Die Legende der Dunkelheit: Thriller
er ihn als Ersten töten. Busch brauchte er auch nicht am Leben zu lassen. Jon konnte das Boot selbst steuern. Als er noch bei der Navy gewesen war, hatte er so viele Boote gesteuert, dass er sie gar nicht mehr zählen konnte.
Die Leichen loszuwerden wäre ein Kinderspiel, er würde sie beschweren und an einer Stelle ins Wasser werfen, wo das Meer über anderthalb Kilometer tief war, und dann weiterfahren zu seinem Rendezvous mit Annie.
Er stieg die schmalen Stufen hinauf, die vom unteren Deck in den Salon führten, und zog sein Hemd über die Pistolen im Hosenbund.
KC lag mit bleichem Gesicht auf dem Sofa und schlief. Sie atmete schwer. Michael saß schweigend und mit besorgter Miene bei ihr. Simon hatte es sich auf dem Sofa gegenüber bequem gemacht und die Füße auf einen Polsterhocker gelegt.
Jon griff nach hinten –
»Kinder, das müsst ihr euch ansehen«, rief Busch von der Brücke.
Michael und Simon ließen die schlafende KC auf dem Sofa zurück und liefen auf die Brücke. Jon nahm die Hand nicht von seiner Waffe, folgte den beiden langsam und stellte sich so in den Türrahmen, dass seine drei Ziele genau vor ihm standen. Beobachtete und behielt Busch im Auge.
»Sagt mir, was ihr seht«, sagte der, die Hand am Ruder.
Sie blickten aus der Frontscheibe aufs offene Meer; das Wasser war klar und blau bis zum Horizont. Als sie ihre Aufmerksamkeit auf das Innere des Bootes richteten, sahen sie, dass die Instrumente aussahen, wie sie aussehen sollten, und hörten, dass die Motoren sauber liefen, was das regelmäßige und kraftvolle Dröhnen verriet.
»Was sollen wir hier denn sehen?«, fragte Michael.
»Unmittelbar nachdem wir den Hafen verlassen hatten, habe ich den Steuerkurs manuell eingegeben, und der Autopilot hält diesen Kurs, nicht den Kompass-Kurs. Wie jeder gute Kapitän lasse ich den Kompass aber nicht aus den Augen. Obwohl ich keinem Kompass-Kurs gefolgt bin, kenne ich den Kurs, der zur Insel führt.« Busch tätschelte den großen Kugelkompass, der auf dem Armaturenbrett lag. »Der Kompass hat sich jede Stunde um weniger als ein Grad weiter nach Westen gedreht; bis jetzt sind es insgesamt fünf Grad. Wenn wir mit Autopilot fahren würden, würde sich unser Kurs ändern, um sich dem Steuerkurs des Kompasses anzupassen. Das ist der Grund, warum niemand die Insel findet; es ist fast so, als würde die Insel nicht wollen, dass man sie findet. Und es verlässt sich jeder so auf den Kompass, und die Verschiebungen sind so minimal, dass es nie jemand infrage stellen würde.«
»Was ist mit dem GPS?«
Busch legte einen Schalter um, und alle schauten auf den Bildschirm. »Das GPS trianguliert die jeweilige Position via Satellit, ein recht einfaches Verfahren. Die großen Schiffe benutzen es, die neue Generation der Segler benutzt es, aber die alten Seebären verlassen sich auch heute noch auf den Kompass. Da die Insel auf keinem der normalen Schifffahrtswege liegt und niemand sie auf der Rechnung hat, geben alle, die nach der Insel suchen, den Steuerkurs ins GPS ein und bekommen dann das hier.«
Busch zeigte mit dem Finger auf den Bildschirm. Dort stand: Searching for signal.
»Es gibt sieben Satelliten, die den Standort bestimmen könnten; man braucht drei, um die Position zu triangulieren, aber das GPS kann immer nur maximal zwei finden – denn irgendwie unterbricht das Magnetfeld das Signal.«
»Soll das heißen, dass die Insel aufgrund dieses Magnetfeldes unsichtbar ist?«
»Nein, keineswegs. Sie ist nur unsichtbar für die moderne Technik, und da sich die Menschen heutzutage ganz auf die moderne Technik verlassen, sind wir blind für diese Welt, und wer weiß, für wie viele andere Orte.«
Jon nahm seine Hand von seiner Waffe und zog das Hemd wieder darüber.
»Was soll das heißen, sie ist nicht da?«, verlangte Lucas zu wissen.
»Das soll heißen, Sir«, erwiderte der junge Lieutenant der Navy, »dass sich an diesen Koordinaten
keine Insel befindet.«
Lucas schaute auf den GPS-Bildschirm, auf dem nichts zu sehen war. »Das funktioniert ja gar nicht.«
»Wir fahren schon seit mehreren Stunden nach Kompass. Das GPS-Signal war zu schwach.« Lucas drehte sich wutentbrannt herum und starrte Annie an, mit blutunterlaufenen Augen und
aschfahlem, müdem Gesicht. »Sie haben es versaut.«
»Absolut nicht. Ich habe alles korrekt berechnet, aber meine Berechnungen basieren auf einem Fehler
auf der Fotokopie der Karte. Vor ein paar Stunden habe ich mit Jon gesprochen und Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher