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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Gish wartet schon ein Langschiff auf Euch. Nehmt so viele Nachtgardisten mit, wie Ihr für nötig haltet.«
    »Danke«, erwiderte Brynd. »Apropos Nachtgarde – Ihr habt vermutlich gehört, was uns in Dalúk widerfahren ist?«
    »Allerdings. Einer Eurer Männer – ein Hauptmann Apium Hol, denke ich – hat gestern Abend die Gäste einiger Kneipen und heute Mittag alle Besucher des großen Balmacara-Esssaals darüber in Kenntnis gesetzt. Ich dagegen habe davon erst durchs Küchenpersonal erfahren. Eine sehr ärgerliche Art, über solche Neuigkeiten informiert zu werden, zumal für einen Mann von meiner –«
    »Mir geht es darum«, unterbrach Brynd ihn, »wie wir in einen Hinterhalt geraten konnten. Angeblich war unser Auftrag nur ranghohen Mitgliedern des Rats bekannt.« Er sah dem Kanzler direkt in die Augen. Urtica bewegte sich ein wenig, behielt aber seine besorgte Miene bei.
    »Das ist in der Tat eine Tragödie, doch solche Dinge, Kommandeur, geschehen nun mal bei Militäreinsätzen. Wenn es eine Möglichkeit gäbe –«
    »Ich versuche nur herauszufinden, warum meine Männer unnötigerweise gestorben sind, Herr Kanzler.«
    »Wir werden das für Euch untersuchen, doch unterdessen habt Ihr die Aufgabe, Jamur Rika zurückzugeleiten.«
    »Und wenn sie nicht heimkehren will?«, fragte Brynd. »Es ist kein Geheimnis, dass sie den Kaiser dafür verachtet hat, wie er ihre verstorbene Mutter behandelte.«
    »Der Kaiser weilt nicht mehr unter uns, und es ist Eure Aufgabe, sie zu überzeugen. Wir hier brauchen sie. Villjamur braucht sie.«
    Brynd verstand die Dringlichkeit nicht – schließlich bestimmte der Rat die kaiserliche Politik, und Johynn hatte stets nur dessen Gesetze und Verordnungen unterschreiben müssen. »Dann breche ich also morgen früh auf«, sagte er.
    Ratsherr Boll ergriff das Wort, ein schlanker, kleiner Mann, der ohne sein graues Haar und die verwitterte Haut wie ein Kind ausgesehen hätte.
    »Kommandeur, kürzlich sind auch Dinge vorgefallen«, begann er, »auf die wir uns keinen Reim machen können. Wir bekommen immer wieder Nachrichten über eine Mordserie auf Tineag’l. Und Menschen verschwinden dort in rauen Mengen. Allerdings sind das nur mündliche Überlieferungen leicht zu beeindruckender Einheimischer, und wir warten noch auf Informationen aus seriöseren Quellen.«
    »Soll ich das untersuchen? Und Bericht erstatten?« So eine Mission war nicht gerade üblich für Brynd.
    »Mehr oder weniger«, versetzte Urtica. »Aber damit habt Ihr Euch erst nach Eurer Rückkehr zu beschäftigen. Doch Ihr versteht wahrscheinlich unsere Sorge, dass eine Macht in den Resten unseres Kaiserreichs herumstochert und wertvolle Untertanen tötet.«
    »Sofern das Eis sie nicht vorher erwischt«, erwiderte Brynd scharf.
    »Allerdings«, sagte Urtica und wandte sich an Eir. »Jamur Eir, in dieser so unglücklichen Zeit bitte ich Euch, im Namen Eurer Schwester vorläufig die Verwaltung der Stadt zu übernehmen.«
    »Natürlich, Kanzler Urtica«, erwiderte Eir schlankweg. »Ich werde alles Erforderliche tun.«
    »Demnächst wird es eine öffentliche Bekanntmachung geben«, schloss Urtica. »Dank Euch beiden für Eure Zeit!«
    Das war eine ziemlich abrupte Verabschiedung, aber wenigstens waren sie nicht länger dort drin. Auf dem Rückweg musste Brynd, der sich etwas hinter Eir hielt, ein Lächeln unterdrücken: Kaum war er nach Villjamur zurückgekehrt, hatte er die Stadt wieder zu verlassen.
    Brynd war zum Essen bei Eir eingeladen, der vorläufigen Verwalterin von Villjamur. Er hatte oft mit dem verstorbenen Kaiser gespeist, und das Gespräch war dann unweigerlich auf die letzte Mission oder Taktiken der Kriegsführung gekommen, doch er hatte sich in Eirs Anwesenheit stets unbehaglich gefühlt, denn er war der Ansicht, er sollte am Esstisch nicht über Krieg reden. Als sie an diesem Abend an ihrem Hummer herumstocherte, saß sie kerzengerade da und trug noch immer das schwarze Kleid, das ihre bleiche Haut bei dieser Beleuchtung so weiß schimmern ließ wie die seine.
    »Wie fühlt Ihr Euch?«, fragte er schließlich.
    Ihr Blick zeigte, dass sie geistig ganz woanders war. »Gut«, stieß sie hervor und sah wieder auf ihren Teller.
    Diverse Tierfelle zierten Mauern und Boden, und im schwachen Licht des prasselnden Kaminfeuers sah es aus, als wären sie von wiederbelebten Kadavern umzingelt.
    »Freut Ihr Euch auf die Rückkehr Eurer Schwester?«
    »Sehr.« Eir sah auf, und ihre Augen waren plötzlich heller. »Es ist

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