Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
auf diese Weise erlebten, wie es war, menschliche Nähe zu spüren und familiäre Wärme.
    Brittany setzte sich wieder in ihren Sessel und döste schließlich ein, obwohl sie fürchtete, jeden Moment von dem verhängnisvollen Geräusch des Alarms geweckt zu werden, der hinausschrie, dass die Herzen der Säuglinge versagten und der Tod sie zu sich rief. Doch am nächsten Morgen um sieben Uhr hatte es diesen Alarm immer noch nicht gegeben, war der Tod immer noch nicht gekommen. Als sie sich umdrehte und in den Brutkasten schaute, sah sie, dass beide Jungen lebten, dass sich ihre Hautfarbe verbessert hatte und jetzt warm und rosig war.
    Sie waren zwar klein und zerbrechlich, aber sie waren dem Tod von der Schippe gesprungen. Niemand hatte an sie geglaubt, niemand hatte ihnen eine Chance gegeben, und so hatten sie sich gegenseitig gerettet.
    Als die Jungen neun Monate alt waren, fast schon im Krabbelalter, wurde ihr Vater wieder zurück nach Japan versetzt, wo er in der Folge dafür verantwortlich war, die erbeuteten Kriegsgüter nach China zurückzuführen. Obwohl der Krieg mit einem Sieg der Alliierten Truppenverbände geendet hatte, waren sie schon seit sieben Jahren mit der Abwicklung der Kriegsfolgen beschäftigt. Sie kartografierten jedes gesunkene Kriegsschiff, gleichgültig, ob es sich dabei um ein amerikanisches oder ein japanisches handelte. Die Verfahren gegen die Kriegsverbrecher dauerten ewig, und außerdem gab es Geheimnisse, die immer noch enträtselt werden mussten: Flugzeuge waren verschwunden, und Schiffe waren gesunken, ohne dass man wusste, wo das gewesen war. Die Familien hatten ein Recht auf Antworten, und die verschafften ihnen die Mitglieder seines Stabs. Dann waren da die Opportunisten, die Kriegsgewinnler, die Häuser, Museen und Banken geplündert hatten. Kostbare Artefakte waren verschwunden, riesige Goldbestände wie vom Erdboden verschluckt. Und es war Howard Lucas’ Aufgabe, sie zu finden, zurückzugeben und das Ganze zu einem Abschluss zu bringen.
    Auch wenn die Jungen ihr Leben so nah am Tod begonnen hatten, so erholten sie sich doch schnell und entwickelten sich normal weiter so wie alle anderen Kinder in ihrem Alter. Sie waren unzertrennlich, und sie waren richtige Zwillinge, nicht nur im Hinblick auf ihr äußeres Erscheinungsbild, sondern auch, was ihr Verhalten und ihre Denkweise anging. Einen Unterschied gab es jedoch: Isaac stand seinem Vater näher, während Jacob ein engeres Verhältnis zu seiner Mutter hatte. Es war fast so, als hätten sie die jeweiligen Gene des bevorzugten Elternteils in geballter Form in sich. Wie in den meisten Familien liebten sie ihre Eltern und wurden von ihren Eltern wiedergeliebt, doch hier gab es noch eine ganz besondere Verbindung, eine unterschwellige Bevorzugung, die augenfällig war.
    Als die Jungen drei Jahre alt waren, wurde ihr Vater wieder nach San Diego zurückversetzt, und nach seiner Rückkehr machte er seine Söhne mit allem vertraut, was amerikanisch war. Er nahm sie mit zu Baseballspielen und fütterte sie mit Hamburgern und Hotdogs. Er ging mit ihnen ins Kino, wo sie sich Fantasia , Pinocchio und Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte ansahen und alles, was das Kino der Fünfzigerjahre sonst noch zu bieten hatte. Und er führte sie ein in die Kunst des Segelns.
    Das Boot war nur dreizehn Meter lang, aber für die Jungen war es eine hochherrschaftliche Jacht. Wenn sie durch das blaue Wasser vor San Diego segelten, waren sie Kapitän Ahab, Blackbeard und Kolumbus, der zum ersten Mal die Neue Welt erblickte. Sie wussten nicht mehr, wie oft sie schon auf dem Boot übernachtet hatten, und ihr Vater erzählte ihnen Geschichten über Piraten, ferne Länder und über eine entlegene Insel, die er Penglai nannte und die auf keiner Landkarte verzeichnet war – ein Ort, an dem es Schätze ohne Ende gab, wo das Leben einfach war, wo es Zauberei und Magie gab und niemand jemals starb; ein Ort, an dem die Geheimnisse des Lebens und des Todes auf ewig verborgen waren. Ihr Vater füllte ihre Hirne mit wundersamen Abenteuern, erzählte ihnen von den Reisen, die Jason und die Argonauten unternommen hatten, von Sindbad, dem Seefahrer, und von Odysseus.
    Er brachte ihnen bei, wie man einen Klüver bediente, ein Segel hisste und ein Schiff nach den Sternen steuerte, wie es die Helden in den alten Geschichten getan hatten. Er lehrte sie alles, was sie über Knoten, Strömungen, Gezeiten und die Jahreszeiten wissen mussten; er brachte ihnen bei, wie man die

Weitere Kostenlose Bücher