Die Legende der Dunkelheit: Thriller
Sicherheit Fachmann war und seine Firma in dem Ruf stand, führend darin zu sein, Einbrüche und Sabotageakte zu verhindern, hatten sich große Teile seiner Arbeit von der mechanischen Welt der Schlösser und Tresore auf computergestützte Schutzmaßnahmen verlagert. Er hatte alle möglichen Versionen von Firewalls, Chiffrierungen und ID-Tarnvorrichtungen für seine Kunden entwickelt, um damit die Alarmanlagen zu ergänzen, die nicht virtuell, sondern konventionell fest verdrahtet waren. Er verstand die schlichte Funktionsweise des RFID-Chips, der vor ihm lag, als hätte er ihn selbst entwickelt. Rene Clauge, der junge Doktorand von der MIT, konnte sich anderen gegenüber zwar voller Stolz auf seine Erfindung auf die Schulter klopfen, doch Michael kannte sich aus in der Materie und wusste, dass der ehemalige Student der MIT lediglich eine Schutzmaßnahme verbessert hatte, die im Einzelhandel benutzt wurde, um den Diebstahl von Damenoberbekleidung, elektronischen Geräten und Turnschuhen zu verhindern.
Michael fuhr den Computer hoch, befestigte mehrere dünne Drähte an dem Chip, der vor ihm lag, schaltete die Fehlersuche ein und begann mit der Rückwärtsverfolgung des Chips.
Auf ähnliche Art und Weise kam er dahinter, wie man in die Untergeschosse des Venetians einbrechen konnte – denn genau wie bei dem RFID-Chip galt auch hier: je komplexer das Sicherheitssystem, desto anfälliger für Fehler und Schwachstellen.
Michael schaute noch einmal auf die Akte, die auf der Werkbank lag, nahm sie erneut zur Hand und las das Ganze noch einmal. In dem Teil über ihn und KC hatte man die illegalen Handlungen, die sie in der Vergangenheit begangen hatten, und den Namen der Person, die diese Informationen beschafft hatte, zensiert. Michael hätte Simon und Busch sein Leben anvertraut, und das Gleiche galt für KC. Er konnte sich nicht vorstellen, wer sie hintergangen hatte, doch irgendjemand hatte es getan.
Michael warf einen Blick auf den Überwachungsmonitor und sah, dass Jon zurückkam, zweifellos, um ein Update zu holen, auf ihren Zeitdruck hinzuweisen und sich anzuhören, wie der Plan aussah.
Michael steckte die Akte zurück in den Aktenschrank und verschloss ihn wieder. Obwohl Jon Michael im Visier hatte und förmlich darauf brannte, ihn umzubringen, wollte Michael ihn in seine Vorbereitungsphase einbeziehen. Das hieß aber nicht, dass er ihn auch in seine Schlussphase einbeziehen würde.
Denn Michael hatte fest vor, den Rest seines Lebens mit KC zu verbringen.
Michael hatte einen Plan.
Der Learjet flog über das Chinesische Meer, ging hinunter über das Perlflussdelta, landete auf dem Macao International Airport und rollte zum Privatterminal.
Die beiden Männer, die aus der Maschine stiegen, trugen ihr Gepäck über der Schulter. Sie waren mit Leinenhosen und Sportsakkos bekleidet und sahen eher so aus, als wären sie auf dem Weg zum Golfplatz und nicht ins Spielcasino.
Sergeant Ken Reiner war ein großer, schwergewichtiger Mann, der einschüchternd wirkte mit seinen kantigen Gesichtszügen und den buschigen Augenbrauen. Er war sowohl innerhalb als auch außerhalb des Boxrings bekannt für seine Zähigkeit und begleitete viele Offiziere und Generäle ins Ausland, nicht nur wegen seiner Intelligenz und seiner Fähigkeit, Dinge zu erledigen, sondern auch wegen der nackten Brutalität, die er ausstrahlte. Reiner war in letzter Minute ins Team gekommen. General Garland hatte ihn persönlich angerufen und sich dafür entschuldigt, dass er ihn nach nur einem Tag schon wieder von seiner Familie wegholte, obwohl er gerade erst einen ganzen Monat in Deutschland gewesen war.
Der General machte sich Sorgen um Colonel Lucas’ Wohlergehen. Erst vor wenigen Tagen hatte Lucas mehrere Mitglieder seines Teams in einer vermasselten Aktion vor der Küste Italiens verloren und seither noch keinen einzigen Tag Ruhe gehabt. Er war in New York gewesen, in Los Angeles, jetzt war er in China, und das alles innerhalb weniger Tage. Er hatte ein Team zusammengestellt aus Leuten, die nicht zum Militär gehörten, sondern aus ehemaligen Sondereinsatzleuten und privaten Akteuren, und über deren Identität gab er angesichts des Debakels in Italien aus Sorge vor weiteren Sicherheitsverstößen nichts preis.
Lucas war bekannt dafür, dass er ein tougher Kommandant war. Doch er passte auf sein Team auf, als wäre es seine Familie, und um einen seiner Männer zu retten, hatte er schon so oft sein Leben riskiert, dass er es gar nicht mehr
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