Die Legende der Dunkelheit: Thriller
anschließend
den veränderten Steuerkurs durchgegeben, dem Michaels Leute folgen; ihrer basiert auf dem Tagebuch
und dem Kompass, und sie haben keinen Fehler gemacht.«
»Nun, die Insel ist aber nicht da. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, wieso Jon recht
hatte?«
Annie zog ihr Satellitentelefon hervor und drückte auf Senden. Sie wartete dreißig Sekunden, bevor sie es noch einmal versuchte, doch sie bekam keine Verbindung.
»Drehen Sie um!«, schrie Lucas den Kapitän an.
»Wohin?«
»Dorthin, wo wir nicht verloren sind«, schrie Lucas. »Bringen Sie uns zurück zu der Stelle, wo wir noch ein GPS-Signal hatten.«
Lucas zog seine Pistole und hielt sie Annie an die Schläfe. »Beten Sie, dass wir diese Insel innerhalb der nächsten drei Stunden finden, denn wenn wir sie nicht finden, werde ich nur noch eines tun, bevor ich sterbe: Sie töten!«
Kapitel 56
Z uerst war die Insel nur ein kleiner Punkt am Horizont. Als sie sich den errechneten Koordinaten näherten, konnte Busch sehen, wie die Kompassspitze sich um zwei Grad verschob, eine minimale Abweichung, die der Autopilot eines Schiffes auf der Stelle korrigiert hätte, und sie hätten die Insel verpasst. Doch er behielt den ursprünglichen Kurs bei, und keine Stunde verging, und da war sie. Es war nur ein leuchtender Punkt, ein Fleck am Horizont, den man leicht für ein fernes Schiff oder für eine Luftspiegelung hätte halten können, doch als sie näher kamen, stieg sie aus dem Meer, erhob sich in den Himmel und ragte schließlich vor ihnen auf.
Die Vulkaninsel, deren Bergkegel an die tausend Meter hoch waren, war viel größer, als Michael erwartet hatte, und grün und üppig bewachsen. Busch hielt mit einem Auge den Tiefenmesser im Blick und mit dem anderen die Kopie der Karte.
»Bist du dir sicher?«, fragte Busch.
»Absolut«, erwiderte Simon.
Je näher sie dem Ufer kamen, desto deutlicher konnte Busch die Veränderung des Meeres sehen. Während das Wasser, durch das sie im Moment noch fuhren, ruhig war, schien die See um die Insel herum viel unruhiger zu sein; hoher Wellengang und Gegenströmungen herrschten vor der Insel, obwohl der Himmel blau war.
Fünf Meilen vor der Küste klappte Simon Zheng Hes Tagebuch auf, riss eine Seite heraus, auf der eine uralte chinesische Zeichnung zu sehen war, und befestigte sie mit Klebeband am Seitenfenster. Die Zeichnung war komplex und detailgetreu und zeigte sogar die Topographie der Insel, die Gipfel und Täler, die zerklüfteten Hänge des Vulkankegels. Busch drehte das Schiff nach Backbord und begann, im Uhrzeigersinn um die Insel herumzufahren, drosselte die Geschwindigkeit auf fünfzehn Knoten und hatte die ganze Zeit ein Auge auf der Zeichnung, ein Auge auf der Insel. Er hatte keine Ahnung, ob es in den letzten sechshundert Jahren einen Vulkanausbruch gegeben hatte, was das Aussehen der Insel mit Sicherheit verändert hätte.
Die ganze Zeit hielt Busch das Boot genau fünf Meilen vor der Küste, genau so, wie das Tagebuch es beschrieb. Simon und Michael schauten ihm gebannt über die Schulter, starrten auf die Insel, die sie umkreisten. Es herrschte ahnungsvolle Stille.
Und dann sahen sie es plötzlich – wie in einem Spiel, das Kinder spielen. Auf einmal sah die Insel vor ihnen haargenau so aus wie die Zeichnung aus dem Buch: die Felszungen, die Klippen im Westen, der steile Hang an der Ostseite des Vulkankegels.
»Leck mich am Arsch«, murmelte Busch.
»Habe ich es dir nicht gesagt?«, erwiderte Simon.
Busch konnte es nicht glauben und drehte das Boot in Richtung Land. Er riss die Zeichnung vom Seitenfenster und klebte sie vor sich an die Frontscheibe, um sicherzustellen, dass die beiden Bilder vor ihm zusammenpassten.
»Zheng He hat behauptet, es gebe nur einen einzigen Weg auf die Insel und der führe durch einen schmalen Kanal, den die Götter gelegt hätten, um den Unwürdigen den Zugang zu verwehren. Er beschrieb das Riff als einen gewaltigen Wasserdrachen, der sich um die ganze Insel schlingt, sie beschützt und nur darauf wartet, die Unwürdigen in die Tiefe zu reißen.«
Als sie etwa viereinhalb Meilen vor der Küste waren, wurde aus dem leichten Wellengang plötzlich schwere See. Obwohl der Himmel über ihnen wolkenlos war und die Windgeschwindigkeit aus Südwesten gerade einmal fünf Knoten betrug, wogte das Meer wie bei einem heftigen Sturm.
»Vor ein paar Minuten war das Meer noch tausend Meter tief«, sagte Busch, »aber seit etwa hundert Metern haben wir
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