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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Haus ihres Bruders spazierte, wurde sie getötet. Niemand sah den Mörder, keiner konnte ihn beschreiben. Sie wurde einfach tot auf der Straße gefunden, in einer Blutlache, mit einer Kugel im Kopf. Unter ihren Fingernägeln waren Hautreste; sie hatte sich gegen ihren Angreifer gewehrt, aber am Ende war sie doch gestorben.
    Nach der Ermordung seiner Schwester begann ihr Bruder gegen die ganze Welt zu wüten. Er befahl, dass man den Mörder aufspürte, und setzte ein Kopfgeld auf den Killer aus. Auf der Straße wurde gemunkelt, dass es sich um einen Vergeltungsschlag gehandelt habe, mit dem man sich nicht an Kwon hatte rächen wollen für das, was der in der Vergangenheit verbrochen hatte, sondern an Lily. Von einem Amerikaner war die Rede, der sich in einem Café mit ihr unterhalten und gestritten hatte und von ihr verlangte, dass sie ihm etwas zurückgab, was sie gestohlen hätte, doch außer dass dieser Amerikaner recht jung ausgesehen und ein verschlissenes grünes Militärhemd und Bluejeans getragen hatte, wusste niemand etwas.
    Kwon durchsuchte ihr Zimmer, versuchte irgendeinen Grund dafür zu finden, warum jemand Lily ermordet hatte, die unschuldige Schwester eines Triadenbosses, in dem Wissen, dass das einem Todesurteil gleichkam. Er brauchte nicht lange, um die Geldkassette zu finden, auf der Howard Lucas’ Name stand. Er brach das Schloss auf und fand das Buch, staunte, wie alt es war, blätterte es durch. Er zog ein schwarz lackiertes Holzteil heraus, ein antikes Stück mit Darstellungen, die manchen Leuten vielleicht Angst und Schrecken eingejagt hätten, nicht jedoch einem Mann, der noch viel furchterregendere Tätowierungen am Körper hatte. Da er aber nicht unvernünftig sein wollte, packte er alles wieder sorgfältig ein, legte es zurück in die Kassette und versteckte sie unter dem Bett.
    Kwon eröffnete Jacob, was geschehen war, wiegte das weinende Kind in den Armen. Jacob hatte seine Mutter geliebt und verehrt, und als er endlich aus seiner Trauer erwachte, erklärte er Kwon, er müsse seinem Bruder und seinem Vater von ihrem Tod berichten.
    Und in diesem Moment traf Kwon die Entscheidung, die das ganze weitere Leben und die Welt des Jungen bestimmen und prägen sollte. Er hatte sich immer einen Sohn gewünscht, und er liebte Jacob, als wäre er sein eigen Fleisch und Blut. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, ihn zurück in die USA zu schicken, zurück zu seinem Vater, zu einem Mann, auf den er einen solchen Zorn hatte. Denn Howard Lucas hatte seine Ehefrau Lily geschlagen, hatte sie zahllose Male verprügelt, aber er hatte nie versucht, seinen Sohn zu finden, hatte keinen einzigen Versuch unternommen, Kontakt zu ihm aufzunehmen.
    Das war der letzte Ort auf der Welt, an den Kwon den Jungen hätte ziehen lassen. Und so erzählte er Jacob eine Geschichte, um dessen Sehnsucht nach diesem Ort auszulöschen, noch bevor sie überhaupt aufkommen konnte. Er erzählte ihm vom Tod seiner Mutter, dass das amerikanische Militär die Hand im Spiel hatte, dass sein Vater einen Auftragsmörder gedungen und losgeschickt hätte, um die Kassette von seiner Mutter zu stehlen. Es war eine Tat aus Eifersucht und aus blindem Hass auf alles, was chinesisch war.
    In jener Nacht verlor der kleine Jacob nicht nur die Mutter, sondern auch den Vater, und Kwon nahm sich des am Boden zerstörten Jungen an und zog ihn groß wie seinen eigenen Sohn. Er dachte daran, Lilys Ehemann zu töten, doch er hatte ihr ein Versprechen gegeben. Und noch wichtiger: Dass Howard noch am Leben war, konnte sich für Kwon als nützlich erweisen.
    Und auf ähnlich finstere Art und Weise, mit der er seine eigenen Leute manipulierte, prägte er auch weiterhin Jacobs Gedanken und Meinungen. Mit der Zeit begann Jacob, seinen Onkel zu mögen, China, Macao und Hongkong zu mögen. Sein Onkel vermittelte ihm die Gesetze und Gepflogenheiten der Straße und der Welt aus seiner ganz persönlichen Sicht, und so dürstete Jacob schließlich regelrecht danach, das Erbe seines Vaters abzulegen und das seiner Mutter, seine chinesische Hälfte, anzunehmen.
    Kwon brachte ihm bei, wie man richtig kämpfte, eine Mischung von Stilrichtungen, die auf die Straße passte. Er unterwies ihn in den verschiedenen Formen des Wushu , der Kampfkunst, die man in Amerika Kung Fu nannte; er zeigte ihm, warum unterschiedliche Situationen unterschiedliche Methoden verlangten. Er brachte ihm bei, mit einem Dao umzugehen – dem chinesischen Schwert. Er zeigte ihm, wie wunderschön

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