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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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gegenüber an den Tisch, und ich fand ihn gut aussehend. Wir sprachen einige Zeit lang über Literatur, und er hat immer wieder für uns nachbestellt. Insgesamt war er ein ziemlicher Charmeur. Ich war einsam. Er war intelligent. Ihr seid ein Mann von Welt – also wisst Ihr, wie diese Dinge geschehen.«
    »Allerdings.« Na ja, eigentlich nicht , besann er sich – es ist schon viel zu lange her, seit ich so was das letzte Mal gemacht habe. Jeryd setzte sich auf den anderen Stuhl und vergewisserte sich, dass Tryst jede Einzelheit notierte. »Und danach seid Ihr hierhergekommen?«
    »Ja«, gab sie zu.
    »Wie spät war es da?«, fragte Tryst.
    »Ungefähr zehn.«
    »Er war offenbar von der schnellen Truppe«, bemerkte Jeryd.
    Tuya lachte überraschend herzlich. »Ich war einsam, und er schien mir jemand, mit dem ich Spaß haben konnte. Wir sind direkt hierher gegangen.«
    »Und Euch ist auf dem Weg niemand und nichts Seltsames aufgefallen?«
    »Nein, gar nicht. Allerdings hab’ ich auch nicht sonderlich darauf achtgegeben.«
    »Gut, und dann?«
    »Wir kamen also hier an und … na ja.«
    »Es kam zum Geschlechtsverkehr?«
    »Allerdings, Herr Ermittler, doch ich sage lieber, dass wir uns geliebt haben.«
    »Für Liebe ging es doch wohl etwas flott, findet Ihr nicht?« Ein leichter Groll ergriff ihn.
    Tuya spielte mit dem Saum ihres Nachthemds.
    »Wann hat er Euch verlassen?«, fragte Jeryd.
    »Er ging erst am frühen Morgen. Da war ich ziemlich fest eingeschlafen.«
    »Und Ihr habt nichts gehört oder gesehen, was Ihr als ungewöhnlich einschätzen würdet?«
    »Nur das, was man in jeder Nacht hört – Betrunkene, die sich unten auf der Straße zanken; Pferdehufe auf dem Pflaster.«
    Etwas war eigenartig an ihrem Lächeln – sie schien dabei nicht zufrieden zu sein. Jeryd erhob sich und sah Tryst an. Der junge Gehilfe stand auf und schob seinen Stuhl zurück.
    »Das ist immerhin ein Anfang«, sagte Jeryd. »Wir müssen noch einige weitere Leute befragen.« Er hatte keine konkreten Pläne, wollte sie aber etwas unter Druck setzen, indem er den Eindruck erweckte, viele Spuren zu verfolgen.
    »Ihr wollt schon wieder gehen?«, fragte Tuya. »Dabei bin ich doch sicher die Hauptverdächtige?«
    »Bei weiteren Fragen treffen wir Euch normalerweise hier an, vermute ich?« Jeryd überflog einmal mehr die im Zimmer verteilten Antiquitäten.
    »Ja, aber ich möchte Euch raten, anzuklopfen und abzuwarten.« Sie blinzelte Tryst zu.
    Die Verlegenheit des jungen Mannes hätte Jeryd beinahe laut auflachen lassen.
    »Na, was meinst du?«, fragte Tryst, als sie die Wendeltreppe hinabstiegen. Seine Stimme hallte hohl von den nackten Steinen wider.
    »Das lässt sich noch nicht sagen. Der Ratsherr hatte viele Feinde.«
    »Vielleicht ist seine Frau ihm auf die Schliche gekommen.«
    »Binnen einer Nacht? Unwahrscheinlich. Das war sicher ein einmaliger Seitensprung. Einsame Frau, reicher, cleverer Mann. Das hab ich viel zu oft gesehen.«
    »Na, womöglich geht mein Treffen mit Ghale glücklicher aus.«
    Jeryd sah seinen Gehilfen an. »Du sprichst von unserer Sekretärin?«
    »Allerdings.«
    »Ach, zu weiche Haut«, brummte Jeryd und stieß die Haustür auf. »Du musst dir was Härteres suchen, ein Mädchen, das Richtung Rumel schlägt. Die sind nämlich für die Langstrecke geschaffen.«
    »Und wann werdet Ihr eine neue Frau bekommen, da Ihr nun ein freier Mann seid?«
    Als Jeryd aus dem Haus trat, ließ die grelle Sonne ihn zusammenzucken, und Tryst schloss die Tür hinter ihnen. Er schaffte es nicht, sich eine andere Partnerin als Marysa vorzustellen: Sie war erst vor Kurzem gegangen. Es gab zu vieles, was er erst wieder lernen musste. »Für diese Art Spiele bin ich zu alt.«
    »Man ist nie zu alt«, entgegnete Tryst.
    »Tja, ich war in diesen Dingen ohnehin nie besonders gut.« Sofort fiel ihm wieder ein, was Marysa alles für ihn getan hatte und wie unvollständig er ohne sie war.
    Er wandte sich ab und ging die Straße entlang. Rasch kehrten seine Gedanken zu der Hure und dem toten Politiker zurück.

KAPITEL 7
    Brynd wartete geduldig neben Eir im Flur vor dem Ratssaal, in dem alle Pläne und Vorhaben für Villjamur und das Reich besprochen wurden. Seit Stunden saßen sie nun dort, und der Kommandeur begriff, dass er als Diener Jamurs gezwungen war, sein Leben mit Anreisen, Abreisen und Warten zu vertun.
    Die beiden saßen in trübseligem Schweigen da, und es tat Brynd leid, dass Eir in so jungen Jahren den Tod ihres Vaters hatte mit

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