simon an. »Was zum Teufel treibst du da?«
Simon steckte die Fotokopien in einen Briefumschlag und legte das Buch wieder in den Samtbeutel und gab ihn Michael, der ihn in seinen schwarzen Rucksack steckte.
Jon und seine Leute näherten
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