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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Geschöpf und runzelte unter seinem dichten Fell womöglich die Stirn. »Nein, ich besitze ja all meine Bücher und habe mich mit vielen alten Sprachen befasst, um meiner Vergangenheit auf die Spur zu kommen. Ständig lerne ich neue Worte. Erst gestern habe ich entdeckt, dass unser Wort für ›Jorsalir‹ weit zurückliegende Ursprünge hat.«
    Jurro musterte die Schriftrolle und hielt sie dann an eine Kerze. Jeryd zuckte zusammen, da er sein einziges echtes Beweisstück bereits in Flammen aufgehen sah.
    »Ja, ich kann diesen Text vermutlich für Euch deuten«, sagte der Dawnir schließlich. »Möchtet Ihr Papier und Tinte zum Mitschreiben?«
    »Gern.«
    Das Geschöpf suchte ein Weilchen unter verschiedenen Bücherstapeln, bis es ein leeres Pergament und eine Feder gefunden hatte. »Bitte sehr!«
    Jeryd setzte sich mit gezückter Feder an einen Tisch.
    »Hier heißt es: ›Wir haben die Ausstattung und die Möglichkeiten und können binnen Tagen fünftausend beseitigen und heimlich und bequem im Meer versenken. Und es gibt genug unterirdische Gänge, um Eure Reinigungspläne zu erleichtern. Dabei denke ich an die alten Fluchttunnnel. Unsere geliebte, altehrwürdige Stadt erlaubt uns also, diesen Schandfleck zu tilgen.‹ Der Rest des Schreibens ist verschmiert, vermutlich durch Feuchtigkeit.«
    Jurro sah auf. »Habe ich Euch unerwünschte Neuigkeiten mitgeteilt, Herr Ermittler?«
    Jeryd holte tief Luft, bedachte, was er gehört hatte, rollte das Pergament mit seinen Notizen zusammen und schob es sich unter den Umhang. »Das war ausgezeichnete Arbeit, Jurro. Vielen Dank für Eure Mühe!«
    Fünftausend Tote? , überlegte er. Was geht da vor? Ist das wirklich für unsere Stadt geplant? Aber warum sollte der Rat fünftausend töten wollen?
    »Woher habt Ihr dieses Schreiben?«, fragte Jurro und gab dem Ermittler den Brief zurück.
    »Von jemandem, der viel zu hoch oben steht«, erwiderte Jeryd.
    »Ihr Rumel lebt doch länger als Menschen, stimmt’s?«
    »Drei- bis viermal so lange, wieso?«
    »Darum arbeiten in der Inquisition so wenig Menschen, ja?« Der Dawnir rieb gedankenverloren an einem Stoßzahn.
    »Je älter die Ermittler, umso besser, denn so erinnern sie sich auch weit zurückliegender Fälle. Wir kennen die Stadt und ihre Sitten und Gebräuche sehr genau. Das sagen wir uns jedenfalls, doch der Legende zufolge wurde diese Praxis in dem Vertrag festgelegt, der bei der gemeinsamen Gründung Villjamurs geschlossen wurde, um beide Gattungen zufriedenzustellen. Es sitzen nicht viele Rumel im Rat – deshalb ist es ein schönes Zugeständnis, dass wir für die Einhaltung der Gesetze sorgen.«
    »Das dachte ich mir schon, bekomme es aber gern noch mal bestätigt. Ich sauge alle Fakten auf wie ein Schwamm.«
    »Vielleicht solltet Ihr wirklich etwas öfter aus dem Haus gehen.«
    »Das habe ich vor.«
    »Tryst.« Ermittler Jeryd sah in das kleine, fensterlose Büro seines Untergebenen. Eine Laterne stand auf dem Tisch, an dem der junge Mann saß.
    Der Gehilfe sah von seinen Unterlagen hoch. »Jeryd, kommt rein!« Er stand auf und winkte seinen Chef ins Zimmer.
    Der Rumel trat ein, schloss die Tür und warf einen Blick auf den Teller mit gebratenen Heuschrecken. Ständig isst der Kerl und bleibt doch schlank wie eine Weide . »Arbeitest du an etwas Besonderem?«
    »Ich prüfe nur die Bilanzen einer kleineren Abteilung des Rats, um interessante Geldbewegungen aufzuspüren.« Als er Jeryds Miene sah, fügte er hinzu: »Ihr scheint etwas auf dem Herzen zu haben.«
    Jeryd brannte darauf, das von dem Dawnir Übersetzte zu besprechen, doch dies war der falsche Zeitpunkt. Gehilfe Tryst war eben zu unerfahren, um ihm so … Tiefgreifendes anzuvertrauen. Zudem hegte Jeryd Vorbehalte hinsichtlich seines Charakter. »Ob du mir einen Gefallen tun kannst, da ich einige neue Ideen zum Mord an den Ratsherrn habe? Vermutlich hatten wir recht, die Hure zu verdächtigen, aber ich habe noch immer keine handfesten Beweise.« Jeryd teilte ihm seine jüngsten Überlegungen mit.
    Tryst setzte sich auf, und das Laternenlicht malte ausdrucksstarke Schatten auf sein Gesicht. »Das hört sich verheißungsvoll an, aber woran dachtet Ihr?«
    »Sie soll beschattet werden. Vielleicht kannst du sie einige Tage beobachten?«
    »Seid Ihr denn zu beschäftigt dafür?«
    Der ist echt gerissen , dachte Jeryd, und sein Schwanz zuckte vor Ärger. »Ja. Ich suche nach einem Motiv und möchte darum in nächster Zeit die Tätigkeit des Rats

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